Wer nach den Sternen greift
Frau mit ihr allein und dann Oliver mit ihr. Sie lehnte sich an die Tür, um nicht zu Boden zu sinken.
Musste sie das tun, um Oliver zu gefallen?
O nein, nein, nein, nein.
Sie begann zu weinen und weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte.
Dann atmete sie tief durch und trat ans Bett.
Oliver schlief so tief, dass er sie nicht einmal weinen gehört hatte. Sie betrachtete ihn voller Abscheu.
Dann ging sie wieder ins Badezimmer und ließ heißes Wasser in die Wanne laufen. Sie wusch sich so gründlich, als wolle sie ihre Haut abschrubben. Anschließend zog sie sich an, nahm genügend Geld für den Zug aus Olivers Brieftasche, die in seiner Hosentasche steckte.
Als sie die Treppe herunterkam, wunderte sie sich, wo die Dienstboten waren, aber dann fiel ihr ein, dass Oliver ihnen gestern freigegeben hatte. Jetzt wusste sie auch, warum.
Sie rief am Bahnhof an, um zu erfahren, wann der nächste Zug nach Woodmere ginge, und der Stationsvorsteher sagte ihr, an Sonntagen führe der Zug nur morgens und abends. Sie blickte auf ihre Uhr. Nein, bis heute Abend würde sie nicht warten.
Rasch lief sie wieder nach oben, wo Oliver immer noch schlief, und nahm die Autoschlüssel aus seiner Hosentasche. Er konnte zusehen, wie er ins Schloss zurückkam.
Oliver hatte das Auto noch nicht einmal in die Garage gestellt, und ihr Bedürfnis, hier wegzukommen, war so überwältigend, dass sie einstieg, den Motor anließ und losfuhr. In London war sie noch nie gefahren, aber da es Sonntagvormittag war, waren die Straßen leer, und sie erreichte schnell die Stadtgrenze.
Ob ihre Mutter wohl immer noch so glücklich über ihre Ehe mit einem englischen Herzog wäre, wenn sie wüsste, was ihrer Tochter geschehen war? Ihr Großvater würde Oliver umbringen, wenn er es erführe. Alex schämte sich vor sich selbst. Sie fühlte sich so schmutzig. Wieder begann sie zu weinen. Ihre Brüste schmerzten. Sie hatte im Badezimmer gesehen, dass sie voller blauer Flecke waren.
Sie musste versuchen, die letzte Nacht zu vergessen. Oder nein, sie sollte sie immer daran erinnern, dass sie ihrem Mann nie wieder zu Gefallen sein musste. Ihr eigener Mann hatte sie betrunken gemacht und Dinge mit ihr getan, die sie in nüchternem Zustand abgelehnt hätte. Sie wollte nie mehr etwas mit ihm zu tun haben. Von nun an würde sie ihr eigenes Leben leben, ob es ihm gefiel oder nicht.
Clarissa war überrascht, dass sie schon so früh aus London zurückkam.
»Ich habe dich frühestens morgen zurückerwartet.«
»Es war viel zu stickig in London«, erwiderte Alex.
Sie ging ins Kinderzimmer und gab der Nanny für den Rest des Tages frei. Als sie ihren Sohn in die Arme schloss, dachte sie: Wie kann so ein süßes Kind einen so abscheulichen Mann zum Vater haben?
Am Montagmorgen begab sie sich Punkt acht Uhr zum Frühstück, um mit Scully zu sprechen. Sie hatte ihn in der Woche zuvor gebeten, einen Landschaftsgärtner zu suchen, der die Neugestaltung des Parks in Angriff nehmen konnte.
»Haben Sie jemanden gefunden?«, fragte sie.
»Ja, in der Tat«, erwiderte Scully. »Einen Mann aus Bowdoin.«
»Ich habe mir überlegt, dass wir ihm mehr bezahlen, als er woanders verdienen könnte, wenn er wirklich gut ist«, erklärte sie. »Allerdings habe ich keine Ahnung, was ein Gärtner normalerweise verdient.«
Scully nannte ihr eine Summe. Alex schüttelte den Kopf. »Nein, wenn er wirklich gut ist, zahlen wir ihm wesentlich mehr, schließlich ist es eine große Aufgabe. Er darf so viele Leute einstellen, wie er braucht, damit der Park wieder so aussieht wie früher. Ich möchte auch den italienischen Garten wiederherstellen lassen. Laden Sie den Mann hierher ein, damit ich alles mit ihm besprechen kann.«
Scully dachte, wie großartig es doch war, wenn Geld keine Rolle spielte, aber ihm fiel auch auf, dass Alex wieder gequält wirkte. Das Wochenende war anscheinend ein Fiasko gewesen. Und Glück konnte man nicht mit Geld kaufen. Was mochte wohl in London passiert sein?
»Vielleicht können wir das kleine Steinhaus auf dem Hügel für ihn herrichten. Es steht schon seit Jahren leer. Es hat drei Zimmer, und wir lassen ein Badezimmer einbauen. O ja, das ist eine gute Idee. Können Sie sofort Leute dorthin schicken? Lassen Sie es sauber machen, und ich erkläre den Arbeitern dann, wie ich es mir vorstelle. Haben wir genug Männer dafür? Reden Sie mit dem Klempner im Dorf, damit er das Badezimmer und ein Spülbecken in der Küche einbaut, ja? Sie haben doch auch nur
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