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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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stand unvermittelt auf und trat an eines der Fenster. Sie riss es auf, schob das Sturmfenster ein Stück nach oben und kramte eine Zigarettenpackung aus einer Tasche ihres Sweaters. Sie klopfte die andere Tasche ab. »Mist. Ich hab die Streichhölzer vergessen.« Sie betrachtete die in Zellophan gehüllte Schachtel. »Ich habe versucht aufzuhören.«
    Russ stemmte sich vom Sofa hoch und holte sein Zippo aus der Jeans. Er warf es ihr zu. »Hier.«
    »Danke.« Ihre Hand zitterte, als sie die Zigarette anzündete.
    »Ich bin nicht der Feind, Meg.« Er senkte die Stimme. »Ich habe Linda geliebt. Ich mag es versaut haben, aber ich habe sie geliebt.«
    Sie nickte. »Sie kannte ihn schon, ehe ihr beide die Probleme hattet. Das hat sie mir erzählt. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sie an ihm als Mann so wahnsinnig interessiert war. Er war eher – wenn sie über ihn sprach, dann immer in Bezug auf dich. Sie verglich ihn mit dir oder überlegte, wie sauer du wärst, oder sagte, du würdest nicht glauben, dass ein anderer sie attraktiv fände.«
    Er schloss die Augen. Linda war immer die körperlich perfekteste Frau gewesen, die er je gesehen hatte. Alle Männer fanden sie attraktiv. Wenn sie essen gingen, stolperten Hilfskellner über ihre eigenen Füße, sobald sie an ihrem Tisch vorbeikamen. Dessen hätte sie sich doch bewusst sein müssen.
    »Sie hat mir nie seinen Namen oder Ähnliches verraten. Einige der Dinge, die sie erzählte, vermittelten mir jedoch den Eindruck« – sie zog heftig an ihrer Zigarette –, »dass sie vor Jahren mal was mit ihm gehabt hatte.«
    Was? Russ blinzelte, als würde das Gesagte dadurch deutlicher. Was?
    »Wie meinen Sie das, Mrs. Tracey?«
    Sie hatte die erste Zigarette fast aufgeraucht. Sie schnippte sie durch das Fenster in eine Schneewehe und klopfte die Nächste heraus. »Ich meine, dass sie vor einigen Jahren eine Beziehung mit diesem Mann hatte. Nicht lange nachdem sie nach Millers Kill gezogen war. Sie …« Meg entzündete die zweite Zigarette mit wesentlich ruhigerer Hand. »Sie hat nie direkt gesagt, dass es derselbe Mann war. Aber ich …« Sie sah zu Russ, erwiderte durch den Rauchschleier endlich seinen Blick. »O Gott, es tut mir so leid, Russ. Ich könnte mich irren. Vielleicht habe ich alles, was sie gesagt hat, vollkommen falsch verstanden.«
    »Du meinst … sie hat angedeutet, dass sie eine Affäre hatte?« Er klang, als wäre er der Raucher. »Linda?«
    Meg und Lyle wandten den Blick ab.
    »Ich muss …« Er konnte nicht sagen, was er tun musste. Seine Füße bewegten sich, und er lief los, und im nächsten Moment fand er sich draußen wieder, wo er an der Ladefläche des Dodge Ramkin lehnte und sein Frühstück von sich gab.
    Er wischte gerade seinen Mund mit Schnee ab, als Lyle ihn einholte. »Chief?« Er sah auf den Boden. »Allmächtiger.«
    Russ spuckte Eiswasser und schaufelte noch eine Handvoll auf. Er steckte seine Brille in die Manteltasche und rieb sich das Gesicht mit Schnee ab.
    »Du wusstest nichts davon.« Lyles Ton lag irgendwo in der Mitte zwischen Frage und Feststellung.
    Russ trat Schnee über die Sauerei, die er hinterlassen hatte. »Richtig.« Er setzte die Brille wieder auf. Die beißende Kälte auf seiner Haut fühlte sich gut an. Er wollte die Innenseite seines Schädels genauso waschen, Reinheit und Klarheit hineinbringen.
    Lyle streckte ihm das Zippo entgegen. »Ich habe dein Feuerzeug mitgenommen.«
    Russ barg es in der feuchten Hand. »Es gehörte meinem Vater.« Er drehte es um, fuhr mit dem Daumen über die Initialen seines Vaters. »Weißt du, ich habe immer geglaubt, er und meine Mutter hätten die perfekte Ehe geführt. Erst nachdem er gestorben war, wurde mir klar, wie sehr seine Trinkerei sie verletzt hat.«
    Lyles argwöhnischer Blick brachte ihn fast zum Lächeln. »Keine Sorge. Ich werde nicht wieder anfangen zu saufen.« Die Mediziner, die behaupteten, Alkoholismus sei zum Teil genetisch bedingt, hatten seine volle Unterstützung. Wie sein Vater vor ihm war er Trinker gewesen. Im Gegensatz zu ihm hatte er es geschafft, aufzuhören, ehe es ihn umbrachte. Was zum größten Teil Linda zu verdanken war.
    »Gut.« Lyle öffnete ihm die Beifahrertür. »Ich hab dich noch nie besoffen erlebt, und ich will jetzt mit Sicherheit nicht damit anfangen.«
    Russ stieg gehorsam ein und ließ seinen Deputy die Tür hinter ihm zuschlagen. Gott, er war völlig erledigt. Und es war noch nicht einmal Mittag.
    Lyle setzte sich auf den Fahrersitz

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