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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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wieder sinken.
    Und dann lächelt sie. Auf ihrer Wange erscheinen Grübchen, sie freut sich wirklich, das sieht man.
    »Hi Tom«, sagt sie. Sie will weitersprechen, wird aber unterbrochen.
    »Tooooomileiiiiin, was machst du denn hier? Lass dich drücken!!!«, quietscht Vicky schrill von hinten.
    Lilias Lächeln gefriert.
    Dann wackelt das Bild und wird schwarz.
    Schnitt.
    Ein gelber Lampion schaukelt an einem Zweig. Der Bildausschnitt wird größer und darin erscheinen weitere Lampions, rote, grüne und blaue. Sie hängen an den Ästen einer Linde. Darunter stehen Biertische mit weißen Decken aus Papier. Gänseblümchenketten dienen als Tischdekoration.
    »So«, sagt Toms Stimme aus dem Off. »Ankunftstag, zweiter Teil. Ich habe die Begrüßung knapp überlebt und jetzt ist Party angesagt.«
    Rechts im Bild poliert Maiken Gläser. Sie hat noch ein paar Sommersprossen mehr als sonst, ihre Wangen sind rot, ihre Augen blitzen. Als sie die Kamera sieht, lächelt sie und winkt.
    »Maiken«, sagt Toms Stimme. »Sie war wirklich ein bisschen sauer, weil ich ihr nichts von meinem Job hier erzählt habe, aber dann hat sie es doch cool genommen. Die Idee mit den Videos findet sie super und sie lässt dich schön grüßen.« Maiken wirft ein Kusshändchen in die Kamera.
    Ein braungebrannter Typ im hellgelben T-Shirt tritt neben sie und bewundert die Serviettenschmetterlinge, die Maiken gerade faltet. »Helge«, erklärt Tom. Er spricht leiser weiter. »Hat heute am Steg einen Karpfen geangelt. Hat ihn aber zurück in den See geworfen, weil Maiken fand, dass er traurige Augen hatte. Bahnt sich da was an? Ich bleibe dran. Mehr dazu in den nächsten Folgen!«
    Mit einem Schlenker weicht die Kamera dem Löffel aus, den Maiken nach Tom geworfen hat. Offenbar hat er nicht leise genug gesprochen.
    Im Hintergrund sieht man einen gemauerten Grill, auf dem Würstchen brutzeln. Davor steht ein großer blonder Typ mit jungenhaftem Gesicht.
    »Wer andern eine Bratwurst brät, hat meist ein Bratwurstbratgerät«, ruft er und winkt mit der Grillzange.
    »Das ist Simon, unser Pausenclown.« Tom klingt ein bisschen abfällig, als er das sagt.
    »Und jetzt ich«, sagt eine Mädchenstimme aus dem Hintergrund. Tom dreht sich mit der Kamera um seine eigene Achse und vor der Linse erscheint Vicky mit frechem, weißblonden Kurzhaarschnitt in einem knallroten, hautengen Kleid.
    »Huhu, Felix!«, säuselt sie und winkt. »Na, hast du mich gleich erkannt?« Sie stülpt die Lippen vor wie zu einem Kuss. »Schade, dass du nicht hier bist! Dann könntest du sehen, wie ich in Kuhfladen nach Käfern stochere, ein Anblick, den man bestimmt nicht so leicht vergisst! Na, vielleicht tauchst du ja auch noch so plötzlich auf wie Tom. Bei euch kann man ja nie wissen.« Sie entfernt sich langsam und wackelt dabei aufreizend mit dem Hintern.
    »Vickys Freudenschrei vorhin hast du ja gehört. Sie hat mich fast erwürgt, als sie mich gesehen hat«, erzählt Tom aus dem Off.
    Plötzlich wird es vor der Linse leuchtend blau und man sieht für einen Moment gar nichts mehr. Irgendjemand latscht einfach durchs Bild.
    »Lilia«, flüstert Tom. »Sie war nicht sauer. Sie hat irgendwie so gar nicht reagiert. Das hatte ich nicht erwartet.« Er räuspert sich und spricht laut weiter, reißerisch wie ein Showmaster.« So, und hier kommt unser Leitungsteam: Der Wikinger ganz vorn, das ist Harri. Ein Mann wie ein Bär. Er ist aus dem fernen Finnland zu uns gekommen und sein Spezialgebiet sind Mistkäfer. Kein Witz! Ein Applaus für Harri, den Schrecklichen! Und danach bitte gleich noch mal weiterklatschen. Hinter ihm schreitet Sonja auf die Bühne, unsere Frau für alle Felle. Felle mit e, wohlgemerkt. Sie ist nämlich Expertin für Wildkaninchen, Bisamratten und Bilche. Und der dritte im Bunde, das ist unser Knut. Quadratisch, praktisch, gut.«
    Der korpulente Mittdreißiger hebt den Arm und ballt die Faust wie ein Boxer vorm Wettkampf.
    »So«, sagt Tom. »Die Party läuft, aber ab jetzt erst mal ohnemich. Ich muss noch eben über den See tuckern und meinen Job erledigen. Ich beklage mich nicht, denn ich freue mich auf die Fahrt übers dunkle Wasser. Und auf den Besuch bei Walter. Aber auf die Klo-Kanister freu ich mich nicht. Okay, morgen geht’s weiter! Schlaf gut, Mister X, wo immer du bist.«

     Sonntag, 12. Juni
    Überall auf mir sind winzige Füße! An meinem Ohr, meinem Bein, meinem Bauch. Mücken, Spinnen, Ameisen und Käfer, alle wollen auf mir wohnen. Mein

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