Wer nach den Sternen greift
käme. Wenn er nur ihre Stimme hörte, bekam er schon eine Erektion.
Er parkte vor seiner Wohnung und rannte die Treppe hinauf. Er schloss die Tür auf, und da war sie, in einem Chiffon-Negligé, das nichts verbarg. Ihre Zehennägel waren leuchtend rot wie ihre Lippen, und noch während sie ihn zur Tür hereinzog, knöpfte sie bereits lachend seine Hose auf.
Erregt schlang er die Arme um sie. Endlich war er wieder bei der Frau, die er mehr als alles auf der Welt liebte.
Sie zog ihn auf den Fußboden, und sie liebten sich leidenschaftlich. Noch halb angezogen, drang er in sie ein, und erst danach gingen sie ins Schlafzimmer und nahmen sich Zeit, um sich in allen möglichen Stellungen zu lieben. Sie konnten nicht genug voneinander bekommen.
Stunden später, als sie eng umschlungen und gesättigt auf dem Bett lagen, sagte Rebecca: »Ich hasse mich dafür, aber ich muss einfach fragen, wie sie ist. Ist sie hübsch?«
»Ja«, antwortete er.
»Ist sie interessant?« Das war weitaus wichtiger.
»Sie ist noch ein Kind«, erwiderte er und wandte den Kopf, um sie anzusehen. »Sie weiß nichts von der Welt. Sie glaubt, alle Amerikaner leben so wie sie. Außerhalb von Amerika kennt sie nichts, aber sie hat einen guten Geschmack bei französischen Weinen. Sie ist lieb und fügsam und wird uns keine Schwierigkeiten machen.«
»Und ist sie schwanger?«
»Ja.«
»Du hast deine Pflicht getan«, sagte Rebecca und fuhr mit dem Finger über seine Brust. »Ich konnte es nicht ertragen, mir dich mit ihr vorzustellen. Ich habe nachts mein Kissen zerknüllt, wenn ich daran dachte, dass du Liebe mit einer hübschen Jungfrau machst, die so viel jünger ist als ich. Ich hätte schreien können bei dem Gedanken.«
»Sie ist ein Hohlkopf. Wir haben kein einziges interessantes Gespräch geführt. Meine Mutter wird sie mögen, weil sie so fügsam ist und jedem gefallen will. Aber sie hat auch für dich etwas Gutes getan.«
»Ich weiß. Ich weiß ja, dass du es tun musstest und dass du einen Erben brauchst. Und eigentlich hatte ich geglaubt, dass ich dich dabei unterstütze, aber als du weg warst, bin ich fast verrückt geworden vor Eifersucht. Es kam mir so vor, als seiest du Jahre weg gewesen, und nicht Monate.«
Er stand auf und ging zu seinem Jackett, das er in der Diele achtlos über einen Stuhl geworfen hatte. Aus der Tasche zog er eine schmale Schachtel, und dann kam er, nackt wie er war, wieder zu ihr zurück. Er reichte ihr die Schachtel. »Das hat sie möglich gemacht.«
Auf der Schachtel stand Tiffany’s. Rebecca stieß einen leisen Schrei aus.
»Rate mal«, sagte Oliver.
»Das brauche ich nicht. Ich weiß es.«
»Und wenn du dich irrst?«
»Es sind Saphir-Ohrringe, weil du mir immer gesagt hast, du wolltest mir Ohrringe schenken, die zur Farbe meiner Augen passen.«
Er lächelte. »Irrst du dich eigentlich nie?«
Langsam und vorsichtig öffnete Rebecca die Schachtel. Sie keuchte auf. »O Gott, sie sind prachtvoll.« Rasch sprang sie auf und trat an den Spiegel. »Oliver, sie müssen ein Vermögen gekostet haben.«
Colin von Rhysdale hatte sie bezahlt.
Lange und ausgiebig betrachtete sie sich im Spiegel. Glänzende, rötlich braune Haare, die in ihrer Kindheit karottenrot gewesen waren. Alabasterhaut mit Sommersprossen, Augen, so blau wie die Saphire an ihren Ohrläppchen, und eine unvergleichliche Figur für ihre vierunddreißig Jahre. Noch nicht einmal die Geburt ihrer Söhne, die jetzt dreizehn und fünfzehn waren, hatte ihr etwas anhaben können. Sie konnte ein zehngängiges Menü essen, ohne ein Gramm zuzunehmen.
Sie war nicht schön, noch nicht einmal hübsch. Ihr Mund war zu breit, aber ihre Lippen waren sinnlich. Ihre Nase war zu spitz und ihre Augen zu groß für ihr Gesicht. Fremde, die eine Fotografie von ihr sahen, fragten sich unwillkürlich, warum sie als so glamourös galt, aber wenn man sie leibhaftig vor sich sah, wusste man sofort, warum sie als bezauberndste Frau Englands bezeichnet wurde. Sie hatte keine Ahnung, dass ihr dieser Titel in einigen Jahren von einer Amerikanerin streitig gemacht werden sollte, die ihr Liebhaber als hübsches, naives kleines Mädchen bezeichnet hatte, die aber in Wirklichkeit gar nicht so klein war.
20
C ocktails wurden in der Bibliothek serviert, in der eine Leiter bis an die Stuckdecke reichte, so dass man auch zu den obersten Regalen hinaufkam. Die Bücher sahen so aus, als seien sie seit Jahren nicht angerührt worden. Es war ein staubiger, düsterer Raum,
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