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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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nicht über Los, kassieren Sie keine zweihundert Dollar und hängen Sie um Himmels willen nicht hier herum und warten auf Chief Van Alstyne.«
    Clare, die darüber nachdachte, ebendies zu tun, zuckte zusammen.
    »Das ist mein Ernst, Clare. Sie dürfen ihn weder sehen noch mit ihm sprechen, bis wir die Dinge geklärt haben.« Karen ließ diese letzte Ermahnung in der Luft schweben, schwang sich in ihren Wagen und startete den Motor.
    Clare sah zu, wie sie aus der Parklücke zurücksetzte, und kam sich dabei vor wie Aschenputtel, die gewarnt wird, dass ihre Kleider und die Kutsche ein Verfallsdatum haben.
    Sie schleppte sich zu ihrem Subaru, stieg ein und fuhr auf Autopilot zu den Burns. Deren Haus, das an einer breiten, gepflegten Straße lag, hätte Judy Garlands Zuhause in Heimweh nach St. Louis sein können. In allen Fenstern brannten noch immer elektrische Kerzen. Clare parkte unten an der Auffahrt, senkte den Kopf und sprach ein Stoßgebet, sich vor der neuen Diakonin nicht noch mehr zum Narren zu machen, als sie es ohnehin schon getan hatte.
    Das Haus der Burns besaß keinen Windfang, sondern einen Hintereingang, den Clare benutzte und dann ihre Stiefel abstreifte.
    »Hallo«, rief sie, als sie ihren Parka aufhängte. »Nicht erschrecken. Ich bin’s, Clare.«
    Sie hörte das Trappeln kleiner Füße in Antirutschsocken. Cody schlitterte in die Küche, als sie von der anderen Seite eintrat.
    »Care!« Er streckte ihr die Arme entgegen.
    »Hi, Kumpel.« Sie hob ihn auf ihre Hüfte. »Können wir?«
    »Ja, wir können!«, jubelte er.
    »Wie geht’s dir? Wo ist Mr. Squeaky?«
    »Missa Squeaky kuckt Lastafim.« Ebenso rasch wollte er wieder auf den Boden und entwand sich ihr. Er lief zum Wohnzimmer. Sie folgte ihm. »Elizabeth?«, fragte sie.
    Elizabeth de Groot saß in einer Ecke eines riesigen Sofas und blätterte im Licht einer Tischlampe in einem Magazin. Sie ließ es in ihren Schoß sinken und schaute erwartungsvoll auf. Cody kletterte auf das Kissen neben sie und streckte Clare Mr. Squeaky zur Inspektion entgegen. »Siehße«, sagte er. Mr. Squeaky war ein Eichhörnchen aus Knautschgummi, dessen ursprüngliche Farben und Form sich im Lauf von zwei Jahren als Zahn-Spielzeug-Liebes-Objekt beinah vollständig verflüchtigt hatten. Cody zeigte auf den Fernseher, wo ein Neunachser, untermalt von einem Lied über das Fahren großer Sattelschlepper, einen Highway entlangdröhnte. »Mistah Squeaky mag Lasta«, erklärte Cody, ehe er wieder auf den Bildschirm starrte und dem Sog des Videos verfiel.
    »Wie ich sehe, kennen Sie Mr. Squeaky bereits«, bemerkte Elizabeth.
    »Oh, Sie werden ihn auch noch kennenlernen. Er nimmt regelmäßig an der Zehn-Uhr-Messe teil. Er neigt dazu, sich während der Predigt bemerkbar zu machen, aber daran habe ich mich gewöhnt.«
    Elizabeth reckte den Hals und spähte an Clare vorbei ins Esszimmer. »Ist Mrs. Burns auch hier?«
    »Nein. Sie hat … hat noch Geschäftliches zu erledigen. Sie hat mich gebeten, auf Cody aufzupassen, bis sie nach Hause kommt. Nicht, dass sie Zweifel an Ihrer Tüchtigkeit hätte«, beeilte sie sich zu versichern, ängstlich darauf bedacht, niemanden zu verletzen. »Sie wollte es Ihnen nur nicht länger zumuten.«
    »Das ist keine Zumutung«, erklärte Elizabeth. »Er ist ein süßer kleiner Kerl. Außerdem, sobald ich gehört habe, was passiert ist …« Voller Mitgefühl senkte sie die Stimme. »Sind Sie okay?«
    Da die aufmerksame Diakonin keine Anstalten machte, aufzubrechen, nahm Clare in dem Sessel gegenüber dem Sofa Platz. »Es geht mir gut«, log sie.
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das sein muss«, sagte de Groot. »Angeklagt, verhaftet, die intimsten Momente mit anderen teilen müssen … es muss grauenhaft gewesen sein.«
    Du hast ja keine Ahnung, dachte Clare. Ein Teil von ihr – der Teil, der immer noch Russ vor sich sah, der sie beunruhigt und zweifelnd musterte – wollte weinen und stöhnen und sich in die nächstbeste Umarmung fallen lassen. Doch diesen Luxus konnte sie sich nicht leisten. Schon seit sehr langer Zeit nicht mehr. Seit sie Pastorin von St. Alban’s war.
    »Ich bin nicht verhaftet worden«, erklärte sie. Eine Wahrheit. »Ich bin ›von besonderem Interesse‹, weil die Polizei alle überprüfen muss, die auch nur im Entferntesten damit zu tun haben.« Eine Halbwahrheit. Nichts an Investigator Jensens gierigem Gesichtsausdruck hatte darauf hingedeutet, dass sie Clare von irgendetwas freisprechen wollte.
    »Mrs. Burns

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