Wer Mit Schuld Beladen Ist
die Veranda, die mit ihrem dicken Fell aussahen wie zwei haarige, kurzbeinige Marshmallows. Sie tanzten wild kläffend um Russ und Lyle herum. »Beachten Sie sie gar nicht«, rief Meg über den Aufruhr hinweg. »Snowball! Fluff! Sitz!« Die Hunde ignorierten sie, während sie sich zwischen den Beinen von Russ und Lyle hindurch in ein verwohntes Wohnzimmer drängten.
»Leckerchen!«, rief Meg, während sie auf ihren Schenkel klopfte, und die Hunde flitzten hinter ihr her um die Ecke in die Küche. Man hörte, wie etwas Hartes in die Hundeschüssel klirrte, und dann kehrte Meg zurück und schloss die Tür hinter sich. »Okay, jetzt sind sie friedlich.« Sie deutete auf die Couchgarnitur. »Bitte.«
Russ setzte sich. Sie war bequemer, als sie aussah. Die Couch und die dazugehörigen Sessel waren mit Jeansstoff bezogen, was gut zum Stil des restlichen Raums passte. Amerikanischer Teenager-Stil.
Meg musste seine Gedanken gelesen haben, denn sie bemerkte: »Das Zimmer gehört den Kindern.« Sie klopfte auf den massiven Couchtisch. »Alles unzerstörbar.«
»Bis auf den da.« Lyle nickte in Richtung der Wand, an der ein Flachbildschirm in all seiner kostspieligen Glorie hing.
»Ich will, dass die Kids in meinem Haus abhängen«, sagte sie. »Wenn sie hier drin sind, um Pizza zu verschlingen und Satellitenfernsehen zu gucken, weiß ich, dass sie in Sicherheit sind.« Sie hielt inne, und Russ konnte exakt den Moment bestimmen, in dem ihr wieder einfiel, warum sie hier waren. Wie sicher waren ihre Kinder, wenn Linda in ihrer eigenen Küche ermordet worden war? »Haben Sie … haben Sie eine Ahnung, wer das …«
Lyle schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Wir haben einige Theorien aufgestellt, und genau deshalb müssen wir mit Ihnen reden.« Er beugte sich vor. »Hat Mrs. Van Alstyne Ihnen etwas von einer möglichen, äh, Verabredung an diesem Wochenende erzählt?«
Russ sah, wie sie dunkelrot anlief. Meg legte die Hände auf die Wangen und schloss die Augen. Als sie sie aufschlug, galt ihr Blick erneut Russ. »Ja«, sagte sie, ihre Stimme war kaum zu hören.
»Wie bitte?«
»Ja.« Lauter diesmal. »Nicht mit diesen Worten, verstehen Sie. Nur, dass etwas Besonderes passieren würde und ein Mann damit zu tun hatte. Ich habe ihr gesagt, sie solle sich ranhalten.« Ihre Aufmerksamkeit wanderte von Russ zu Lyle, und sie setzte sich aufrechter hin. »Ich habe ihr gesagt, was dem einen recht sei, wäre dem anderen billig.«
Was Russ wirklich wollte, war aufzuspringen und sie anzuknurren: Du Idiotin, du minderbemittelte Wichtigtuerin! Stattdessen blickte er aus dem Fenster, als wären Kombi und Pick-up vor dem Haus die faszinierendsten Dinge, die er jemals gesehen hatte.
»Wen wollte Mrs. Van Alstyne denn treffen?«
»Seinen Namen kenne ich nicht. Sie war sehr diskret. Sie war keine von denen, die mit ihren Angelegenheiten hausieren gehen.«
An den Pick-up war eine Schneeschaufel montiert. Einer von Traceys Jungs mochte die Arbeit im Freien – räumte im Winter und erledigte im Sommer Gartenarbeiten. Er und Linda hatten ihn einige Male angeheuert, aber Russ wollte verdammt sein, wenn er sich an seinen Namen erinnern konnte.
»Wissen Sie irgendetwas über ihn? Haben Sie eine Ahnung, wie sie diesen Mann kennengelernt hat?« Lyles Stimme klang so sanft wie Ahornsirup. Das beherrschte er.
»Durch ihre Arbeit, glaube ich.«
»War er ein Kunde?«
»Das weiß ich nicht. Könnte sein. Vielleicht hat sie ihn auf einer ihrer Einkaufsreisen getroffen. Sie hat mir nichts erzählt, was sie für unbedeutende Einzelheiten hielt. Linda wollte nur darüber reden, wie sie sich bei ihm fühlte. Geschätzt. Bewundert. Begehrt. Das war ihr wichtig.«
Der Name des Jungen. Der Name des Jungen. Vielleicht sollte er Meg fragen. Vielleicht sollte er sie daran erinnern, dass er noch kein widerlicher Abschaum gewesen war, als er ihren Jungen eingestellt hatte. Vielleicht sollte er …
»Hat Mrs. Van Alstyne beschlossen, sich mit diesem Mann zu treffen?«
»Ich weiß nicht, wozu sie sich entschieden hat. Sie hat mich nach meiner Meinung gefragt, und ich habe sie ihr gesagt. Um Himmels willen, was hat das mit der Suche nach ihrem Mörder zu tun?«
Trucks zu beäugen und sich an Kindernamen zu erinnern, half Russ nicht mehr weiter. »Ich bin kein eifersüchtiges Arschloch, Meg.« Er sprach zu laut. Sie zuckte zurück. »Dieser Kerl, der ihr ›etwas Besonderes‹ versprach, könnte der Mörder gewesen sein. Darum wollen wir ihn finden.«
Meg
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