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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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das ist natürlich viel zu früh für Sie. Um diese Uhrzeit haben Sie wahrscheinlich noch nicht einmal gefrühstückt.«
    »Ich kann doch frühstücken, wann ich will. Ich werde morgen früh fertig sein, wenn Sie aufbrechen möchten. Allerdings muss ich zuerst noch jemanden finden, der meine Koffer auspackt und meine Kleider aufhängt.«
    »Hat sich Oliver nicht darum gekümmert? Nein, offensichtlich nicht. Nun, dann hätte Mrs. Burnham es tun müssen. Ich sorge dafür, dass Sie eine Zofe bekommen.«
    »Gut, dann ist ja alles geklärt. Ich finde sicher etwas zum Anziehen. Acht Uhr, sagen Sie?«
    Er warf ihr einen zustimmenden Blick zu. »Sie werden die Küche in Aufruhr versetzen.«
    »Was können die schon machen? Sich weigern, mir Frühstück zu servieren?«
    Er lachte.
    »Das nächste Mal setzt ihr beide euch näher zu mir«, sagte die Herzogin. »Ich möchte auch lachen.«
    »Ich werde morgen früh aufstehen«, sagte Alex laut, »damit ich Mr. Scully auf seiner Runde begleiten und alles kennenlernen kann.«
    »Ach, du liebe Güte«, sagte die Herzogin. Sie schenkte ihrer Schwiegertochter einen langen Blick, den Alex nicht deuten konnte. Vermutlich billigte sie ihr Verhalten nicht, aber vielleicht konnte sie ja ihre Jugend und Unwissenheit vorschützen. Außerdem war sie Amerikanerin.
    »Wann kommt Oliver zurück?«, fragte Scully.
    Der Herzog und die Herzogin schüttelten den Kopf.
    »Sie kennen doch Oliver«, sagte der Herzog.
    Scully blickte Alex fragend an.
    »Ich habe keine Ahnung«, erklärte sie. »Er ist einfach weggefahren.«
    »Für gewöhnlich ist er nur sehr selten hier, aber ich dachte, seit …« Scully brach ab.
    Ja, dachte Alex, das hatte sie auch geglaubt. Jeder konnte sehen, wie wenig sie ihm bedeutete. Genauso gut hätte er es öffentlich verkünden können. Sie hatte die Familie mit Geld versorgt, sie trug ihren Erben aus, und offensichtlich hatte sie damit ihren Zweck erfüllt. Aber sie würde jetzt auf keinen Fall in Tränen ausbrechen.
    »Ich hoffe, es regnet morgen nicht«, sagte sie.
    »Die Wettervorhersage spricht von zunehmender Bewölkung und leichtem Wind, aber es soll nicht regnen, wenn man ihnen Glauben schenken darf«, erwiderte Scully.
    Alex nickte. »Ja, sie ist nicht besonders zuverlässig, nicht wahr?«
    »Wenn es regnet, verschieben wir es natürlich.«
    »Und was machen Sie, wenn wir es verschieben müssen?«
    »Ich habe mehr als genug zu tun. Ich muss mich dringend an die Bücher setzen und mit den einzelnen Leuten sprechen. Außerdem muss ich Mrs. Burnham sagen, dass sie Ihnen eine Zofe besorgen soll.«
    Und was soll ich machen, wenn es regnet?, fragte sich Alex.
    Anscheinend hatte die Herzogin mitbekommen, über was sie gesprochen hatten, denn sie warf ein: »Besorgen Sie ihr ein nettes Mädchen aus dem Dorf, Scully, jemanden, der auch Mrs. Burnham recht ist. Vielleicht ein Mädchen, das noch nie in Diensten gestanden hat, damit Lady Alexandra sie so heranziehen kann, wie sie es wünscht.«
    Wie sie es wünscht. Die Mädchen zu Hause hatte ihre Mutter ausgebildet. Wie mochte es wohl sein, sich seine eigene Zofe heranzuziehen? Das arme Mädchen, es hatte doch gar nicht genug zu tun.
    Zum Dessert gab es einen Pudding, der nach nichts schmeckte. Noch etwas, was sie dringend nach Hause schreiben musste. Ihr fehlte das amerikanische Essen. Gewürze und Salat. Seit sie hier angekommen war, hatte sie kaum Gemüse gesehen. Aber natürlich wuchs um diese Jahreszeit auch kaum Gemüse, und hier hatten sie keinen Zugang zu Obst und Gemüse aus Südkalifornien und Florida. Womit mochten sie ihre Lebensmittel wohl kühlen? Die Stromleitungen hier leisteten nicht viel. Sie hatte entdeckt, dass es in den Repräsentationsräumen überhaupt noch keine Elektrizität gab. Dort benutzte man noch Kerzen und Öllampen. Vielleicht gab es ja auch in Amerika noch Orte ohne Strom und Wasserklosetts, aber ein solches Leben war sie nicht gewöhnt. Das kannte sie noch nicht einmal aus den Hotels in Paris oder Italien, in denen sie gewohnt hatten. Andererseits hatte sie ja auch noch nie auf dem Land gelebt. Ob ihr Leben jetzt wohl immer so weiterging? O Gott, ob ihre Mutter sie wohl auch hierher geschickt hätte, wenn sie über die Zustände Bescheid gewusst hätte?
    Nach dem Essen verabschiedete sich Scully, und Alex folgte ihren Schwiegereltern in ihr Wohnzimmer. Hier wurde der Brandy serviert, und wenn der heutige Abend so verlief wie der gestrige, saßen sie einfach da und sprachen nur wenig.

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