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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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M-Wort.
    »Jesses!«, stöhnte sie.
    »Entschuldigen Sie meine Direktheit«, sagte Clare, obgleich ihr mehrere Bezeichnungen einfielen, die wesentlich direkter waren. »Es war ein schlimmer Tag. Die letzten Tage waren alle schlimm, und ich bin nicht in der Stimmung, um den heißen Brei herumzureden. Kommen wir also zum Punkt. Habe ich eine Beziehung mit Chief Van Alstyne? Ja. War sie physischer Natur? Nein. Überschritt sie emotionale Grenzen? Ja. Habe ich unsere Verbindung gelöst?«
    Nein. Niemals. Gott, sie war eine Närrin. Gut, dass sie an Erlösung durch Gnade glaubte, sonst hätte sie von sich sagen müssen, dass sie zu blöd zum Leben war.
    »Ja?« Elizabeth bebte vor Neugier.
    »Ich glaubte es«, begann sie. Sie hatte den Faden verloren, die Gespräche und Ereignisse der letzten vier Tage verschwammen und flatterten in ihrem Kopf durcheinander wie ein in die Luft geworfenes Päckchen Spielkarten. »Wir beschlossen, einander nicht mehr zu sehen – natürlich, da seine Frau tot war –, aber das ist sie ja jetzt nicht mehr. Sie haben eine zweite Chance, wieder zueinander zu finden. Das ist doch gut, oder? Kein Kontakt.«
    »Clare?« Die Diakonin beugte sich vor. »Alles in Ordnung?«
    Reiß dich zusammen, sonst wird dich der Bischof nicht nur suspendieren, sondern sofort einweisen lassen.
    »Ja«, sagte sie. »Es geht mir gut.«
    In der Küche klingelte das Telefon.
    »Sollen wir …?«, fragte Elizabeth.
    »Es könnte einer der beiden Burns sein«, meinte Clare. Sie erhob sich mit fast unziemlicher Hast aus ihrem Sessel und eilte in die dunkle Küche. Die Anzeige des Telefons leuchtete und zeigte blinkend mehrere Nachrichten an.
    »Hier bei Burns«, meldete sie sich.
    »Clare?«
    »Karen. Hi. Wie läuft’s?«
    Karen gab ein Geräusch von sich, das bei einer weniger eleganten Frau als Grunzen durchgegangen wäre. »Besitzen Sie einen mittelgroßen Rucksack? Aus rotem Tarnstoff? Von L. L. Bean?«
    »Jaa-ha.«
    »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal benutzt?«
    »Vergangene Woche, als ich in Mr. Fitzpatricks Hütte war. Ich habe ihn zum Wandern mitgenommen. Die Sachen von meinem letzten Ausflug müssten immer noch drin sein.«
    »Was für Sachen hatten Sie eingepackt?«
    »Was für Sachen? Keine Ahnung. Das Übliche, was man eben mitnimmt, wenn man im Winter in die Wälder geht. Streichhölzer, Studentenfutter, eine dieser Thermodecken. Warum?«
    Karen seufzte. »Weil man soeben ein Messer in Ihrem Rucksack gefunden hat. Ein KA-BAR. Was zufällig die gleiche Art Messer ist, mit dem Audrey Keane ermordet wurde.«

37
    Donnerstag, 17. Januar
    D as Messer bedeutet gar nichts«, stellte Lyle MacAuley fest. »KA-BARs sind so allgegenwärtig wie Dreck. Man kann sie überall im Staat kaufen, in Läden für Armee-oder Jagdbedarf. Russ hat eines. Ich habe eines. Wer noch?« Seine Stimme forderte alle in der Einsatzzentrale heraus.
    Kevin Flynn hob die Hand. »Ich habe als Kind eines geschenkt bekommen. Damals wollte ich gern zu den Marines.«
    Lyle starrte ihn überrascht über den Rand seines Kaffeebechers hinweg an.
    »Damals schien das eine coole Sache«, verteidigte sich Kevin. »Ich kam mir richtig« – er zögerte – »tödlich vor.« Er verfiel in eine miese Clint-Eastwood-Imitation. »Ist heute dein Glückstag, Punk? Ja?«
    »Das war eine 44.er Magnum«, bemerkte Eric durch einen Mundvoll Doughnut.
    Kevin war entsetzt. »Meine Mom hätte mir nie eine Schusswaffe gestattet.«
    »Danke, Kevin«, sagte Russ. »Ich denke, wir haben es begriffen. Lyle.« Er machte es sich ein wenig bequemer auf dem Tisch und stemmte seine Füße auf zwei Bürostühle. Die vertraute Haltung half ihm, sich in Jeans und Flanellhemd etwas weniger fehl am Platz zu fühlen.
    »Ihre Anwältin sagt, Fergusson besäße das Messer seit ihrem Militärdienst.« Emiley Jensen schlenderte in die Mitte der Diskussionsrunde und stellte sich breitbeinig und mit verschränkten Armen hin, wie um Russ daran zu erinnern, dass es ihre Versammlung war, nicht seine. »Gehen wir davon aus, dass sie das Messer mit zur Hütte nahm, weil sie bei ihren Wanderungen eines dabeihaben wollte.«
    »Das dient einfach der Sicherheit, wenn man in den Wäldern unterwegs ist«, bemerkte Lyle.
    »Sicherheit hin oder her, sie hat ein KA-BAR. Die Mordwaffe.«
    »Nein, ein KA-BAR ist als Mordwaffe identifiziert worden, nicht ihr KA-BAR im Besonderen. Mir fehlt eines. Dennis Shambaugh besaß eines.« Russ klopfte auf den gedruckten Bericht, der neben ihm auf dem Schreibtisch

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