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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Typ mit dem Käppi nahm sich eine MC, und die Frau in dem blauen Kleid machte eine Bemerkung.
    Gregor riss die Geldkassette an sich, klappte sie zu, presste sie an seine magere Brust.
    Sein Herz hämmerte, als er davonrannte, durch die Menschenmenge navigierte, die hier einen Kandelaber bestaunte und dort eine versiffte Ledertasche.
    Weg. Nur weg.

    *

    Â»Aaaah!«
    Â»Was?«
    Â»Meine Kasse!« Selma drehte sich ein paarmal um die eigene Achse, hob fahrig eine Korbtasche, eine Jacke und ein paar andere Dinge hoch, ließ sie fallen. »Scheiße! Meine Kasse!« Die fröhliche Röte rutschte aus ihrem Gesicht. »Das gibt’s doch nicht! Das gibt’s doch einfach nicht!«
    Â»Geklaut?«, stöhnte Dante.
    Der Mann vom Nachbarstand mischte sich ein.
    Â»Da war so ein magerer Kerl in Shorts, knochige Knie. Der hat sich bei dir im Stand rumgetrieben, Selma.«
    Â»Hat er die Kasse mitgehen lassen?«, fragte Dante atemlos.
    Â»Ich habe es nicht gesehen, hier ist ja was los!« Der Mann holte mit dem Arm aus. »Abgezwitschert ist er in diese Richtung.«
    Er zeigte irgendwo hin.
    Selma ließ sich auf einen Plastikstuhl sinken.
    Â»Das ist das Ende.« Sie schüttelte den Kopf, Tränen liefen ihr über die erhitzten Wangen. »Kärnten können wir uns abschminken. Wie bringe ich das nur den Kindern bei?«

    *

    Er saß im Stadtwald  94 . Er war gelaufen und gelaufen, immer dichter in das üppige Grün, in dessen Schatten Menschen nach Abkühlung suchten. Jetzt hockte er auf einem Baumstamm am Silberweiher und zählte. Bei 434 stoppte er. Die Groschen, die nicht mehr Groschen hießen, konnte er sich sparen.
    Er würde sein Erspartes dazulegen und die Enzyklopädie kaufen.
    Ihn hatte doch niemand gesehen?
    Ein Eichelhäher zischte durch die Luft, hockte sich auf einen Ast hoch über Gregor und begann mit seinen Warnrufen.
    Ihn hatte niemand gesehen. Selbst wenn – niemand kannte ihn hier. Er ging in Fürth nie irgendwo hin. Er hatte einfach keine Sehnsucht nach Gesellschaft. Im Gegenteil: Menschen ödeten ihn an mit ihren Allerweltsthemen. Sie bedrängten ihn, er fühlte sich unwohl, wenn er über Banalitäten reden musste, das erstickte ihn. Deswegen ging er nicht ins Theater, nicht zum Kabarett, obwohl seine Wahlheimat mehr als genug davon zu bieten hatte. Er blieb lieber für sich. Wenn schon, dann erlaubte er sich ab und an einen Museumsbesuch. Da war das kleine Kriminalmuseum im Rathauskeller  95  sein absoluter Favorit.
    Er hörte Stimmen. Eigentlich nur eine Stimme. Gregor hob den Kopf, lauschte. Jemand sang. Ein vertrotteltes Lied. Hinterm Horizont geht’s weiter . Schöne Worte. Der Eichelhäher über ihm verstummte. Gregor kam in den Sinn, wie dämlich das aussehen würde, ein Mann in Shorts auf einem Baumstamm, eine Geldkassette auf den Knien. Eine geöffnete Geldkassette.
    Ein Jogger brach lauthals singend durch die Büsche.
    Gregor schlug die Kassette zu, drehte den Schlüssel um, zog ihn ab, warf den Kasten hinter sich. Es platschte.

    *

    Dante konnte mit Menschen. Und er hatte ein Faible für Information. Deswegen hatte er recht flott herausgefunden, wie der Mann aussah, der Selmas Geldkassette gestohlen hatte. Er postete eine entsprechende Beschreibung bei Facebook und Twitter. Dante hatte viele Facebook-Freunde und noch mehr Twitter-Followers. Der improvisierte Steckbrief und die dazugehörige Darstellung des Tathergangs inklusive Selmas Hintergrundgeschichte vom Familienurlaub in Kärnten, der durch den Verkauf von MCs – einem mittlerweile obsoleten Tonmedium – finanziert werden sollte, wurde etliche Male weitergetweetet und geteilt. Um die Fahndungsbereitschaft der Nutzer zu erhöhen, postete Dante ein Foto der tränenüberströmten Selma.
    Innerhalb von wenigen Stunden bekam er 327 Nachrichten mit Hinweisen.
    Selma rief ihn an.
    Â»Sind Sie wahnsinnig?«
    Â»Warum!«
    Â»Mein Sohn Thomas hat eben angerufen. Er macht gerade ein Praktikum in der Stadtbücherei in Stein und hockt da wahrscheinlich die ganze Zeit am Computer. Dabei hat er Ihren Aufruf auf Facebook gesehen. Jetzt ist alles Essig.« Sie putzte sich hörbar die Nase.
    Â»Glaube ich nicht, Selma: Ich bin mir sogar sicher, dass Ihre Kinder sich mit vollem Einsatz an der Suche nach dem Dieb beteiligen.«
    Â»Ich möchte nicht, dass die Kinder da mit reingezogen

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