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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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hat gesagt, Sie hätten versucht, dem Chief ein Alibi zu verschaffen und deshalb der gesamten Dienststelle erzählt, er hätte die Nacht mit Ihnen verbracht. Sie war ziemlich erregt.«
    Wie sollte sie darauf antworten? Ja, ich habe die Polizei angelogen oder Nein, ich habe die Nacht wirklich mit Russ Van Alstyne verbracht. Wann haben Sie aufgehört, Ihre Frau zu schlagen, Abgeordneter?
    »Ich habe der Ermittlerin der State Police wahrheitsgetreu versichert, dass Chief Van Alstyne seine Frau unmöglich ermordet haben kann, weil er in der angenommenen Zeitspanne der Tat mit mir zusammen war. Wie sich herausstellte, hatte er bereits ein ziemlich gutes Alibi. Seine Frau ist nicht ermordet worden.«
    »Was?«
    »Die tote Frau war eine Haustiersitterin namens Audrey Keane. Sie und ihr Partner waren offensichtlich gewiefte Kreditkartenbetrüger. Die Polizei glaubt, ihr Partner könnte sie getötet haben, als sie das Haus der Van Alstynes ausraubten, und dann geflohen sein.« Und wenn Dennis Shambaugh nicht auftauchte, stand sie im Scheinwerferlicht. Ein Flüchtling konnte nicht lange unentdeckt bleiben, oder? Hilfsbereit steuerte ihr Verstand den Namen D. B. Cooper bei, der mit dem Fallschirm über der Wildnis Oregons absprang und seitdem nie wieder gesehen worden war.
    »Wie, um alles in der Welt, konnte das Opfer verwechselt werden?« Elizabeth klang empört.
    »Körperbau und Haarfarbe sind sehr ähnlich. Das Alter passt auch, denke ich. Es steht nicht fest, ob sie getötet wurde, weil sie Audrey Keane war, oder ob der Mörder sie mit Linda Van Alstyne verwechselt hat. Sie ist nach ihrer Ermordung« – Clare strich sich über das Gesicht – »verstümmelt worden.«
    Elizabeth warf einen nervösen Blick auf Cody, der, ohne ihr zunehmend schauriger werdendes Gespräch wahrzunehmen, das Lied des Videos mitsang.
    »Das ist grauenhaft«, sagte sie. »Und auch noch hier oben, in dieser reizenden kleinen Stadt. Wie kann so etwas passieren?«
    »Schneller, als man denkt«, sagte Clare. »Hören Sie, Sie haben noch eine lange Heimfahrt vor sich, und das Wetter wird schlechter. Warum brechen Sie nicht auf und machen Schluss für heute. Ich passe auf Cody auf, bis seine Eltern nach Hause kommen.«
    »Es muss sehr aufreibend für Sie sein«, sagte Elizabeth, die keine Anstalten machte, sich vom Sofa zu erheben. »Wollen Sie nicht erwägen, einige Zeit freizunehmen? Vielleicht in Klausur zu gehen? Angesichts der Umstände bin ich sicher, dass die Diözese nur zu gern bereit wäre, einen Ersatzpriester zu schicken.«
    »Nein danke. Ich bin gerade erst aus einer Art Klausur zurückgekommen. Sechs Tage allein in einer Hütte in den Bergen. Jetzt brauche ich Arbeit.« Arbeit und Liebe, hatte Freud das nicht als ultimative Kur bezeichnet?
    »Ganz allein waren Sie nicht in der Hütte«, korrigierte de Groot mit gepresster Stimme.
    »Allein genug«, blaffte Clare. Sie holte tief Luft. »Allein genug, um mir bewusst zu werden, dass ich meine Gemeinde zu meiner obersten Priorität machen muss.«
    »Ich hoffe, ich kann Ihnen dabei helfen«, erwiderte Elizabeth. Sie saß in Habtachtstellung da, sehr aufrecht und unerschrocken. »Obgleich … wird es nicht sehr schwierig werden, sich darauf zu konzentrieren, solange Sie eines Verbrechens angeklagt sind?«
    »Ich bin keines Verbrechens angeklagt!« Großartig. Jetzt klinge ich wie eine Xanthippe.
    »Wegen dieses Shambaugh, richtig. Der ein Verdächtiger ist.« Elizabeth zögerte kurz. »Aber was, wenn – nur hypothetisch, verstehen Sie – die Indizien, die entdeckt werden, nicht auf ihn weisen? Wird man sich dann intensiver mit Ihnen beschäftigen? Ich meine« – sie lachte, ein melodisches Perlen, das die Tonleiter und Clares Nerven strapazierte –, »es wäre natürlich albern, denn warum sollten Sie eine Haustiersitterin ermorden?«
    »Ich würde überhaupt niemanden ermorden.«
    »Natürlich nicht. Ich meine nur – nun, Sie haben erwähnt, dass die Polizei nicht weiß, ob jemand diese arme Frau getötet hat, weil er oder sie sie mit Linda Van Alstyne verwechselt hat. Und mir scheint – vielleicht habe ich auch etwas falsch verstanden, ich habe einfach diesen Eindruck gewonnen –, als ständen Sie und Mr. Van Alstyne sich sehr nah.«
    »Elizabeth, was wollen Sie wissen? Hatte ich Sex mit Russ Van Alstyne? Habe ich seine Frau ermordet? Nein und nein.«
    Der Kopf der neuen Diakonin fuhr zu Cody herum, doch es schien, als würde das S-Wort ihn nicht mehr interessieren als das

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