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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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geschmeidig von ihrem Stuhl und glitt durch die Tür des Kapitelsaals.
    »Nette Frau«, bemerkte Terry McKellan. »Scheint sehr vernünftig.« Obgleich sie fast sicher war, dass er es nicht beleidigend meinte, errötete Clare.
    »Ich frage noch einmal. Was soll diese überraschende Versammlung?«
    Geoff Burns ließ sich auf den Stuhl neben ihr fallen. »Lassen Sie die Stacheln unten, Clare. Wir alle haben heute die Gerüchte gehört, die in der Stadt über Linda Van Alstynes Tod kursieren. Die meisten beschäftigen sich mit der Frage, warum ihr Mann sie erschossen hat. Und davon die meisten nennen wiederum Sie als wahrscheinlichsten Grund.«
    »Mich?« Dann begriff sie, was er gesagt hatte. »Russ? Seine Frau ermorden? Das ist …« Angesichts der Absurdität dieser Vorstellung fehlten ihr die Worte. »Grotesk«, schloss sie. Mrs. Marshall neigte zustimmend den Kopf. Geoff Burns zuckte die Schultern. »Geoff, er könnte das nicht. Er würde so etwas nie tun. Niemals. Egal, aus welchem Grund.«
    »Clare, ich habe viel mit Verbrechen zu tun. Alle meine Mandanten haben eines gemeinsam: Sie sind alle unschuldig.« Er klang, als tränke er Zynismus statt Kaffee.
    Clare stieß sich vom Tisch ab. »Sie sollten lieber eine Situation vorbringen, die nichts mit bösartigem Klatsch zu tun hat, sonst gehe ich sofort.«
    »Bitte, Liebes.« Mrs. Marshall legte ihre Hand auf Clares Arm. »Ich weiß, wie schwer das für Sie ist. Es mag nicht so wirken, doch wir sind hier, um zu helfen.« Ihr Gesicht, dessen Kanten ihre siebenundsiebzig Jahre geglättet hatten, strahlte Besorgnis aus.
    »Keinem von uns gefallen die Gerüchte«, sagte Terry McKellan, »doch sie kursieren in der Stadt. Die Frage ist, was wir tun können, um sie einzudämmen und den Schaden an Ihrem guten Ruf zu minimieren.«
    »Und an dem der Kirche.« Clare wusste nicht, warum die Worte so bitter schmeckten. Seit jenem Novembertag vor zwei Jahren, an dem sie zum ersten Mal durch die schweren Doppeltüren von St. Alban’s getreten war, um ihr Amt als erster weiblicher Pastor anzutreten, hatte sie gewusst, dass sie das öffentliche Gesicht der Kirche verkörperte und scharf beobachtet wurde, sowohl von jenen, die nach einem Vorbild an Christlichkeit suchten, als auch von jenen, die darauf warteten, dass sie Mist baute. Sie hatte versucht, dieser Anforderung gerecht zu werden. Sie hatte es in zwei langen Jahren der Einsamkeit und Isolation versucht, in denen niemand wusste, wer sie wirklich war. Außer Gott und Russ Van Alstyne.
    »Ich habe nachgedacht.« Terry McKellan strich sich über den Schnurrbart. »Da ist doch dieser Mann, den Sie in New York besucht haben.«
    »Hugh Parteger?«
    »Wie ernst ist das mit Ihnen beiden?«
    Clare spreizte die Hände. »Wir genießen die Gesellschaft des anderen. Ich habe ihn einige Male in der Stadt besucht, und er hat ein paar Wochenenden hier verbracht.«
    »Nichts in Aussicht?«
    »Er macht bei einer internationalen Finanzfirma Karriere. Ich verdiene zwanzigtausend Dollar pro Jahr in einer winzigen ländlichen Gemeinde. Das ist eine gewisse Kluft.«
    »Oh.« Terrys Schultern sanken herab. »Also … glauben Sie, er würde sich einverstanden erklären, eine Verlobung mit Ihnen vorzutäuschen?«
    Alle drei starrten ihn an. »Sie wollen, dass ich Hugh Parteger frage, ob er mir als Deckung dienen würde?« Clares Stimme kiekste vor Ungläubigkeit.
    »Terry, du klingst, als hättest du einen meiner historischen Liebesromane gelesen.« Mrs. Marshall schüttelte den Kopf. »Eine vorgetäuschte Verlobung, also wirklich.«
    Geoffrey Burns war dieses eine Mal sprachlos.
    »Nun …« Terrys Pausbacken röteten sich. »Es mag albern klingen, aber ich wette, es würde funktionieren. Was sollen wir denn sonst tun?«
    »Alles ignorieren«, sagte Clare.
    »Ein Wort ins richtige Ohr kann Wunder wirken.« Mrs. Marshall berührte unwillkürlich ihren grell geschminkten Mund. »Sehr bald wird jeder, der etwas darstellt, die Wahrheit wissen.«
    Geoff schüttelte den Kopf. »Die Geschichte ist viel schöner als die Wahrheit. Die Leute wollen Geschichten über verbotenen Sex und Mord. Nein, ich glaube, wir sollten uns darauf einstellen, Verleumdungsklagen einzureichen. Das ist ein klassischer Fall von Rufmord. Van Alstyne mag seine Frau getötet haben, aber er hatte todsicher keine Affäre mit unserer Pastorin.«
    Clare wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Ihre Verteidiger. »Es gab keinen verbotenen Sex. Und es gab keinen Mord. Es gibt

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