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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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und in der Folgezeit riss der Strom der Frauen nicht ab, die kochten und mit den Kindern spielten, die sie in den Arm nahmen und aufpassten, dass sie sich nicht zankten. Die Frauen aus dem Dorf, die nicht ins Schloss kamen, backten Plätzchen und Kuchen, wuschen und bügelten die Kleider der Kinder. Sie holten längst vergessene Kinderbettchen vom Speicher, Kinderkleidung, die in Truhen verpackt gewesen war, und die Männer, die noch im Dorf waren, reparierten alte Dreiräder.
    Mit jedem Monat wurden es dreißig Kinder mehr. Die Älteren wurden zu Familien im Dorf gebracht, und in der Schule wurde ein Kindergarten eingerichtet, den die Töchter des Earl of Spoffard leiteten. Sie waren achtzehn und neunzehn Jahre alt und sprachen fließend Französisch. Sie hatten Alex überredet, diese Verantwortung übernehmen zu dürfen, statt sich zum Frauenkorps zu melden, und ihr Entschluss stand fest, als sie erfuhren, dass in der Nähe ein Flugplatz gebaut werden sollte. Als sie davon erfuhr, schrieb Alex an Hugh und fragte ihn, ob er sich nicht dorthin versetzen lassen könne.
    Louise erwies sich als hervorragende Organisatorin. Sie vergaß nie, dass sie ursprünglich für Oliver eingestellt worden war, entwarf aber darüber hinaus Pläne für die Frauen aus dem Dorf, die sich in Sechs-Stunden-Schichten um die Kinder kümmerten. Eine Köchin brauchten sie nicht einzustellen, weil diese Aufgabe von den Frauen erledigt wurde. Alex engagierte noch einige Studenten aus Oxford zum Unterrichten, und bald hörte man in Schloss Carlisle häufiger Französisch als Englisch. Der Park verwilderte völlig, aber dafür waren alle, die im Schloss lebten und arbeiteten, glücklich und zufrieden.
    Lakaien gab es nicht mehr, an ihre Stelle traten junge Mädchen, die von einer etwas ungeduldigen Mrs. Burnham angelernt wurden. Die einzigen männlichen Wesen in Woodmere wie in den meisten englischen Orten waren Jungen unter sechzehn Jahren und ältere Männer. Scully haderte jeden Tag mit sich, ob er sich zum Kämpfen melden oder weiterhin französische Kinder retten sollte. Natürlich gewannen immer die Kinder, aber er lief doch ständig mit einem Schuldkomplex herum.
    Zu Weihnachten kam Hugh nach Hause, schneidig in seiner RAF -Uniform. Er war Heckschütze geworden und schon unzählige Male über den Kanal geflogen. Es hieß, erzählte er seiner Mutter, sie würden nach Nordafrika geschickt. Ja, das schottische Mädchen gab es auch noch, aber er war sich nicht sicher, ob es Liebe oder einfach nur Lust war. Seine schockierte Mutter dachte, dass sie ihrer Mutter so etwas nie im Leben anvertraut hätte. Sie erinnerte sich noch allzu gut an Sophies Reaktion auf den Stallburschen.
    An den Wochenenden befreite Lina Louise von Oliver, aber wenn er nachmittags schlief, dann las sie den Kindern französische Bücher vor oder spielte mit ihnen.
    Die einzige feststehende Einrichtung blieb das Abendessen im Kreis der Familie, an dem immer alle teilnahmen, wenn es möglich war.
    Die Frauen in der Küche, die aus drei zusammengelegten Räumen im Westflügel entstanden war, hatten dort einen langen Tisch für die Leute, die im Schloss arbeiteten, aufgebaut. Zu den Mahlzeiten saßen bis zu einem Dutzend Erwachsene daran. James und seine Frau traf man auch häufig dort an, und wenn sie danach nach Hause gingen, unterhielten sie sich meistens so angeregt wie in den letzten dreißig Jahren nicht mehr.
    Wenn eine Nachricht aus Frankreich kam, sagte Alex sofort Reginald Bescheid, der dann alles stehen und liegen ließ, die Pferde anspannte und sich mit zwei Männern aus dem Dorf und drei Heuwagen auf den Weg zur Küste machte. Wenn es nicht regnete, waren sie für gewöhnlich eine Stunde vor Alex und den anderen da. Bis Mai war alles wunderbar eingespielt, und über dreihundert Kinder waren auf das Schloss und zahlreiche Häuser im Dorf verteilt.
    Als in der dritten Maiwoche die Heuwagen mit Ben, Scully und Louise und den Kindern abgefahren waren, sagte Alex zu Philippe: »Ich habe daran gedacht, Kinder nach Amerika zu schicken. Hier in England ist alles rationiert, und selbst Engländer bringen ihre Kinder in Amerika in Sicherheit. London wird fast jede Nacht bombardiert, und auch wir sind in Gefahr. Ich habe an meine Mutter und meinen Großvater geschrieben.«
    »Sind denn die Schifffahrtsstraßen noch offen?«
    »Die Deutschen werden keine amerikanischen Schiffe bombardieren. Sie werden nicht wollen, dass Amerika in den Krieg eintritt.«
    Philippe und seine

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