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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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nicht das Papier wert ist, auf dem sie steht.« Dvorak betrachtete voll Abscheu die Akte vor sich. »Der einzige andere solide Anhaltspunkt, den ich beisteuern kann, ist die Tatwaffe.«
    Der Chief richtete sich auf. »Anhand der Stichverletzungen? Das Labor der State Police benötigt normalerweise mindestens eine Woche, ehe es etwas zu der Waffe sagen kann.«
    »Richtig. Ebendeshalb habe ich das Labor umgangen. Ich habe die Fotos per E-Mail an einen Freund in Virginia geschickt und ihm mitgeteilt, wie wichtig das Ganze für mich ist. Direkt vor meinem Anruf bei Ihnen hat er sich zurückgemeldet.« Der Arzt entnahm der Akte eine Seite und ließ sie über den Tisch gleiten. Es war der Ausdruck eines Fotos von einer Website, das ein nicht reflektierendes, absolut tödliches Messer zeigte.
    »Ich muss mich für die schlechte Qualität des Ausdrucks entschuldigen. Wie Sie sehen, handelt es sich um ein KA-BAR, das man meinem Freund zufolge häufig in Trödelläden oder Geschäften für Armeebedarf findet, weil …«
    »Das ist mein Messer«, sagte der Chief.
    »Es – was?« Dr. Dvorak starrte ihn an. Dann wurde seine Miene weich. »Die sind nicht gerade selten, Russ.«
    »Das weiß ich«, rief der Chief ungeduldig. »Es gehörte zur Standardausrüstung der Marines, und jeder in der Army besorgte sich eines, weil sie so viel besser waren als der Mist, den man uns aushändigte. Ich habe meines behalten, als ich aus dem Dienst ausschied. Das Messer, das aus meiner Scheune verschwunden ist, war ein KA-BAR.«
    »Russ«, sagte MacAuley, »der Doc hat recht. Ich meine, mein Messer ist aus dem Army & Navy, und es sieht fast genauso …«
    »Ich leide nicht an von Schuldgefühlen erzeugten Halluzinationen. Lyle, denk nach. Die Mordwaffe war ein KA-BAR. Mein KA-BAR ist verschwunden. Mit Sicherheit zum letzten Mal gesehen habe ich es ein paar Tage nach Ende der Jagdsaison, da lag es noch auf meiner Werkbank. Jemand hätte ganz einfach in die Scheune einbrechen und es nehmen können.« Er beugte sich vor. »Vielleicht jemand aus dem Auto, das der Junge der Traceys am Sonntag in meiner Zufahrt gesehen hat.«
    »Wenn der Täter in deine Scheune eingebrochen ist, um sich eine Waffe zu besorgen, warum, zum Teufel, hat er dann nicht deine Weatherby oder eine der Schrotflinten geklaut?«
    »Weil es viel schwieriger ist, sich mit einem Gewehr in der Hand an jemanden anzuschleichen«, warf Mark ein.
    Der Chief nickte ihm zu. »Exakt.«
    »Okay«, lenkte MacAuley ein. »Nehmen wir mal an, es wäre so. Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass es, ob es sich nun um das Messer des Chiefs handelt oder nicht, vermutlich längst auf dem Grund des Kill liegt.«
    Mark schnitt eine Grimasse. Unter der eisbedeckten Oberfläche des Flusses konnten jede Menge Dinge verschwinden.
    »Mark, du machst mit der Liste der entlassenen Häftlinge weiter, mit denen der Chief zu tun hatte.« Der Deputy erhob sich und setzte seinen Hut auf. »Danke, Doc.«
    Dr. Dvorak streckte den Arm über den Tisch und schüttelte MacAuley die Hand. Der Deputy Chief packte Mark an der Schulter und schob ihn aus dem Büro »Gib ihm ein paar Sekunden«, sagte er, nachdem sie ein paar Schritte den Flur hinuntergegangen waren.
    »Hören Sie«, sagte Mark. »Was diese entlassenen Häftlinge betrifft …«
    »Spür ihre Bewährungshelfer oder die Aufseher auf. Wir suchen jemanden, der bei der Armee im Kampf mit dem Messer ausgebildet worden ist oder im Knast wegen Messerstechereien Ärger hatte. Der Schichtwechsel, den du wolltest? Du hast ihn. Du arbeitest ab sofort tagsüber. Ermittlungsarbeit, keine Streife.«
    Die Beförderung, die Mark so lange ersehnt hatte, rauschte an ihm vorbei, ein irritierendes Detail, das er sich anhören musste, ehe er zu dem kam, was wirklich zählte: »Ich möchte etwas Zeit, um Reverend Fergusson zu überprüfen«, platzte er heraus.
    »Was?« MacAuley hielt ihn am ausgestreckten Arm. »Wovon redest du?«
    »Clare Fergusson. Sie haben es selbst zum Chief gesagt. Sie gehört zum Kreis der Verdächtigen.«
    »Du meinst vorhin im Revier? Um Himmels willen, da habe ich doch nur versucht, dem Chief ein bisschen Vorsicht einzubläuen. Ich halte sie doch nicht wirklich für eine Verdächtige.«
    »Warum nicht?«
    MacAuley warf die Hände in die Luft. »Was weiß ich. Weil ich sie kenne, nehme ich an. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Ich meine, okay, vielleicht könnte sie ganz vielleicht so wütend werden, dass sie in einem Anfall geistiger

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