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Wer lügt, gewinnt

Wer lügt, gewinnt

Titel: Wer lügt, gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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beiden Dinge, Orion und Malcom, miteinander in Verbindung gebracht hast. Du lächeltest, und mir fiel sogleich die ausdruckslose Figur des Malcom ein, und ich zog daraus den Schluß, daß du dachtest: Malcom ist ein mittelmäßiger Schauspieler, der nicht für das Theater taugt. Ganz einfach, nicht wahr?
    Wilmer, das ist nur eine Kostprobe für die Kombinationsgabe meiner Figur.
     
    Die Ermittlungen
    Duque deckt bei seinen Ermittlungen zu dem Doppelmord unverzüglich folgendes auf:
    – Der Mörder hat Grunzlaute von sich gegeben (dieser Schluß beruht auf den Aussagen von Zeugen, die behauptet haben, sie hätten in der Tatnacht in der Wohnung der Opfer jemanden reden gehört, der Russisch, Tschechisch, Slowenisch, Tupi-Guarani und noch andere, auf der drittletzten Silbe betonte Sprachen gesprochen hat, das heißt, der Mörder redete in einer Sprache, die allen fremd war).
    – Um zu dem Fenster der Wohnung der Opfer zu gelangen, hat der Täter den Blitzableiter benutzt. (Wie ein Affe, der sich von Ast zu Ast schwingt.)
    – Der Mörder hat die viertausend Dollar, die sich in der Wohnung befanden, nicht gestohlen. (Das entspricht nicht menschlichem Verhalten.)
    – An den Händen der Opfer werden Tierhaare gefunden. (Ein Tier?)
    – Die Hautabschürfungen rühren nicht von Menschenhand her. (Was für ein Tier?)
    – Die an den Händen der Opfer aufgefundenen Fasern sind die gleichen, wie sie bei den Rothaar-Orang-Utans auf den Inseln vor der ostindischen Küste festgestellt wurden.
     
    Die Strategie zur Ergreifung
    Duque veröffentlicht am nächsten Tag in der Zeitung folgende Anzeige: Borneo-Orang-Utan gefangen. Nähere Informationen erhalten Sie in der Soundso-Straße Nummer soundso (Anschrift von Duque).
     
    Ausgang
    Ein Seemann sucht Duque auf und erzählt ihm, er sei der Eigentümer des Orang-Utans. Von dem Detektiv unter Druck gesetzt, legt er folgendes Geständnis ab:
    Er sei kürzlich nach Borneo gereist und habe dort ein Orang-Utanbaby gekauft. Er habe es mit nach London gebracht und es in einem Käfig eingesperrt. Er habe gehofft, daß das Tier von einer Verletzung an der Hinterpfote genesen würde, um es an den Zoo zu verkaufen. Eines Nachts indes sei der Orang-Utan weggelaufen. Der Seemann verfolgte ihn, sah ihn an einem Haus hochklettern, und zwar am Blitzableiter. Als er in die Wohnung kam, in die der Orang-Utan hineingelaufen war, mußte er zu seinem Entsetzen sehen, wie Mutter und Tochter von der Bestie auf grausame Weise getötet wurden. Aus Angst flüchtete er, die Bestie ließ er ungehindert in der Stadt herumlaufen.
    Der Seemann wird, unmittelbar nachdem er bei der Polizei ordnungsgemäß ausgesagt hat, auf freien Fuß gesetzt. Später wird der Orang-Utan von dem Seemann persönlich eingefangen und an den Zoo verkauft. Und damit sind wir am Ende der Geschichte angelangt.
     
     
    Von: Wilmer            An: José Guber
     
    Ihre Geschichten werden von Mal zu Mal länger und talentloser. Eine gute Story ist eine, deren Handlung in wenigen Worten erzählt ist, so wie Goethes Faust: Ein Mann verkauft seine Seele an den Teufel und ist angeschmiert. Sehen Sie? So kurz und bündig geht’s. Schicken Sie was Neues. Sie haben nur noch zwei Tage.
     
    Wenn man beschließt, jemanden umzubringen, ist es gut zu wissen, daß die schlimmste Phase die der Vorbereitung ist. Es ist, als ob einem die Nerven aus dem Leib gezerrt und festgezurrt würden. Die Einzelheiten sind ein bitteres Kapitel. Alles muß bedacht werden, vor allem die Lügen, die man hinterher erzählen wird, und die Art und Weise, wie man sie erzählen wird. Was einfach erscheint, ist schwierig, was schwierig erscheint, ist noch viel schwieriger. Wir hatten gedacht, es würde ein Problem sein, Ronald dazu zu bewegen, in ein Plantagenhotel zu fahren; es war ein Kampf; er wollte an den Strand, ich mag die Berge nicht, sagte er, ich liebe das Meer, sagte er, Schlamm kann ich nicht ausstehen, ich hasse Rinder, was soll ich an einem solchen Ort? Fúlvia spielte sogar mit dem Gedanken, das Szenario zu ändern, aber Schlangen und Strand waren keine besonders wahrscheinliche Kombination, und so löcherte sie ihn so lange, schlug so lange dieselbe Taste an, bis Ronald schließlich aus reiner Erschöpfung zustimmte. Meine Beteiligung an der Tat wurde minuziös ausgetüftelt. Meine Funktion bestand darin, als Retter auf dem Plan zu erscheinen und dabei alles zu verkomplizieren, die Fahrt nach São José zu einem totalen Albtraum werden zu

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