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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Ohren des Maharadscha von Kirtinagar süß. Er braucht für sein Bewässerungsprojekt unbedingt Kapital und würde seine rechte Hand geben, um sofort anfangen zu können. Bis er mit der Kohle Gewinne macht, muß er noch Jahre warten. Wir bieten ihm das Geld auf der Stelle. O ja, er denkt an Geld – er möchte nur einen höheren Preis erzielen. Es ist noch ein langer Weg, bis wir zu einem Abschluß kommen … ja, ein langer Weg.« Er schloß müde die Augen und rieb sich mit den Fingerspitzen die Augenlider.
    Die Falten in seinem Gesicht verrieten nur allzu deutlich die Erschöpfung, und Olivia sah ihn besorgt an. »Tante Bridget hat recht«, sagte sie leise und berührte seine Hand, »du mußt Urlaub machen, Onkel Josh. Ein paar Tage in Barrackpore werden Wunder wirken. Wie ich höre, kann man dort sehr gut angeln.«
    »Barrackpore?« Er schlug stirnrunzelnd die Augen auf. »Mach keine Witze, Olivia! Bei der bevorstehenden polizeilichen Untersuchung kann ich doch nicht die Stadt verlassen! Bridget wird mit euch beiden allein fahren müssen.«
    »Darum geht es doch nicht. Tante Bridget sagt, du brauchst ein paar Tage Erholung.«
    Mit einer wegwerfenden Handbewegung sagte er: »Dann bleiben wir eben alle hier.«
    Er war wieder völlig wach, griff nach den Akten auf dem Tisch und begann zu lesen. Olivia wußte, sie konnte ihn jetzt allein lassen.
    Wenn Sie nicht nach Barrackpore fahren wollen, werden Sie nicht fahren. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.
    Während Olivia das abendliche Ritual überwachte, bei dem das Moskitonetz sorgfältig um die Bettpfosten drapiert wurde, erinnerte sie sich plötzlich an Raventhornes letzte Sätze. Sie schickte die Aja aus dem Zimmer, sank in einen Sessel und dachte nach. Es wurde ihr flau im Magen. Wer außer Raventhorne hätte so etwas mit dieser Sicherheit sagen können? Gab es einen besseren Beweis dafür, daß er bei diesem hinterhältigen und gemeinen Überfall die Hand im Spiel hatte?
    Olivia wußte, daß viele Leute in Indien schwere Vorbehalte gegen den Opiumhandel hatten. Aber sie bezweifelte, daß Jai Raventhornes Motive etwas mit moralischen Grundsätzen zu tun hatten. Er handelte nur aus Rache. Bei diesem Gedanken schwand ihr Mitleid für den armen Jungen aus Kinjals Geschichte. Ihm mochte einmal schweres Unrecht zugefügt worden sein, aber jetzt verdiente er nur Verachtung.
    *
    »Das Schreckliche an Gurken ist«, sagte Lady Birkhurst, während sie nach dem Teegebäck anstelle der kleinen Appetithappen griff, »man kann nicht mehr damit aufhören. Finden Sie nicht auch, Lady Bridget?«
    »Hm, ja. Ja natürlich.«
    »Bei Tomaten ist das anders.« Als Bekräftigung nahm sie von einer zweiten Platte ein verführerisches Häppchen. »Das ist jedenfalls meine Erfahrung – und Ihre?«
    »Hm, ja. Ja, ja.«
    »Die Kerne sind natürlich lästig. Sie bleiben zwischen den Zähnen stecken, und in Gesellschaft ist das unangenehm, denn man bekommt immer nur diese dicken Bambusstäbchen, mit denen man nicht diskret in den Zähnen stochern kann. Finden Sie nicht auch?«
    Lady Bridget versuchte, das Beste aus der einseitigen Unterhaltung zu machen und stimmte ihrer Gastgeberin bereitwillig zu. Für Olivia war es von großem Vorteil, daß Lady Birkhurst sich so gerne reden hörte, daß niemand sonst zu Wort kam. Aber da sie nur über das Thema Essen sprach – die Leidenschaft ihres Lebens und ihrer Konversation –, begann Olivia sich allmählich schrecklich zu langweilen. Sie saßen nun schon beinahe eine Stunde in dem prächtigen Palais an der Esplanade, und mit enervierender Hartnäckigkeit drehte sich weiterhin alles um die leiblichen Genüsse. Olivia saß rechts neben Lady Birkhurst und hörte trübsinnig schweigend zu, denn sie hatte es schnell aufgegeben, überflüssigerweise einsilbige Bemerkungen zur ›Unterhaltung‹ beizusteuern. Tante Bridget saß mit Argusaugen und gespannter Aufmerksamkeit ihr gegenüber auf der anderen Seite des niedrigen Onyxtischs mit den bronzefarbenen Messingbeinen. Freddie – die Haare glatt und ordentlich zurückgekämmt, und mit einem Kragen, der so steif und förmlich wirkte wie sein Gesicht – unterhielt sich in der Fensternische leise mit Estelle. Er fühlte sich offenbar nicht sehr wohl in seiner Haut. Seine Augen bekamen nur dann etwas Glanz, wenn er sehnsüchtige Blicke auf Olivia warf, die bewußt nicht darauf reagierte.
    »Ich weiß nicht«, erklärte Lady Birkhurst und wechselte plötzlich das Thema, »ob ich mit Freddies Haushalt

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