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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Füße.
    Noble stürmte aus der Tür und trabte den Korridor hinunter. Er öffnete die Tür des Vernehmungsraums, ohne Mark zu beachten. »Investigator Jensen«, rief er. »Sie möchten herauskommen.«
    Sie fuhr ärgerlich herum. »Kann Ihr Deputy Chief nicht allein damit fertig werden?«
    »Ma’am, ich glaube wirklich, Sie sollten jetzt herauskommen.«
    Leise fluchend stapfte Jensen aus dem Zimmer. »Durkee«, sagte sie, als ihr Blick auf ihn fiel. »Sie übernehmen den Gefangenen.«
    Mark formte stumm Ich? Doch sie stürmte bereits den Korridor hinunter, Noble, der ihr aus dem Weg gesprungen war, dicht auf den Fersen.
    Mark ging zur Tür. Der Chief trat zu ihm, schaute den Korridor hinunter. »Was ist denn los?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Mark. Er senkte den Blick auf seine Schuhe. Glänzend wie immer. Es war sein ganzer Stolz, immer gepflegt aufzutreten, die Bügelfalte stets messerscharf, die Frisur akkurat. Nicht wie der Chief mit den abgetretenen alten Stiefeln unter der ungebügelten Hose, dessen Haare dringend einen Schnitt benötigten. Jetzt betrachtete er diese Stiefel. Seine Kehle war eng und brannte.
    »Sir«, begann er, »Investigator Jensen hat Sergeant Morin zum Bestattungsinstitut geschickt. Um … um Abdrücke zu nehmen. Ich weiß nicht, warum sie Ihnen das nicht gesagt hat.«
    »Sie versucht, mich so wütend zu machen, dass ich gestehe«, erklärte der Chief. Seine Stimme klang fast klinisch, als erörterte er eine Rechtsfrage, die er in einem Seminar gehört hatte. »Im Verlauf meiner Karriere habe ich vermutlich über tausend Befragungen durchgeführt. Hart und weich, gemeinsam mit Männern, die wesentlich erfahrener als ich waren, und auch allein. Ich kenne die meisten Techniken, und ich kenne die Regel Nummer eins, die lautet, wenn man dir nichts anhängen soll, halt unbedingt die Klappe. Jensen weiß das und hat deshalb beschlossen, dass die einzige Möglichkeit, mich diesen guten Rat vergessen zu lassen, darin besteht, so lange an meinem Käfig zu rütteln, bis ich die Gitter niederreiße und sie angreife.«
    »Gibt es … Ich meine …« Mark wollte es nicht wissen, doch er war gezwungen zu fragen. »Gibt es etwas, das sie nicht wissen darf?«
    Der Chief sah ihn an.
    Das Gewirr undeutlicher Stimmen, das ihr Gespräch untermalt hatte, wurde plötzlich klarer. Eine Frau rief: »Russell! Russell!«
    »Das ist meine Mutter«, sagte der Chief und lief los. Ohne nachzudenken, blockierte Mark mit dem Arm die Tür.
    »Willst du mich hier einsperren, Mark?« Der Chief sprach mit gesenkter Stimme. »Du glaubst also doch, dass ich es war.«
    »Nein, Sir«, erwiderte Mark, denn was würde aus ihm, wenn es wahr wäre? Er ließ den Arm sinken. Der Chief hastete an ihm vorbei und lief den Korridor hinunter.
    In Harlenes Funkzentrale drängten sich Menschen, Polizisten und Zivilisten gleichermaßen. Lyle MacAuley hielt Margy Van Alstyne an der Schulter fest, während sie bebend und mit gerötetem Gesicht zuhörte, was er sagte. Der Rechtsverdreher Geoff Burns hatte Jensen am Wickel – das erste Mal, dass Mark sich freute, diesen widerlichen kleinen Arsch zu sehen. Noble stand hinter der Ermittlerin des BCI und imitierte eine Wand. Eine gebleichte Blondine in einem lächerlich knappen Jäckchen heulte vor Wut, ihre Wimperntusche rann an ihrer gebräunten Haut herab, während Kevin Flynn um sie herumwuselte, hin-und hergerissen zwischen dem Wunsch, sie zu trösten, und ihr hastig aus dem Weg zu gehen. Und Eric McCrea hinderte mit vollem Körpereinsatz einen Typ mit albernem Schlips und Notizblock daran, einzutreten. »O Mist«, fluchte Mark. Er wusste nicht, wie der Mann hieß, aber er erkannte einen Reporter, wenn er ihn zu Gesicht bekam.
    »Was, zum Teufel, ist hier los?«, donnerte der Chief laut genug, um die amerikanische Flagge am Eingang in Schwingungen zu versetzen.
    »Russell!«, rief seine Mutter.
    »Durkee!« Investigator Jensen wirkte, als wollte sie ihn in der Luft zerfetzen.
    Geoffrey Burns riss sich von Jensen los und schob sich durch die Menge an die Seite des Chiefs. »Sie sagen kein Wort, bis wir Gelegenheit hatten, uns zu unterhalten«, befahl er. »Ich bin Ihr Anwalt.«
    »Ich brauche keinen Anwalt«, sagte der Chief.
    »Seien Sie ein einziges Mal im Leben gescheit, Van Alstyne. Wenn Sie sich Ihren Zellengenossen in Clinton nicht schon ausgesucht haben, brauchen Sie einen Anwalt.«
    »Na gut«, blaffte der Chief. »Dann ruf ich bei der Anwaltskammer an und lass mir einen

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