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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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der einen echten, lebendigen Auftragsdienst beschäftigte. Terry hinterließ eine Nachricht, so ausführlich, wie er es bei dieser kurz angebundenen Frau wagte, die unglücklicherweise so gar nichts von Judy Holliday hatte.
    Mrs. Henry Marshall war zu Hause und traf Vorbereitungen für ihre dienstagnachmittägliche Bridgerunde. »Terry McKellan, ich kann nicht glauben, dass ausgerechnet du Klatsch verbreitest«, tadelte sie ihn, nachdem er ihr die Neuigkeit erzählt hatte. »Du kannst doch nicht ernsthaft annehmen, dass dieser nette Russ Van Alstyne etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun hat. Armes Ding.«
    »Darum geht es doch gar nicht«, protestierte er. »Früher oder später landen Geschichten wie diese in den Zeitungen. Und wenn das eintritt, wird man sich mit Reverend Fergussons Beziehung zu diesem Mann beschäftigen.«
    »Welche Beziehung?« Ging es um Menschen, die sie mochte, war Mrs. Marshall ungeheuer beherzt.
    »Lacey …« Er kannte Mrs. Marshall über ein Vierteljahrhundert, und vor kurzem hatte er begonnen, sie mit Vornamen anzureden.
    »Die beste Art, Gerüchten zu begegnen, ist, sie zu ignorieren«, verkündete Mrs. Marshall. »Ohne Wind wird der Brand verlöschen.«
    Sie beruhigte ihn noch ein wenig, versicherte ihm, dass kein Grund vorlag, eine außerordentliche Versammlung einzuberufen, um das Problem zu diskutieren, und konnte gerade noch auflegen, als die ersten drei Mitglieder der Bridgetruppe bereits an der Tür klingelten. Sie hätte vermutlich nicht mehr daran gedacht, wenn sie nicht, nachdem sie ihr Gebot abgegeben hatte, gehört hätte, wie Yvonne Story erzählte, dass Reverend Fergusson von Chief Van Alstyne verlangt hatte, sich zwischen ihr und seiner Frau zu entscheiden, woraufhin er seine Frau erschoss, weil sie ihm die Scheidung verweigerte.
    »Yvonne Story! Wo, um alles in der Welt, hast du diesen Unsinn her?«
    Die pensionierte Bibliothekarin hatte ein Gesicht wie ein Knödel, ungleichmäßig rund und teigblass, und eine lebenslange Leidenschaft für den Klang ihrer eigenen Stimme. »Oh! Lacey, sie ist deine Pastorin, nicht wahr, das war mir ganz entfallen. Es tut mir leid. Ist es nicht furchtbar, zu welchen Taten sich die Männer und Frauen Gottes heutzutage hinreißen lassen? Deshalb gehe ich schon seit Jahren nicht mehr in die Kirche. Ich schaue mir immer diesen wunderbaren Fernsehgeistlichen an, Dr. Peter Panagore. So ein reizender, reizender Mann. Und es ist so praktisch. Ich muss mich am Sonntagmorgen nicht mehr in meine Strümpfe quälen.«
    »Yvonne«, schnitt ihr Mrs. Marshall das Wort ab. »In der Geschichte, die du über Reverend Fergusson und Russ Van Alstyne verbreitest, steckt nicht ein Fünkchen Wahrheit.«
    »O doch! Ich arbeite freiwillig im Altenheim, weißt du, lese den alten Leuten vor und leiste ihnen Gesellschaft, und der Leiter, Paul Foubert – du kennst Paul, oder? So ein reizender, reizender Mann, und man spricht so gut von ihm, obwohl ja die meisten dieser Männer …«
    »Yvonne. Willst du mir weismachen, der Leiter des Altenheims hätte dir erzählt, dass Chief Van Alstyne seine Frau erschossen hat? Nicht zu fassen.«
    »Nun, ich habe zufällig mit angehört, wie er sagte, dass Mrs. Van Alstyne – die junge Mrs. Van Alstyne, nicht die ältere – getötet worden ist und dass seinem, nun ja, seinem speziellen Freund, dem Rechtsmediziner, der Fall übertragen wurde, weil es nicht mit rechten Dingen zuging.« Die letzten Worte ließ sie dramatisch nachhallen, eine Raffinesse, die Mrs. Marshall ihr gar nicht zugetraut hätte. Meist konzentrierten sich Yvonnes Konversationsbemühungen auf Quantität und nicht auf Qualität. Die Frauen an ihrem Tisch, die unter dem Schwall der Worte entweder gereizt oder betäubt gewirkt hatten, lebten angesichts dieser interessanten Enthüllung wieder auf.
    »Soweit ich gehört habe, wurde die Frau des Chiefs tot aufgefunden. Das bedeutet nicht, dass er etwas mit ihrem Tod zu tun hat.«
    »Geraldine Bain von der Post hat es mir, kurz bevor ich hierherkam, erzählt. Sie sagte, die Frau des Chiefs hätte ihn rausgeworfen, weil er eine Affäre hatte.«
    »Das heißt nicht …« Mrs. Marshall verstummte, ohne Russ Van Alstyne weiter zu verteidigen. Wind, der den Brand anfachte. »Geraldine Bain ist eines der übelsten Tratschmäuler von Millers Kill.«
    »Aber sie ist eine Cousine von Dandridge Bains drüben in Cossayuharie. Dessen Tochter ist mit einem Polizisten verheiratet.«
    »In Fällen wie diesem war es immer der

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