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Wer mit Hunden schläft - Roman

Wer mit Hunden schläft - Roman

Titel: Wer mit Hunden schläft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Picus-Verlag
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dem immer gleichen Grimmingpanorama. Dazwischen hatte der Fotofrosch seiner Meinung nach das Schaufenster aufputzendes Dekorationsmaterial platziert, das zur Gänze unbrauchbares Klumpert war. Unter den Fotos befand sich auch eines der Familie Leitenbauer mit dem Norbert und seiner Mutter. Dieses Bild war vor einigen Jahren auf Wunsch des Leitenbauer zu Ostern nach der Fleischweihe aufgenommen worden. Bei der Fleischweihe durfte der Norbert immer den Korb mit dem guten Geselchten zum Altar nach vorne tragen, wo es der Pfarrer Probodnig segnete und dabei den Norbert auch gleich nass spritzte mit dem faulig riechenden Weihwasser. Nach erfolgreicher Segnung sagte der Leitenbauer, jetzt machen wir ein schönes Foto beim Fotofrosch, und führte die ganze Familie inklusive Dirn und Norbert, die ihm im Gänsemarsch folgten, zum Pichlberger Fotofrosch. Der Fotofrosch in persona stand hinter dem Verkaufstisch und lauerte auf Beute, die in diesem Fall die Leitenbauerischen samt Anhang waren. Kaum hatte er sie erblickt, schon hüpfte er hinter seinem Verkaufstisch hervor und blähte sich mit geöffneten Armen vor der Beute auf. Die Hose hatte sich der Fotofrosch über den Bauchnabel bis zum Brustansatz heraufgezogen, dass die bodenscheu gewordenen Hosenbeine seine spitzen Knöchel entblößten. Sehr schön, sehr schön, kommen Sie nur, kommen Sie nur, hat er gesagt, schaute über die auf der Nasenspitze balancierte Brille und wackelte dabei mit den langen dünnen Fingern, als wollte er die Luft kitzeln. Trieb sie mit energischen Armbewegungen in sein Studio, in dem es immer noch nach gerupften Hühnern roch, und forderte sie dann Hände klatschend zur Aufstellung auf. Den Anweisungen des Fotofrosches Folge leistend, musste sich die Beute in unangebrachter Hektik vor dem Grimmingbild positionieren. Am Fuße des Grimming waren alte Leintücher drapiert worden, welche die schneebedeckten Wiesen hätten darstellen sollen. Die waren aber nicht mehr weiß, sondern schon gelb von der Sonne, die schon zuvor Jahrzehnte auf die Leintücher geschienen hatte. Zudem passten die Proportionen nicht, war der Leitenbauer gleich groß wie der mächtige Grimming, der dadurch ausschaute wie ein Ameisenhaufen. In heller Aufregung hüpfte der Fotofrosch vor seiner Beute auf und ab und schoss zwischendurch mit seiner mechanischen Kamera die Bilder, von denen er eines später in die Auslage hängte. Dieses Bild hing an dem Tag, an dem die Mutter mit dem Norbert ihr Erinnerungsfoto schießen ließ, immer noch dort. Auf den Fotofrosch wartend, der sich gerade beim Fleischhacker eine Leberkäsesemmel holte zur Jause, schaute sich der Norbert dieses Foto an, zum Zeitvertreib. Er selbst dürfte auf dem Foto fünf Jahre alt gewesen sein. An das rot-weiß karierte Hemd, die grüne Kniebundhose und den kleinen Steirerhut, den er aufhatte damals bei der Fleischweihe, konnte er sich noch erinnern. An was er sich nicht hatte erinnern können, war die Art und Weise, wie er auf dem Leitenbauer seinem Knie gesessen war, wie er es jetzt auf dem Bild sah. Eindeutig war es auf dem Foto abgebildet. Der Leitenbauer, am Boden hockend, hatte den kleinen Norbert auf seinem Oberschenkel sitzen. Hielt ihn mit einer Hand am Bauch fest, während er die andere über seiner Schulter und seinen Nacken gelegt hatte. So wie man einen Schmetterling in der Hand hält, darauf bedacht, seine Flügel nicht zu berühren und dadurch flugunfähig zu machen. Dahinter, zwischen Leitenbauer und Grimming, stand die Mutter vom Norbert. Eine Hand lag auf der Leitenbauerschulter, die andere war fest gegen ihr Bein gepresst. Nach einem Abstand, in dem leicht noch ein Mensch Platz gefunden hätte, stand daneben die Leitenbauerin. An ihrer Seite die zwei Leitenbauerbuben, deren Arme vorne verschränkt und deren Köpfe mit den ausdruckslosen Fressen leicht gesenkt waren. Die Leitenbauerin hatte ihre Arme hinter dem Rücken verschränkt und schaute ohne Lächeln in die Kamera. Wie ein Soldat bei der Standeskontrolle. Auf der Fotografie sah es so aus, als wäre die Leitenbauerin die Dirn und die Leitenbauerbuben ihre Bankerte. Als wäre die Mutter die Bäuerin und der Norbert der Hoferbe. Der Fotofrosch hatte eine verkehrte Welt fotografiert in dem Moment. Dieses Foto hat der Norbert, auf den Fotofrosch wartend, das erste Mal überhaupt gesehen. Ist ihm bis dahin völlig unbekannt gewesen. Alle Abzüge dieses Fotos sind von der Leitenbauerin vernichtet worden, bis auf den einen, der in der verstaubten

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