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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Mom.«
    Â»Du arbeitest noch so spät?«
    Â»Habe hier alle Freiheiten. Der Computer läuft. Ich habe die Nachrichten zum Thema ›Geldkassette‹ sortiert. Auf Twitter habe ich einen Hashtag vergeben: #Grafflgeld.«
    Er führte Dante in den ersten Stock des Fachwerkbaus und zeigte auf den Computer.
    Â»Wir haben eine ziemlich gute Personenbeschreibung. Männlich, ca. 45 bis 55, mittelgroß, hager. Einige Nutzer haben beliebige Fotos vom Grafflmarkt hochgeladen. Wir können sie durchgehen, um zu checken, ob der Typ vielleicht zufällig drauf ist.«
    Â»Dann mal los«, sagte Dante.

    *

    Gregor verließ das Haus im Schutz der Dunkelheit. Er trug einen Rucksack auf dem Rücken. Keinen von diesen knallbunten, ergonomischen, wasser- und winddichten, sondern einen alten Wanderrucksack aus Stoff mit Schulterriemen aus Leder. Weit weg grollte Donner. Sein Kopf schmerzte.
    Das hier war nicht seins. Nicht sein Leben, nicht seine Intention. Er hatte noch nie gestohlen. Aber darüber durfte er jetzt nicht nachdenken.
    Sogar im Lokalradio brachten sie die Story von Selma, der auf dem Grafflmarkt die Geldkassette entwendet worden war. Gregor besaß keinen Fernseher, aber das Radio achtete er als wichtige Informationsquelle. Seine einzige, genaugenommen, denn mit den Tageszeitungen war ja auch nichts mehr los, die Qualität war wegreformiert, es blieben Artikelstumpen zurück, sprachlich auf dem Niveau von Graffitisprüchen. Wenn überhaupt.
    Im Stadtwald erschien ihm das Donnergrollen lauter. Zwei Halbwüchsige hockten am Weg und verglichen ihre Smartphones. Sie würden sich noch wundern, dachte Gregor, er jedenfalls gab nichts darauf, von Großcomputern verfolgt zu werden, die jeden seiner Schritte aufspüren konnten. Im Augenblick wäre das sogar ziemlich tödlich.
    Er fand die Geldkassette. Ein bisschen Wasser war eingedrungen, aber das schadete ja nicht. In aller Hast stopfte er die Scheinbündel in den Rucksack.
    Dunkelgrünes Licht waberte durch den Stadtwald. Sein Kopf brummte. Die Hitze! In der Ferne blitzte es. Jedes Mal zuckte er zusammen. Zählte automatisch, bis er den Donner hörte. 22. Das Gewitter war noch weit weg.
    Er hielt die leere Kasse in der Hand. Was sollte er damit tun?
    Es wäre verräterisch, sie mitzunehmen. Er dachte an die Enzyklopädie. Was für eine Idiotie zu behaupten, Wissen würde veralten. Was veraltete, waren Wertungen, und mit diesen hatte Gregor so seine Erfahrungen. Wissen konnte nur werten, wer auch wirklich Wissen besaß. Da biss sich der Hund in den Schwanz! Die wenigsten Mitmenschen waren noch imstande, Wissen zu erwerben, denn sie glitten von Reiz zu Reiz, unfähig, einen einseitigen Artikel in einer großen Zeitung zu lesen! Die hielten ja noch weniger ein ganzes Buch durch!
    Es blitzte wieder. Gregor zählte. 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6. Er nahm die Geldkassette und schleuderte sie ins Unterholz. Es raschelte. Ein Vogel beschwerte sich tschilpend. 7 – 8 – 9 – 10 – 11 – 12.
    Gregor schulterte den Rucksack und richtete sich auf. Das war ein bisschen mühsam. Er war nicht mehr der Jüngste, und einige Dinge in seinem Leben ließen sich nicht mehr einrenken. Aber er wollte die Enzyklopädie haben. Er war einer der Letzten, die das Wissen noch hochhielten, das Nachdenken über etwas, die akademische Auseinandersetzung, die Gelehrsamkeit. 13 – 14 – 15 – 16 …
    Der Donner ließ auf sich warten.

    *

    Â»Yeah!«, jubilierte Thomas. »Hier ist eine echt hilfreiche Sache: Zwei Typen haben einen Kerl mit einem Rucksack im Fürther Stadtwald gesehen. Beschreibung passt.« Er klickte. »Schau!«
    Dante beugte sich über den Bildschirm. Ein dünner, knochiger Mann mit einer spitzen Nase zwischen dunklen Bäumen. Sehr deutlich waren seine Züge nicht zu sehen, sie verschwammen mit den Schatten, aber Dante erkannte einen Rucksack, der dem Mann von der Schulter hing.
    Â»Besser als nichts!«
    Â»Ich poste es.«
    Â»Was haben wir noch?«

    *

    Gregor stürmte ins Haus. Knallte keuchend die Tür hinter sich zu. Stand für ein paar Sekunden ganz still, lauschte nur dem Hämmern seines Herzens. Ein ungeahntes Triumphgefühl bemächtigte sich seiner. Er hatte die beiden Vögel abgehängt! Dabei waren die locker 30 Jahre jünger als er. Aber verweichlicht.

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