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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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seinem.
    Flüstern. »Liebe?«
    Sie legte ihre Hände auf seinen Kopf, nicht leicht, wie bei einem Segen, sondern schwer, drückte Haare und Schädel zwischen ihren Fingern und Handflächen. »Wer verdammt dich?«, zitierte sie.
    Flache Atemzüge ließen seine Brust beben. »Niemand«, antwortete er schließlich.
    »Dann wird dich auch die Liebe nicht verdammen.« Sie beugte sich dicht über ihn, so dicht, dass ihre Stirn seine berührte, dicht genug, um seinen schwachen Geruch nach Kiefernholz und Wolle wahrzunehmen. »Geh hin, liebes Herz, und sündige nicht mehr.«

25
    S elbst wenn sein Leben davon abhängig gewesen wäre, er hätte sich nicht rühren können. Der Druck ihrer Hände, ihr Atem auf seinem Gesicht – eigentlich hätte es erotisch sein müssen, doch das war es nicht. Es war ein Stromschlag, ein kurzer intensiver Moment, der ihn zittrig zurückließ. Doch er zitterte nicht. Seine Hände, die auf den hölzernen Armlehnen des Stuhls lagen, waren ruhig. Es war ein Schlag oder ein Klang, den er weder gespürt noch gehört hatte.
    Was, zum Teufel?
    Sie gab ihn frei, und er hatte das Gefühl, sein Kopf müsse davonschweben. Oder sein Herz. Er räusperte sich. »Ich …«, begann er.
    Sie legte ihm den Finger nicht ganz auf die Lippen. »Wir sollten überlegen, wie du vorgehen musst. Und wie ich dir dabei helfen kann.«
    Er nickte. Ja. Das war gut.
    »Vielleicht sollten wir die Spuren aufteilen. Ich könnte mich um diesen Oliver in Saratoga kümmern, und du recherchierst wegen des Autos, das auf deiner Zufahrt gesehen wurde.« Sie warf einen Blick auf ihre zerkratzte Seiko. »Die Schule ist in anderthalb Stunden aus. Vielleicht könnten wir Tracey Quinns Freund erwischen.«
    Er nickte.
    Sie runzelte die Stirn. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Er räusperte sich noch einmal. »Ja«, erwiderte er. Und stellte im selben Moment überrascht fest, dass es stimmte, er fühlte sich gut. Nicht toll, nicht glücklich – er wusste nicht, ob er jemals wieder glücklich sein konnte –, aber … in Ordnung. »Ja.« Diesmal kräftiger. Er erhob sich, wobei sein Rücken mit dem alten Bürostuhl um die Wette knarrte. »Der Plan ist gut.« Er beugte sich über den Tisch und kritzelte Oliver Grogans Adresse und Telefonnummer auf einen Zettel. »Hier.« Er gab ihr das Blatt. »Ruf mich an, wenn du ihn überprüft hast. Falls dir irgendetwas komisch vorkommt oder deine inneren Sensoren Alarm schlagen, verschwindest du sofort und rufst mich später an.«
    Sie nickte. »Wie sieht es aus, kannst du in der Gegend herumfahren? Was ist mit der Fahndung?«
    »Als ich zu Hause gewesen bin, habe ich den Wagen gewechselt. Ich habe den Truck in der Scheune stehen lassen und den Kombi genommen.«
    »Wird man den nicht ebenfalls suchen?«
    »Falls derjenige, den Jensen zum Haus geschickt hat, von den Spuren vor der Scheune berichtet, dann ja. Ich setze darauf, dass es jemand war, der mir eine Atempause verschafft.« Sein Mund zuckte. »Der Arbeitstitel lautet sowieso Zocken. Jemand aus dem Department hat sich bei den Staties über die Ermittlungen beschwert.«
    »Ach«, sagte sie. »Das tut mir leid.«
    »Mir auch«, bemerkte er. Er faltete seine Notizen zusammen und stopfte sie in die Innentasche. »Wir sollten lieber aufbrechen.«
    »Wo hast du geparkt?«
    »Oben an der Straße, in der Einfahrt der Balfours.« Er grinste kurz. »Sie sind in Florida im Urlaub.«
    »Wie gerissen«, sagte sie. »Das bewundere ich an einem Mann.«
    Den Mantel über dem Arm, steckte sie erst einmal nur den Kopf durch die Tür. Sie nickte ihm zu. Er folgte ihr, doch nicht zum Gemeindehaus, aus dem sie am Morgen gekommen war, sondern zur Kirche. Clare stemmte die Innentür auf, und sie betraten den dämmrigen Altarraum. Sie führte ihn durch einen der Seitengänge ganz nach hinten in die Kirche. »Warte im Narthex auf mich, ich bin sofort wieder da.«
    »Im was?«
    Sie zog die schweren Doppeltüren auf und enthüllte einen rechteckigen turmartigen Vorbau, an dessen entgegengesetzter Seite sich die großen Außentüren der Kirche befanden, palisadenhohe Strukturen mit genug schmiedeeisernen Verzierungen, um die normannische Invasion abzuschrecken. »Das Foyer. Das Vestibül. Der Narthex«, erläuterte sie und verschwand dann wieder im Inneren der Kirche.
    Hinter ihm schloss sich leise die Tür. Vier schießschartenartige Fenster ließen durch die schmalen Buntglasdarstellungen eines Löwen, eines Adlers, eines Mannes und eines Ochsen alles verfügbare Licht

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