Wer Mit Schuld Beladen Ist
lag. »Und laut Sergeant Morin finden sich seine Abdrücke in meinem Haus. Clares nicht.«
Jensen hakte die Daumen in die Taschen. Heute Morgen trug sie Hüfthosen statt eines Rocks, dazu ein enges Hemd, das über den Bund fiel, und einen bequemen Blazer. Wäre sie seine Untergebene, er hätte sie mit der Anweisung nach Hause geschickt, sich wie eine Erwachsene anzuziehen, nicht wie ein Model von Abercrombie & Fitch.
»Mr. Van Alstyne, ich möchte Sie daran erinnern, dass Sie hier nur geduldet sind. Abhängig vom Ausgang dieser Ermittlungen, sind Sie nach wie vor vom Dienst suspendiert.«
Als ob man ihn daran erinnern müsste. Die leere Stelle an seiner Hüfte, an der seine Waffe sonst hing, war wie ein fehlender Zahn. Ständig wanderte seine Hand auf der Suche nach ihr dorthin.
»Ich möchte, dass wir eine Zeitschiene erstellen, basierend auf unseren bisherigen Ergebnissen«, sagte Jensen, während sie sich zu der weißen Tafel an der Wand umdrehte. »McCrea?«
Eric stellte seinen weißen Mokka Latte ab und schlug sein Notizbuch auf.
»Von Mrs. Van Alstynes Handy wurde dreimal bei Audrey Keanes Handy angerufen. Das letzte Mal am Freitag um achtzehn Uhr. Am Samstagnachmittag telefonierte Mrs. Van Alstyne über den Festanschluss ihres Hauses mit Margaret Tracey. Deren Sohn, Quinn Tracey, beobachtete am späten Sonntagnachmittag kurz vor Sonnenuntergang ein in der Zufahrt der Van Alstynes parkendes Fahrzeug.«
»Sechzehn Uhr bis sechzehn Uhr dreißig«, murmelte Lyle.
»Wir warten noch darauf, dass die Telefongesellschaft uns die Verbindungsnachweise von Keanes Anschluss faxt«, fuhr Eric fort. »Mrs. Tracey entdeckte die Leiche Montagnachmittag gegen sechzehn Uhr. Der nächste bedeutende Vorfall ereignet sich am Mittwoch gegen vierzehn Uhr, als der Chief Dennis Shambaugh in Keanes Haus überraschte.«
»Ich habe Shambaughs alte Akte von vor sieben Jahren ausgegraben«, warf Lyle ein. »Seine damalige Freundin war Audrey Keane, nur falls jemand irgendwelche Zweifel hegt.«
»Wurde Shambaugh vorzeitig auf Bewährung entlassen?«, erkundigte sich Russ.
Lyle nickte. »Wenn er dagegen verstößt, muss er noch drei Jahre absitzen. Wir haben ihn seinem Bewährungshelfer gemeldet.«
»Warum war er noch dort?«, fragte Mark.
Alle sahen ihn an.
»Ich meine, er ist auf Bewährung draußen. Wenn er auch nur eine rote Ampel überfährt, sitzt er wieder in Clinton. Warum sollte er dann noch mehr als achtundvierzig Stunden im Haus seiner Freundin herumhängen, nachdem er sie ermordet hat?«
»Ist es seine Meldeadresse?« Eric McCrea richtete seine Frage an die Allgemeinheit, vermied bewusst, Durkee anzusprechen. »Wenn er nicht dort ist, verletzt er die Bewährungsauflagen.«
Lyle schüttelte den Kopf. »Seine Meldeadresse ist das Lafayette Arms.« Das Lafayette war ein Apartmenthaus mit Einzimmerwohnungen in Fort Henry.
»Vielleicht wegen seiner PC-Anlage«, schlug Eric vor.
»Er hätte nicht mehr als eine halbe Stunde gebraucht, um sie abzubauen und im Wagen zu verstauen.« Mark wandte sich an Russ. »Ich verstehe, warum er geflohen ist, als er Sie sah, Chief. In den Computern finden sich genug Beweise, um ihn für weitere zehn Jahre in den Knast zu bringen. Ich begreife nur nicht, warum er noch immer dort war.«
»Vielleicht, weil Dennis Shambaugh Audrey Keane nicht ermordet hat«, antwortete Jensen. Sie zog einen Marker aus der Tasche und unterstrich auf der Tafel zweimal den Namen Keane. »Es ergibt keinen Sinn, falls er seine Freundin getötet hat. Doch wenn sie nicht das beabsichtigte Ziel war – sondern Linda Van Alstyne –, warum sollte er dann fliehen? In den Zeitungen steht nichts über den Mord an Audrey Keane. Seines Wissens ist seine Freundin gesund und munter irgendwo unterwegs.«
»Nachdem in dem Haus, in dem Keane auf eine Katze aufpasste, eine Frau ermordet worden war?« Mark klang skeptisch.
»Vielleicht hat er geglaubt, Audrey hätte Mrs. Van Alstyne ermordet«, schlug Kevin vor.
»Sie hat keine Vorstrafen wegen Gewalttätigkeit«, sagte Lyle. »Überhaupt keine Vorstrafen.«
»Und außerdem wäre es dann doch wahrscheinlicher, dass er abhaut. Ehe wir bei ihm klingeln«, warf Mark ein.
»Das reicht.« Jensen hob die Hände. »Wir brauchen Dennis Shambaugh. Familie?«
»Jede Menge«, erwiderte Lyle. »Er ist eines von sieben Kindern, die zwischen hier und Buffalo verstreut leben. Mary Ann, Mary Beatrice, Charles, Dennis, Eugene …«
»Jesus. Das klingt ja wie die Tourneetruppe von
Weitere Kostenlose Bücher