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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Eichenholz mit wunderbarer Maserung, zwei Sessel vor einem Kamin und ganz in der Nähe ein Sofa komplett mit Kleenex-Schachtel für Leute, die zur geistlichen Beratung kamen.
    Dennoch gab es einige persönliche Feinheiten. Die beiden Sessel stammten aus dem Admiralsquartier eines Zerstörers aus dem Zweiten Weltkrieg. An der Wand hinter dem Schreibtisch hingen gerahmte Flugnavigationskarten. Zwischen den Büchern zu Theologie und Seelsorge standen Erinnerungsstücke, so zum Beispiel das Foto einer wesentlich jüngeren Clare mit ihrer Crew in Kuwait, eine Uhr in Form eines Kampfhubschraubers, dessen Rotoren als Sekundenzeiger dienten, und ein Pilotenhelm.
    »Meine Güte.« Die neue Diakonin staunte. »Hier knistert es ja geradezu vor Kampfgeist. Soweit ich weiß, waren Sie Pilotin? Bei der Armee?«
    Clare schraubte die Thermoskanne mit Kaffee auf, die sie immer zur Arbeit mitnahm. »Ja.« Sie atmete den Dampf ein, während sie sich einen Becher Kaffee eingoss. Sie hielt der anderen Frau einladend einen sauberen Becher des Virginia Episcopal Seminary entgegen. »Möchten Sie auch? Es ist dunkel gerösteter Sumatra. Ich mahle ihn selbst.«
    De Groot lächelte entschuldigend. »Ich bin keine Kaffeetrinkerin. Hätten Sie vielleicht Tee?«
    Clare biss die Zähne zusammen. Gott schütze sie vor Teetrinkern. Immer war das Wasser nicht heiß genug und die vollgesogenen kleinen Beutel tropften. »Ich sage Lois, sie möchte sich darum kümmern«, erwiderte sie. Sie nahm den Hörer und rief die Sekretärin an. »Lois, würden Sie Diakonin de Groot eine Kanne Tee kochen?« Sie legte schnell auf, um Lois’ Antwort nicht hören zu müssen.
    »So, worüber sprachen wir gerade? Das Zimmer. Ja, als ich hierherkam, wollte ich einfach meine Lieblingssachen um mich haben. Aber mittlerweile habe ich festgestellt, dass der Reiz des Neuen dabei hilft, das Eis zu brechen, wenn ich Menschen kennenlerne.« Clare deutete auf die Sessel. »So wie jetzt.«
    De Groot nahm Platz, ohne dass ihr freundliches kleines Lächeln verrutschte, während sie Clares TOD AUS DEN WOLKEN-Becher betrachtete. »Mir ist klar, dass dies ein Schock für Sie gewesen sein muss, Ms. Fergusson. Man geht eine Woche in den Urlaub, und bei der Rückkehr erwartet einen eine neue Diakonin.«
    »Bitte, nennen Sie mich Clare. Und Sie sind Beth? Liz?«
    »Elizabeth.«
    »Elizabeth.« Natürlich. »Ich will nicht lügen, es war wirklich eine Überraschung. Ich habe es erst gestern Nachmittag von Willard Aberforth gehört.« Sie setzte eine begeisterte Miene auf. »Aber ich freue mich schon darauf, mit Ihnen zu arbeiten«, schwindelte sie.
    »Ach, Gott sei Dank. Das geht mir genauso. Ich habe so viele wunderbare Dinge über die Energie und den Einfallsreichtum gehört, mit denen Sie in dieser Gemeinde arbeiten.«
    Jede Wette, dass du das hast. »Da Sie mehr über St. Alban’s wissen als ich über Sie, könnten Sie mir vielleicht erzählen, wie Sie Ihre Rolle hier sehen. Sie werden mich bei den Gottesdiensten unterstützen und …?«
    De Groot strahlte. »Oh, abgesehen von den Gottesdiensten gibt es so vieles, das eine Diakonin tun kann! Das hier ist ein gutes Beispiel dafür, wie ich glaube, Ihnen helfen zu können. Ich möchte, dass Sie mich als Fundgrube des Wissens betrachten: Kirchenkultur, Kirchentradition, Kirchenrecht – ich bin hier, um Ihnen die Informationen zu geben, die Sie brauchen, um Ihre Aufgaben so gut wie möglich zu erfüllen.«
    Clare setzte ihren Becher so ab, dass die geflügelte Klapperschlange für ihre neue Diakonin gut sichtbar war. »Ich habe einen Abschluss in Theologie«, stellte sie fest.
    »Und ich einen Doktortitel. Doch ernsthaft, was ist Gelehrsamkeit verglichen mit Erfahrung? Ich bin sicher, dass Sie selbst das Gefühl haben, in den letzten zwei Jahren mehr gelernt zu haben als in Ihrer ganzen Zeit im Seminar.«
    In den vergangenen zwei Jahren war Clare angeschossen worden, mit einem Hubschrauber abgestürzt, beinah ertrunken, und man hatte ihr Auto in die Luft gesprengt. Ach ja – und sie hatte sich in einen Mann verliebt, der so unerreichbar war wie der Mond. »Ja«, sagte sie, »da muss ich Ihnen recht geben.«
    »Das steuere ich bei. Die Erfahrung. Das ist zumindest ein Vorteil, wenn man so alt ist wie ich!« Elizabeths Lachen war selbstironisch und melodisch.
    Alle Antworten, die Clare einfielen, klangen frech, deshalb hielt sie ihre Zunge im Zaum. »Welche Aufgaben sehen Sie hier in St. Alban’s sonst noch für sich? Abgesehen davon,

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