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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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schlaues Buch rät: »Wenn dich Insekten plagen, iss sie auf. Dann hast du zwei Probleme weniger: Ärger weg, Hunger weg.« Quatsch, dann habe ich ein Problem mehr, dann ist mir nämlich auch noch schlecht.
    0.07 Uhr   Mensch, es ist schon kurz nach Mitternacht und ich kann überhaupt nicht einschlafen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, mit Schlafsack und Isomatte hier draußen am Seeufer zu übernachten. Aber ich hatte ja gar keine Wahl. Hätte ich mich stattdessen ins Mädchenzimmer legen und abwarten sollen, ob Vicky von ihrem nächtlichen Date mit Tom zurückkommt oder ob sie gleich ganz bei ihm pennt? Nee, das schaffe ich nicht. Noch nicht. Außerdem kann man hier draußen um diese Zeit textilfrei baden. Habe ich eben gemacht. Fühlte mich wie eine Nixe. Mit jeder Körperzelle habe ich gespürt, dass ich lebe.
    0.09 Uhr   Zum Glück ist es hier nicht dunkel. Der Mond über mir ist groß und hell. Seitlich nimmt er schon ein bisschen ab,aber ein paar helle Nächte habe ich noch. Außerdem besitze ich eine Taschenlampe, die sehr praktisch ist. Wenn das Licht schwächer wird, muss man nur ein paar Minuten kurbeln, dann ist es wieder hell. Auf diese Weise kann ich schreiben, so lange ich will. Und Krabbeltiere finden, die mich kitzeln. Bäh, da ist wieder eins auf meinem Arm. Was ist es denn diesmal? Aha, eine Ameise.
    0.12 Uhr   Boah, bin ich cool! Seit vorgestern bin ich echt ziemlich gereift. Ich kreische nicht mal mehr bei Insekten! Wenn Paps das sehen würde, er würde es nicht glauben.
    Die Bäume, die Tiere und die Stille machen mich ganz ruhig. Davon will ich mehr haben, deswegen schlafe ich jetzt ein paar Nächte lang hier draußen und werde eins mit der Natur. Sollte es regnen, krieche ich einfach unter eins der Boote, die hier umgedreht am Strand trocknen. Sie liegen an einer Seite auf einem Baumstamm auf und so entsteht ein breiter Spalt zwischen Boot und Sand, durch den ich locker durchpasse. Wenn man darunter liegt, fühlt man sich wie in einer Höhle. Selbst Ötzi würde sich dort wohlfühlen.
    Aber im Moment liege ich lieber unter freiem Himmel. Da sind ganz viele Sterne über mir, schöööön.
    Ich habe mich verändert. Gelassenheit und Ruhe, das ist die neue Lilia.
    0.18 Uhr   Als ich gestern unter der Linde saß, war mein bisheriges Leben ganz weit weg. Nah waren nur der Baum über mir und die Amsel, die darin sang. Der Holunderblütensaft in meinem Glas. Die Hummel, die um mein Glas summte, weilder Saft so duftete. Und die Luft um mich herum, die genau dieselbe Temperatur wie meine Haut hatte. Ich fühlte mich in diesem Moment ein bisschen, als wäre die Luft gar nicht da. Oder vielleicht auch, als wäre ich gar nicht da. Was ich sagen will: Ich wusste nicht genau, wo ich aufhörte und die Luft anfing, das war ein schönes Gefühl.
    Und dann kam Tom. Plötzlich stand er vor mir.
    Und ich? Was tat ich? Nichts! Ich fühlte nicht mal besonders viel. Klar, ich war erstaunt, als er so unerwartet auftauchte. Aber ich dachte nicht, wo kommt denn der jetzt her, und auch nicht, Mist, mein T-Shirt hat einen Fleck und meine Nase glänzt bestimmt. Ich dachte einfach nur, oh, da ist ja Tom. Und ich hab mich gefreut, ihn zu sehen, so, wie ich mich schon immer gefreut habe, wenn er vor mir stand.
    Das war auch ein schönes Gefühl. Tom und ich – wir sind und wir bleiben Freunde. Alles andere zählt doch eigentlich gar nicht.
    Ich wollte gerade etwas in diese Richtung sagen, da kam Vicky. Sie kreischte wie ein Ferkel, sprang Tom an und erwürgte ihn vor lauter Begeisterung fast. Sofort kam mir wieder die Galle hoch und ich hätte am liebsten gegen ihr Schienbein getreten.
    Aber ich habe das nicht getan, ich bin einfach aufgestanden und gegangen. Und kaum war ich weg, wurde ich wieder ganz ruhig. Was hat das mit mir und Tom zu tun, dachte ich.
    Und in diesem Moment habe ich beschlossen: Ich will Vicky nicht mehr bekämpfen. Ich kämpfe auch nicht mehr um Tom. Ich bin keine Jägerin und er ist kein Beutetier. Ich bin auch keine Anglerin und er ist kein Fisch am Haken. Nie, nie, nie wieder will ich in dieses Fahrwasser geraten.
    Wer bitte schön ist Vicky? Sie spielt in meinem Leben dochüberhaupt keine Rolle. Sie ist für mich kein Thema mehr. Was zwischen Tom und ihr läuft, hat nichts mit der Freundschaft zwischen Tom und mir zu tun. Wenn er sich je in Vicky verliebt – okay, soll er. Wir bleiben trotzdem Freunde. Ich werde das künftig trennen. Ich kann das! Vielleicht jetzt noch nicht,

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