Wer Mit Schuld Beladen Ist
Mundpropaganda.«
»Hatte sie einen Auftrag angenommen, der umfangreicher war als gewöhnlich? Einen, der sie vielleicht veranlasst hat, auf andere Weise als sonst nach Näherinnen zu suchen?«
»Ihr letzter großer Auftrag waren die Vorhänge und was weiß ich für das Algonquin Spa.«
»Soll sie auch die neuen Vorhänge für die renovierten Zimmer liefern?«
»Ja, soll sie.« Er zuckte zusammen. »Ich meine, sollte sie. Soweit ich weiß, werden noch letzte Arbeiten in den Räumen ausgeführt, die beim Brand zerstört worden sind.«
Clare nickte. Sie war in jener Nacht dort gewesen, in der eine Explosion und ein Brand den Ballsaal und einen großen Teil des Erdgeschosses ruiniert hatten. Sie wäre wirklich überrascht, wenn sie es bis zum Frühling schafften, wieder zu eröffnen.
»Wenn sonst noch was Sachdienliches in den Dateien stand, habe ich es jedenfalls nicht gefunden.« Russ tippte erneut auf den Notizblock. »Mir bleiben jetzt drei Spuren, die ich verfolgen kann. Oliver Grogan, vermutlich die unergiebigste Spur. Dann Aaron MacEntyre, der Junge, der bei Quinn Tracey war, als er angeblich mit seinem Schneepflug an meinem Haus vorbeifuhr und ein Auto in der Zufahrt parken sah. Die Spur wird vermutlich auch nicht viel ergeben. Und schließlich das mysteriöse Auto selbst.«
»Was weißt du darüber?«
Er angelte sein Handy aus der Tasche. »Das wirst du mir erzählen.« Er warf ihr das Handy zu.
»Ich?«
»Während du weg warst, habe ich drei Anrufe vom Revier bekommen. Einer davon wird von« – seine Lippen wurden weiß, als er den Namen hervorpresste – »Lyle sein. Mit allem, was er über das Auto in Erfahrung gebracht hat.«
»Du … du willst nicht mal seine Stimme hören?«
Er bedachte sie mit einem Blick, den man nur als trocken beschreiben konnte.
»Ach so.« Sie setzte die Teile zusammen. »Du willst nichts von der Ermittlerin hören.«
Er tippte sich an die Nase. »Kluges Mädchen.«
Sie drückte die Menütaste und wählte »Nachrichten abhören«. Das Telefon stellte die Verbindung zur Mobilbox her. »Deine Pinnummer?«, fragte sie.
»Elf vierzehn.«
Sein Geburtstag. Sie tippte sie ein. Die erste Nachricht war von Harlene. Sie bat ihn, sich zu melden und seinen Aufenthaltsort mitzuteilen. Sie klang seltsam, viel zu offiziell und respektvoll. Die Nächste – »Chief? Lyle hier«, sagte die Aufzeichnung. Sie winkte Russ, ihr Papier und Kuli zu geben. »Das Kennzeichen gehört zu einem 1990er Buick Le Sabre, zugelassen auf Audrey Keane. Sie wohnt 840 Bainbridge Road, Cossayuharie. Sie hat eine blütenweiße Weste, keine Vorstrafen.« Er verstummte. Clare konnte seinen Atem hören. »Hier geht es ziemlich hektisch zu. Ich werde die Sache für mich behalten, bis du mir Bescheid sagst, was du vorhast. Ruf an, wenn du etwas brauchst.«
Clare notierte die Informationen und warf Russ den Block zu, als die nächste Nachricht erklang. »Chief Van Alstyne?« Die Stimme einer Frau, knackig und scharf wie ein Winesap-Apfel. »Hier ist Emiley Jensen. Ich muss so rasch wie möglich mit Ihnen über die laufenden Ermittlungen sprechen. Bitte rufen Sie mich an, sobald Sie diese Nachricht erhalten haben.«
Als Nächstes hörte sie die vertraute Stimme Margy Van Alstynes, deren normalerweise nüchterner Tonfall vor Sorge barsch klang. »Russell? Hier spricht deine Mutter. Was, in Sam Hills Namen, geht da vor? Harlene hat schon zweimal angerufen, sie sucht dich. Das sieht dir gar nicht ähnlich. Ich weiß, wie schlecht es dir geht, Schatz, aber ich verspreche dir, es werden auch wieder bessere Zeiten kommen. Wenn du nicht zur Arbeit willst, komm nach Hause, und ich verbarrikadiere die Tür und lege den Hörer daneben, damit niemand dich stören kann. Bitte mach … mach keine Dummheiten. Ich liebe dich. Ruf mich an.«
»Deine Mom macht sich große Sorgen um dich«, sagte Clare, während sie auflegte.
»Ich werde sie anrufen.« Er studierte das Blatt. »Was Neues vom Revier?«
»Lyle wird niemandem etwas von dem Kennzeichen sagen, bis du dich bei ihm gemeldet hast.«
Russ grunzte.
»Heißt die Ermittlerin von der State Jensen?«
»Emiley Jensen. Emiley-mit-extra- e, wie mein Kontaktmann betonte. Das zusätzliche e steht für erfolgreich, wie zum Beispiel diesen Fall erfolgreich abschließen, indem man den Mord an Linda dem erstbesten – schon wieder e – Verdächtigen in die Schuhe schiebt.«
»Dir.«
»Hm.«
Sie gab ihm sein Handy. »Was kann ich tun?«
Er betrachtete sie einen langen
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