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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Austausch erfolgte zwischen Baiersdorf und Möhrendorf, die Parole lautete ›Meerrettich‹, und das war leicht zu merken, denn am letzten Tag vor seiner Verhaftung – Grätz hätte diesen und alle folgenden Tage am liebsten aus seinem Gedächtnis gelöscht – hatte er mit seiner damaligen Freundin Sarah das Meerrettichmuseum  106  in Baiersdorf besichtigt. Sarah war ein Vamp und nicht der Typ für ein Meerrettichmuseum. Nicht mal für Meerrettich, geschweige denn für ein Museum. Bis heute war Grätz sich nicht sicher, ob die Bullen von ihr einen Tipp bekommen hatten. Wer sonst hätte den entscheidenden Hinweis liefern können? Er war immer aufs Äußerste vorsichtig gewesen. Und die netten älteren Damen, die ihm ihr Vermögen in bar anvertrauten, damit er es langfristig vermehrte, kannten nicht mal seinen richtigen Namen. Heinz Grätz. Aus dem nun Will Pettigrew geworden war, der aus Senkenhubers Wagen stieg, die Parole näselte, in einen anderen Wagen kletterte und davongefahren wurde.

    *

    Kotschi erwartete Mösners Anruf auf dem Handy. In kritischen Momenten wie diesem schien ein Aufenthaltsort an einem belebten Platz, mitten unter den Erlangern, am angemessensten. Zum Beispiel in einem Bistro in der Schiffstraße  107 .
    Das Telefon klingelte. Ein Gespräch von weniger als einer Minute.
    Anschließend nahm Kotschi SIM-Karte und Akku aus dem Gerät. Alles war perfekt gelaufen.

    *

    Grätz war enttäuscht. Er hatte gehofft, an seinem ersten Tag in Freiheit in Ruhe durch Erlangen flanieren zu können. Anders als manche zugezogenen Bewohner, die nur die Universität und die zahlreichen Gebäude eines international operierenden Technologie-Konzerns kannten, lebte in ihm eine tiefe Zuneigung zu seiner geometrischen Heimatstadt. Er hatte sich gewünscht, sein Lieblingsmuseum, das Kunstpalais  108 , aufzusuchen, um sich nach den langen Monaten im Knast mal wieder mit dem vollzusaugen, was außer Geld Bedeutung für ihn hatte.
    Aber Mösner hatte andere Pläne mit ihm.
    Der Raum, in dem sein nächstes Briefing stattfand, sah nur wenig anders aus als der Besprechungsraum im Knast, wo er mit Senkenhuber gesessen und Instruktionen erhalten hatte.
    Â»Wir sind knapp mit Crystal Meth. Ein Hexenlabor ist über die Planke gegangen. Sieh zu, dass du deine Kontakte spielen lässt. 100 Kilo.«
    Â»100 Kilo.«
    Â»Lupenrein.«
    Â»Lupenrein.«
    Â»Genau. Liefertermin spätestens übermorgen. Muss alles sauber eingetütet werden. Der Boss schaut dir auf die Finger, Mann.«
    Â»Auf die Finger. Klar.«
    Mösner starrte Grätz in die Augen. »Hast dich verändert im Knast, Kumpel.«
    Â»Schon mal im Knast gewesen?«
    Â»Hab’s hingekriegt, das zu vermeiden.« Mösners Augen spuckten rote Glut.

    *

    Grätz brauchte keinen halben Tag, um herauszufinden, dass er keine Chance hatte. Der Beschiss würde auffliegen, wenn er in weniger als 48 Stunden kein lupenreines Crystal Meth beschafft hatte. Wobei ›lupenrein‹ noch das geringste Pro­blem war. Er brauchte überhaupt erst mal irgendein weißes Pulver. Nach 24 Stunden Schufterei kriegte er eine Zusage. Er stand mit dem Wagen, den Mösner ihm überlassen hatte, an der Straße nach Rothenburg. Konnte schon die Stadtsilhouette sehen, Türmchen, Dächer, rund, eckig, irgendwie knuffig. Walt Disney, so hieß es, hätte sich für seinen Zeichentrickfilm Pinocchio hier inspirieren lassen, wo hatte Grätz das noch mal gelesen? Rothenburg war Romantik pur, verwinkelt, historisch. Leider auch kitschig. Aber es gab ein tolles Museum hier, das Kriminalmuseum  109 , ebenfalls schwerpunktmäßig mittelalterlich, sonst hätte er, Pettigrew alias Grätz, durchaus Wissenswertes aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz beisteuern können.
    Der Typ, der zu ihm in den Wagen stieg, hätte in einen Historienfilm gepasst. Unrasiert, wahrscheinlich seit einem Millennium. Schlapphut. Ein olympiareifer Schweißgestank.
    Â»Wir kriegen Vorauskasse.«
    Â»Vorauskasse.«
    Â»So ist es. 100 Prozent.«
    Â»100.«
    Â»Ja.«
    Â»War aber noch nie so.«
    Â»Die Zeiten ändern sich, Kollege.«
    Â»Das kriege ich bei Kotschi nicht durch.«
    Der Bärtige lachte. »Wir sind seit gefühlten 300 Jahren Geschäftspartner, Kotschi und ich!«
    Â»Einleuchtend.«
    Â»Das Zeug ist

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