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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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war, hatte er genug schwarze, weiße, gelbe und sogar gescheckte Flittchen. Aber Freddie hat keine Kraft und kann solche Exzesse nicht länger vertragen. Wenn er nicht bald an die Kandare genommen wird, ist er in einem Jahr tot.«
    Olivia war schockiert. Doch hinter der scheinbaren Gefühllosigkeit, mit der Lady Birkhurst diese schrecklichen Dinge gesagt hatte, spürte sie den echten Kummer einer verbitterten Mutter. Olivia war zwar entschlossen, das lächerliche Angebot zurückzuweisen, aber ihr Mitgefühl zwang sie, im Augenblick zu schweigen.
    »Nur eine starke Frau kann Freddie retten«, fuhr Lady Birkhurst mit entschlossenem Ton fort, »eine Frau mit gesundem Menschenverstand, die nicht verwöhnt und dem Luxus verfallen ist. Eine Frau mit Charakter. Es kommt nicht darauf an, daß sie ihn liebt. Sie muß sich nur seiner annehmen, ihm den Rücken stärken, seine vielen Fehler und Schwächen akzeptieren und vergeben – und natürlich muß sie ihm einen Erben schenken. Dann bin ich zufrieden.«
    Olivia sah sie erstaunt an. Sie hätte beinahe laut gelacht. Konnte eine ›starke‹ Frau mit ›Charakter‹ sich auf diesen Kuhhandel einlassen? Und mit welch zynischer Geringschätzung hatte sie das Bedürfnis einer Frau nach Liebe abgetan …!
    Lady Birkhurst schien ihre Gedanken zu lesen, denn sie sagte scharf:
    »Liebe vergeht, aber materielle Sicherheit ist ein dauerhafter Ausgleich, Olivia.« Sie beugte sich vor. Die wäßrigen Augen waren hart, und ihre Stimme klang noch sachlicher. »Denken Sie daran, Olivia, in der ganzen Welt gibt es keine Tür, die Freddies Frau einmal verschlossen bleibt. Ein englischer Adelstitel auch ohne Geld steht selbst in Amerika in hohem Ansehen, und ein Titel mit Geld öffnet jede Tür. Außerdem gibt es Dinge, die ich noch nicht erwähnt habe …« Sie schwieg, und ihr Gesicht wurde wieder weich. »Freddie mag viele Fehler haben, aber im Grunde seines Herzens ist er großzügig und gutmütig. Er verlangt von anderen nur wenig. Vielleicht ist er deshalb ein solcher Dummkopf. Seine Frau wird Freiheiten haben, die anderen verwehrt sind … Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Olivias Schock verwandelte sich in Entsetzen. »Ja, sehr deutlich, Lady Birkhurst. Offensichtlich finden Sie nichts dabei, von einem Mann zu verlangen, daß er die Seitensprünge seiner Frau toleriert!«
    »Freddie würde sich nicht beklagen«, erwiderte seine Mutter ungerührt, »er würde es vermutlich nicht einmal merken.«
    Olivia holte tief Luft, stand auf und ging zum Fenster. Sie konnte einfach nicht glauben, daß sie dieses unmögliche und beleidigende Gespräch mitmachte. Sie fühlte sich gedemütigt und beschmutzt. Innerlich lehnte sie sich gegen die Ungeheuerlichkeit auf und war wütend auf ihre Tante, die sie in diese entwürdigende Situation gebracht hatte. Am liebsten hätte sie empört das Zimmer verlassen, aber zuerst wollte sie ihren Standpunkt ebenso offen klarstellen wie Lady Birkhurst. Sie richtete sich auf und drehte sich um. »Die hohe Meinung, die Sie von mir haben, ist sehr schmeichelhaft, Lady Birkhurst«, sagte sie so kalt wie möglich, ohne aggressiv zu klingen. »Ich versichere Ihnen, daß ich das Lob nicht verdiene. Und deshalb glaube ich, Ihnen sagen zu müssen, daß ich Ihren Vorschlag nicht annehmen kann! Ich habe nichts gegen Ihren Sohn, aber ich empfinde ein so kaltblütiges Geschäft als Beschimpfung. Sie haben mich aufgefordert, offen zu sein, Lady Birkhurst, und deshalb will ich Ihnen sagen, daß ich Ihren Vorschlag absolut unannehmbar finde – obwohl andere es vielleicht nicht so sehen würden.« Sie schwieg und setzte sich mit glühenden Wangen. Ihre Worte schienen Lady Birkhurst nicht zu beeindrucken, denn sie beugte sich vor und schob gelassen eine Weintraube in den Mund. »Andere!« rief sie, »die anderen sehen nichts als die Stellung, den Titel und den Reichtum …«
    »Und warum sind Sie so sicher, daß ich nicht auch so bin?« fragte Olivia herausfordernd. »Wie Sie selbst gesagt haben, lassen wir Amerikaner uns ebenfalls von Titeln beeindrucken. Obwohl ich Ihnen gestehen möchte, daß mein Vater …«
    »Mein liebes Kind, ich bin nicht von gestern! Ich habe zwei Töchter verheiratet, und ich weiß, daß man sich auf dem Heiratsmarkt mit der Wahrheit gewisse Freiheiten erlauben darf. Offengestanden, es ist mir gleichgültig, wer oder was Ihr Vater ist. Als Tochter von Lady Bridgets Schwester erfüllen Sie die gesellschaftlichen Anforderungen. Mich

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