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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Gesellschaftsschicht, und sie genossen die Rolle, die sie spielten. Ethan hatte dafür gesorgt, dass die Oper in Denver, ein opulentes Gebäude, ein beeindruckenderes Programm bot als manches andere Opernhaus in Amerika, und so gastierte einmal im Jahr die Oper von San Francisco dort, und es war die Rede davon, auch das Ballett dorthin zu holen.
    Auch die Fishers gehörten zu den ersten Kreisen, und Frank lud sie, Lighthouse und Otto jedes Jahr zum Weihnachtsessen ein, bei dem sich allerdings die Männer angesichts so viel schöner Frauen nicht ganz wohl zu fühlen schienen. Außerdem hatten sie kaum ein anderes Gesprächsthema als die Mine. Die Fishers besuchten Frank und Annie auch noch einmal pro Jahr für zwei Wochen in ihrer Villa an der Upper Fifth Avenue, die jetzt schon nicht mehr so einsam lag, weil in der Zwischenzeit zahlreiche andere Häuser gebaut worden waren.
    Bisher hatte keiner der oberen Vierhundert Sommerhäuser auf Long Island gebaut. Sie bevorzugten immer noch Newport mit seiner starren gesellschaftlichen Struktur, die nur sehr wenige durchbrechen durften. Langsam begann diese Haltung sich jedoch zu lockern, und auch einige der Elite-Familien ließen sich für den Sommer dort nieder, weil dort Platz für Stallungen war. Pferderennen war der beliebteste Sport in Amerika, und nur die wirklich Reichen konnten ihn sich leisten. Allerdings bauten sie ihre Anwesen nicht in der Nähe der Hamptons, sondern an der Nordküste von Long Island, wo sie ihre Villen in den Hügeln mit kilometerlangen Zäunen umgaben, die so viel kosteten, dass ein kleines Land davon hätte sechs Monate leben können.
    Auch sozial begannen die Strukturen weniger starr zu werden. Auf den Debütantinnen-Bällen in New York wurden mehr und mehr junge Männer aus Annies Kreisen zugelassen, weil reiche, akzeptable junge Männer knapp waren. Und so kam es, dass Adam mit den »Vierhundert« lange vor Sophie verkehrte, ohne dass es ihm allerdings bewusst war. Aber er hatte auch vorher nicht bemerkt, dass er sich außerhalb dieser Gesellschaft bewegte, dachte seine Schwester.
    Sein athletischer Körperbau, seine Reitkünste und sein Charme machten ihn an seiner Schule in Andover, die er seit seinem vierzehnten Lebensjahr besuchte, sehr beliebt. Er war zwar nicht so ein guter Schüler wie Sophie, aber doch weit über dem Durchschnitt. Er war ein glücklicher Junge, der strahlend durchs Leben ging und sich mit allen gut verstand, mit den Pferdeknechten ebenso gut wie mit den Müttern aus der obersten Gesellschaftsschicht.
    Sophie vermisste ihn sehr, als er im Internat war. Ihr fehlte jemand in ihrem Alter, mit dem sie ausreiten, reden und lachen konnte. Jerome war noch zu klein, obwohl auch er seinen Bruder schmerzlich vermisste. Da Sophie ohne seine Begleitung in ihrer freien Zeit nicht mehr so viel unternehmen konnte, las sie viel, und nicht nur die Romane, die gerade populär waren, sondern auch Gedichte von Shelley, Keats und Longfellow oder Sachbücher über Geschichte und Geographie. In einem Jahr wünschte sie sich sogar einen Globus zu Weihnachten, damit sie sich anschauen konnte, wo die Länder lagen, die sie in den Büchern bereiste.
    Mit ihrem Vater zusammen studierte sie die Abstammung der Pferde, die er erwarb. Annie liebte Pferde und feuerte ihren Favoriten bei Rennen immer lautstark an, aber im Gegensatz zu ihrer Tochter konnte sie die einzelnen Rassen nicht auseinanderhalten. Ihr Ein und Alles war ihr gesellschaftliches Leben, wobei sie sich überhaupt nichts daraus machte, dass die alteingesessenen Familien sie ignorierten. Sie betrachtete ihre langweiligen Kleider, ließ sich berichten, wie streng ihr Tagesablauf reglementiert war, und dachte, was sie doch für ein schönes Leben führte. Sie trank nach dem Theater Champagner bei Delmonico’s und saß in der Oper auf Plätzen in den ersten Reihen, nicht in den Logen, von denen aus die Familien, die sie vor langer Zeit gekauft hatten, auf sie heruntersahen. Und das taten sie im wahrsten Sinne des Wortes. Sie schnalzten missbilligend mit der Zunge über Annies prächtige Kleider und ihren protzigen Schmuck. Natürlich stellten in der Oper auch die Damen der High Society ihre Juwelen zur Schau, aber es waren keine birnenförmigen Diamanten, die ihre Brüste betonten, keine Choker, die ihre weißen Schultern zur Geltung brachten, und keine baumelnden Ohrringe aus Smaragden und Rubinen, die mit ihren blitzenden, lachenden Augen wetteiferten. Und keine der Gesellschaftsdamen

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