Wer macht was und was mache ich
Preisgestaltung ab. Dieses sogenannte Pricing ist eine meiner Hauptaufgaben als Aktuar in der Sachversicherung eines weltweit tätigen Versicherungsunternehmens. Aktuare sind Mathe-Experten, die Fragestellungen aus den Bereichen Versicherungswesen, Kapitalanlage und Altersversorgung analysieren.
Die Weiterbildung zum Aktuar setzt ein abgeschlossenes Mathematikstudium sowie eine mindestens dreijährige Berufserfahrung voraus und ist in den letzten Jahren deutlich umfangreicher geworden, inzwischen umfasst sie bis zu zwölf Prüfungen. Diese Spezialisierung ist sehr wichtig, man lernt viel über die rechtlichen und wirtschaftlichen Grundlagen des Versicherungswesens. Mit Formeln haben wir nur selten etwas zu tun. Wir arbeiten mit einer Software, in der die Kalkulationsmethoden bereits implementiert sind. Damit analysieren wir sehr große Datenmengen und können unsere Kunden, bezogen auf ihre Schadensanfälligkeit, klassifizieren. Wir nutzen dafür sämtliche Informationen der Kunden – wie zum Beispiel den Wohnort, sein Alter, die Wohnungsgröße oder die Fahrzeugmarke.
Ein weiterer großer Aufgabenbereich ist die Risikokapitalberechnung. Dabei geht es um die Frage, wie viel Eigenkapital das Unternehmen vorhalten muss, um sein Geschäft im Katastrophenfall weiterführen und die Verpflichtungen aus den Versicherungsverträgen jederzeit erfüllen zu können. Anfragen aus dem Management muss ich »übersetzen« können und wissen, welche Zahlen ich brauche, um adäquate Antworten zu finden. Dazu benötigt man allerdings einige Jahre an Berufserfahrung, am Anfang ist man vor allem mit der Aufbereitung von Daten und Statistiken beschäftigt.
Ich rechne und programmiere immer noch gerne, bin inzwischen jedoch stärker beratend tätig, präsentiere in Meetings meine Ergebnisse oder begleite Schulungen. Diese Kombination aus vielen verschiedenen Aufgaben kommt meinem Typ entgegen. Mir gefällt die Abwechslung, und ich bin gerne kreativ. Es macht mir Spaß, immer wieder nach neuen Lösungswegen zu suchen.
»Wir betreiben Inforecycling«
Dr. Kai Naumann
Archivar
36 Jahre
Diese Eigenschaften bringe ich mit:
• Interesse an politischen und gesellschaftlichen Fragen
• Internet- und Medienkompetenz
• Gespür im Umgang mit Menschen
Und so bin ich dahin gekommen:
• Magisterstudiengang Geschichtswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg
• Auslandsjahr an der Universität Paris IV (Sorbonne)
• Praktika in Journalismus und im Verlagswesen
• Nebenjobs als Grafiker und Telefoninterviewer
• Promotion im Bereich Zeitgeschichte
• Archivreferendariat
• Facharchivar im Staatsarchiv Ludwigsburg
Welche Fähigkeiten brauche ich für diesen Job?
• Konzentration und eine gründliche Arbeitsweise
• Sprachenkompetenz (Latein, Englisch, Französisch)
• Freude am Umgang mit den Produzenten und Konsumenten von Archivgut
D ie Welt der Unterlagen ist viel interessanter als es auf den ersten Blick aussieht. Wenn ich eine Urkunde in der Hand halte, die ein Kanzlist von Kaiser Barbarossa eigenhändig geschrieben hat, fühle ich mich wie in einer Zeitmaschine! Die Aufgaben von Archivaren haben sich jedoch sehr stark verändert. In meinem Büro stehen beispielsweise viele Festplatten, auf denen Polizeivideos abgespeichert sind. Ich sichte die Filme und bereite sie so auf, dass sie auch in hundert Jahren noch auswertbar sind. Nun landen nicht von jeder Razzia Aufnahmen in unserem Archiv. Doch wenn es darum geht, historisch wertvolles, manchmal sogar brisantes Material zu verwahren, das in der Zukunft über unsere Gesellschaft Aufschluss geben kann, sind wir zuständig.
Ich arbeite im Staatsarchiv Ludwigsburg und bin unter anderem für die Archivierung digitaler Unterlagen verantwortlich. Adressdaten gehören ebenso dazu wie digitalisierte topographische Karten aus den achtziger Jahren oder Websites von Behörden. Wir archivieren IT-Daten von Verwaltungsbehörden, Gerichten oder anderen Stellen im Regierungsbezirk Stuttgart und halten Arbeitsprozesse fest. Vor zwanzig Jahren waren Archivare sehr viel mit historisch-landeskundlichen Themen beschäftigt, haben nur mit Papier gearbeitet und Bücher geschrieben. Das ist Vergangenheit.
Die Auswertung von Dokumenten ist in den Hintergrund getreten, im Mittelpunkt steht das Zugänglichmachen des Datenmaterials, das Jahr für Jahr entsteht. Bei uns finden alle, vom Wissenschaftler bis zur Frau von nebenan, was sie in der Vergangenheit suchen. Dabei
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