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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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so ganz zufrieden bin. Er hat zu viele Dienstboten, die er bedauerlich schlecht kontrolliert.«
    Lady Birkhurst hatte die Angewohnheit, von ihrem Sohn in der dritten Person zu reden, auch wenn er anwesend war. Freddie schien sich nicht daran zu stoßen. Er strahlte sie sogar an.
    Lady Bridget war sehr erleichtert darüber, daß sie sich endlich wieder einem vertrauten und eingefahrenen Thema zuwandten. »Da stimme ich Ihnen völlig zu. Ich finde auch, mit zu vielen Dienstboten handelt man sich nur Ärger ein.« Dem erstaunten Blick ihrer Tochter wich sie wohlweislich aus. »Noch dazu im Haus eines Junggesellen.« Die Betonung auf dem Wort ›Junggeselle‹ trieb Olivia die Röte in die Wangen. Ihre Tante ließ sich jedoch nicht mehr von ihrem Ziel abbringen.
    Sie sah Freddie an und rief: »Strenge Kontrolle ist die Antwort, Mr.Birkhurst. Ich nehme an, Sie achten wenigstens hin und wieder darauf, zu zeigen, wer der Herr im Haus ist!«
    Freddie strahlte noch immer: »Aber ja. Ich gebe meine Anweisungen und alles andere überlasse ich ihnen.«
    »Und natürlich überprüfen Sie die täglichen Ausgaben«, sagte Lady Bridget mit funkelnden Augen.
    »Gewiß, Lady Bridget – das heißt Salim, mein Kammerdiener, tut das. Ich gebe ihm an jedem ersten des Monats tausend Rupien, und er und Raschid Ali, mein Koch, sorgen dafür, daß alles im Haus wie am Schnürchen läuft.«
    Lady Bridget wurde blaß. »Eintausend Rup …?« Ihr versagte die Stimme. Sie griff nach dem Fächer und fächelte sich heftig Luft.
    »Mein Gott, mein Gott, Mr.Birkhurst, für meinen Haushalt brauche ich die Hälfte!«
    Olivia fing Estelles Blick auf und drehte schnell den Kopf zur Seite, um ein Kichern zu unterdrücken. Estelle hustete und nutzte die Tatsache, daß die Aufmerksamkeit ihrer Mutter von anderen Dingen in Anspruch genommen war, um sich noch ein Plätzchen in den Mund zu schieben. Dann stand sie auf und betrachtete sehr interessiert den eleganten Salon mit seinen vergoldeten Spiegeln, den Louis-Quinze-Sesseln, Ebenholzvitrinen und Nußbaumschränken, den Brokatvorhängen und kostbaren französischen Gobelins. Olivia sah keine Möglichkeit, ihren Platz zu verlassen. Deshalb senkte sie den Blick ergeben auf ihr gebügeltes blaues Leinenkleid (mit dem weißen Gürtel!).
    Lady Birkhurst hörte aufmerksam zu, während Lady Bridget sich darüber ausließ, wie wichtig es sei, dem eingeborenen Personal genau auf die Finger zu sehen. Dann erklärte sie sarkastisch: »Mein Sohn hat keinen Sinn für Geld, Lady Bridget.« Sie bedeutete einem Diener, die Kuchenplatten herumzureichen. »Er glaubt, Geld wächst an Bäumen, wo man es zweimal im Jahr ernten kann.« Sie hob ihre Lorgnette und bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Freddie hat nicht genug zu tun. Er braucht eine Aufgabe!«
    Offiziell stand Freddie an der Spitze des blühenden väterlichen Unternehmens, aber es war allgemein bekannt, daß er nur selten in seinem Büro erschien. Das Handelskontor Farrowsham leitete sehr kompetent ein griesgrämiger, geschäftstüchtiger Schotte namens Willie Donaldson. Er machte kein Geheimnis daraus, daß sein theoretischer Vorgesetzter ein beträchtliches Einkommen bezog, damit er sich nicht in die Geschäfte einmischte. Einem in ganz Kalkutta bekannten Witz zufolge sahen sich Freddie und Willie nur selten, denn wenn der eine zu Bett ging, stand der andere auf und umgekehrt. Und doch war Freddie trotz seiner vielen Fehler allgemein beliebt – nicht nur bei Müttern mit heiratsfähigen Töchtern. Das hatte zwei Gründe: Freddie war ungeheuer großzügig und so gutmütig, daß man ihn einfach nicht beleidigen konnte. Gerade lächelte er seine Mutter einfältig an.
    »Mr.Birkhurst braucht«, erklärte Lady Bridget energisch und kam damit zur Sache, »eine Frau!«
    Olivia schloß vor Verlegenheit die Augen. Estelle stand mit dem Rücken zu ihnen und betrachtete eingehend die hübschen emaillierten französischen Schnupftabakdosen in einer Glasvitrine, aber ihre Schultern zuckten verräterisch. Lady Birkhurst verlagerte das Gewicht, richtete die Lorgnette auf Olivia und musterte sie eingehend.
    »Ja! O ja …«, murmelte sie, »das auch!« Olivia kochte vor Wut, aber sie konnte der eingehenden Prüfung nicht ausweichen. »Ich höre, Sie kommen aus unseren Kolonien auf der anderen Seite des Atlantik, Miss O’Rourke?«
    Es war die erste, direkt an Olivia gerichtete Frage. »Ja, Lady Birkhurst, aber Amerika ist keine Kolonie mehr. Wir haben 1776 unsere

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