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Wer lügt, gewinnt

Wer lügt, gewinnt

Titel: Wer lügt, gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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erklärte sie. Seit drei Tagen sitze ich schon daran.
    Wir hatten verschiedene Möglichkeiten. Und von allen schien uns São Francisco Xavier, ein kleines Städtchen eine Stunde von São José dos Campos entfernt, die beste Lösung zu sein. Fúlvia hatte eine Freundin, die sich in der Gegend auskannte, die Straße ist so richtig schön beschissen, hatte sie gesagt, und außerdem brandgefährlich.
    Und jetzt kommt das Interessanteste, meinte Fúlvia. Es gibt ein Krankenhaus gleich am Ortseingang von São José. Lies mal das: Hospital São Januário. Lagerbestand null. Ihnen ist vor acht Monaten das Serum ausgegangen, ich konnte es kaum glauben, als ich das gesehen habe. Das heißt also, die Schlange greift Ronald an, wir fahren nach São Francisco, da gibt es kein Serum, wir rasen nach São José, wie eine wildgewordene Kakerlake werden wir hinter dem Serum herhetzen; wie gefällt dir mein Plan?
    Ich trug Fúlvia zu meinem Bett, gut, sagte ich, zieh deine Bluse aus, gefällt er dir wirklich? fragte sie, ja, zieh deine Hose aus, meinst du, daß es klappen wird? Klar, sagte ich, zieh dich aus, sagte ich, ja doch, sagte sie, es bringt mich um den Verstand, wenn du mich so anschaust. Wir liebten uns, bis es Nacht wurde.
     
    Später, im Restaurant, blätterte Fúlvia, während wir auf die Pizza warteten, in dem Reiseführer Lernen Sie das Landesinnere Brasiliens kennen, den wir am Kiosk bei mir an der Ecke erstanden hatten. Schau nur, sagte sie und reichte mir den Band herüber. Ich las die Beschreibung eines Plantagenhotels in einem kleinen Örtchen, achtzehn Kilometer von São Francisco Xavier entfernt, Schotterpiste. Unglaublich, was für ein Glück für uns. Wir haben’s, erklärte sie, das ist der Ort.
    Wir rechneten aus, daß es ungefähr zwei Stunden dauern würde, bis Ronald Serum erhielte. Oder noch länger. Ich werde morgen mit ihm reden, sagte Fúlvia. Es wird nicht leicht werden, ihn zu überzeugen. Wir liegen im Clinch, und plötzlich schlage ich ihm vor, das Wochenende in einem Plantagenhotel zu verbringen, das wird ihm merkwürdig vorkommen. Ist doch normal, sagte ich, das ist bei Ehepaaren eben so, sie streiten sich, und dann vertragen sie sich wieder. Ich werd’s versuchen, sagte sie, mein Verband wird am Freitag abgenommen, und wenn alles gut geht, drehen wir das Ding am Samstag. Wir haben eine Woche, um alles vorzubereiten, erklärte sie. Am Freitag? fragte ich. Am Samstag, antwortete sie. Ich meine den Verband, sagte ich, ich dachte, du würdest den Arm einen Monat lang nicht bewegen können. Der Kellner brachte die Pizza. Ja, gab sie zur Antwort, das wäre ideal, laß nur, ich nehme mir selbst, der Arzt hat mir erklärt, daß der Arm nicht gebrochen ist, sondern nur, nur Pizza Calabresa? Es war nur, das hier riecht ja köstlich, es war nur eine Verstauchung, ich darf sogar Auto fahren, sagte sie.
    Die Pizza war hundsmiserabel, dicker Teig, der Belag eine Zumutung. Ich legte mein Besteck auf den Teller. Du hast mir erzählt, daß er gebrochen ist, sagte ich. Nein, antwortete sie, verstaucht, ich kann mich hundertprozentig erinnern, daß ich gesagt habe: Er ist verstaucht. Die mit Mozzarella ist besser, willst du probieren? Nein, sagte ich. Ich habe dir gesagt, er ist nicht gebrochen, natürlich habe ich dir das gesagt, kannst du dich nicht mehr dran erinnern? Komisch. Ich konnte mich nicht mehr dran erinnern.

10
    Von: José Guber          An: Wilmer da Silva
     
    Die Mörderkröte, von Joseph Farnsworth
     
    Ich, William Mambler, habe mit zwanzig meinen Job als Karatelehrer an den Nagel gehängt und eine Arbeit bei der größten Versicherungsgesellschaft Kaliforniens angenommen. Mein erster Kunde war ein junger, reicher Mann, gute Erscheinung, der eine Versicherung über eine Million Dollar abschließen wollte. Versicherungen dieser Art machen eine Reihe von ärztlichen Untersuchungen erforderlich, der besagte Mann ließ sie alle über sich ergehen. Wir stellten fest, daß sein Gesundheitszustand exzellent war, und der Vertrag wurde unterzeichnet. Einige Monate später starb dieser Mann, dessen Name Walter Nadenger war, an einem Herzinfarkt. Mir kam das sehr merkwürdig vor, niemand schließt mit vierunddreißig Jahren eine Versicherung über eine Million Dollar ab und stirbt kurz darauf eines natürlichen Todes. Ich schlug der Versicherungsgesellschaft vor, eine Autopsie der Leiche vornehmen zu lassen. Mir wurde mitgeteilt, daß eine Autopsie nur bei Unfällen oder in Fällen, bei denen

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