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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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vorderste Front schickt, ist alles gut. Craig und ich waren nie auf dem College, und es geht uns genauso gut wie den Traceys. Und die haben Titel bis zu den Kiemen.«
    Clare sammelte die leeren Tassen und Becher ein und trug sie zur Spüle. »Was machen Sie und Ihr Mann denn?«
    Vicki stand ebenfalls auf. »Geben Sie sie mir.« Sie hielt beide Becher in einer Hand und zeigte auf die gewaltige Scheune auf der anderen Straßenseite. »Biofleisch. Rind und Geflügel. Garantiert freilaufend, pestizid-und hormonfrei.« Sie öffnete den Geschirrspüler und stellte die Becher hinein. »Wir haben die Farm von meiner Familie gekauft, als das hier noch ein Milchbetrieb war. Aber Sie wissen ja selbst, dass heutzutage ein kleiner Milchbetrieb den Wettbewerb kaum überstehen kann. Man muss was machen, was die großen Agrarbetriebe nicht abdecken.«
    Clare nahm ihre Jacke von der Stuhllehne. »Deshalb sind Sie auf Bio umgestiegen.«
    »Genau. Manchmal ist es ganz schön schwierig. Man muss ein Zertifikat haben, darf keine Antibiotika oder behandeltes Futter einsetzen, doch letzten Endes verdienen wir pro Tier im Jahr netto ungefähr vierzig Prozent mehr, als mein Vater verdient hatte – und damals hat die Northeast Milk Company die Preise noch stabil gehalten. Wir überlegen, ob wir nicht mit exotischem Fleisch expandieren sollen. Bison. Die Gastronomie ist ganz heiß auf Bison.«
    Eines der besten Gerichte, die Clare je gegessen hatte, war geschmorter Bison gewesen. »Verkaufen Sie lokal?«
    »Auf Bestellung schlachten wir hier Vieh, und einiges Geflügel geht an Pat’s Meat Market in Fort Henry. Aber das meiste geht nach New York.« Sie musterte Clare, diesmal vollkommen anders als an der Haustür, und zog eine Karte aus einem Ständer. »Das ist unsere Nummer. Die kleinste Bestellung, die wir ausführen, ist eine Rinderhälfte, aber wenn Sie unser Fleisch erst mal probiert haben, werden Sie froh sein, dass Ihre Kühltruhe voll damit ist.«
    Clare nahm die Karte. »Ich komme vielleicht darauf zurück.«
    »Sie können billiger einkaufen, aber mit Sicherheit nicht besser.«
    Clare zog ihren Parka an. »Danke für den Kakao, Vicki. Und danke, dass ich reinkommen und Ihren Sohn mit Fragen piesacken durfte.«
    Vicki lächelte ein wenig. »Ich hab eine Menge Erfahrung mit sonderbaren Leuten. Craigs Großonkel veranstaltet Treffen einer Gruppe, die glaubt, die Kubaner würden versuchen, den Kommunismus über fluoridiertes Wasser zu verbreiten. Und mein Schwiegervater unten in Florida ist überzeugt, dass makrobiotische Diät und Injektionen mit Zellen von Schafembryos ihn zweihundert Jahre alt werden lassen. Als Sie hier angekommen sind, weil Sie Detektiv spielen wollen …« Sie zuckte die Schultern. »Das scheint mir doch ein ziemlich kleiner Fisch.«

31
    M ittlerweile war es vollständig dunkel geworden, der fallende Schnee glitzerte im Licht der Garage der MacEntyres wie tausend Sterne. Clare war überrascht, als sie Alanna MacEntyre hinter dem Subaru entdeckte, wo sie mit den Füßen stampfte und die Arme um sich schlug, um warm zu bleiben.
    »Mein Bruder würde gern mit Ihnen sprechen«, sagte sie, während sie mit dem Daumen nach hinten zur Scheune zeigte, wo in einer Reihe wabenartiger Fenster flüssiges Licht schimmerte. »Er möchte Ihnen etwas sagen, ohne dass Mom zuhört.«
    Aha. Sie und Russ hatten mit ihrer Annahme recht behalten, dass die beiden Jungen mehr getan hatten, als ein bisschen auf den Landstraßen herumzuschleudern. »Danke«, sagte sie. »Kommst du mit?«
    »O nein. Ich hab meine Arbeit erledigt.«
    »Und dann hast du im Schnee gewartet, um mir die Botschaft deines Bruders zu bringen? Du bist wirklich ein guter Kumpel.«
    Das Mädchen starrte sie fassungslos an. »Nein«, erwiderte sie. »Ich bin nur klug genug, meinen älteren Bruder nicht stinkig zu machen.« Dann schüttelte sie den Kopf – Erwachsene – und ging ohne ein weiteres Wort in den Vorraum.
    Clare überquerte vorsichtig die Old Route 100. Die schwarze Teerdecke war weiß, sogar die Fußabdrücke der MacEntyre-Kinder verschwanden bereits in der rasch höher werdenden Schneedecke. Ihr wurde bewusst, dass die gewaltigen Tore für Traktoren und Mähdrescher, die Clares Aufmerksamkeit erregt hatten, als sie hier vorbeigefahren war, sich im ersten Stockwerk der Scheune befanden, am Ende einer Rampe, die von Schnee bedeckt war. Die Fensterreihe lag darunter, in Hüfthöhe. Sie fand die Tür, eine alte Bretterkonstruktion, so niedrig, dass sie den

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