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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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hätten, aber nicht wüssten, was sie ihm zu essen geben sollten. Er hatte vorsorglich Fertigmilch aus der Apotheke mitgebracht und erklärte ihr, wie sie zubereitet werden müsse. Sofort schickte Alex nach Mrs. Burnham und gab ihr entsprechende Anweisungen. »Beeilen Sie sich«, bat sie die Haushälterin.
    Ben untersuchte das Baby, erklärte, es sei bei guter Gesundheit und höchstens achtundvierzig Stunden alt. »Es wundert mich, dass es so sauber abgenabelt ist, wenn sie es ohne Hilfe zur Welt gebracht hat.«
    »Warum gibt denn jemand sein Kind weg?«, fragte Alex.
    Ben schaute sie an, als könne er so viel Naivität kaum fassen. »Offenbar hat sie keine andere Möglichkeit gesehen. Wahrscheinlich ist sie unverheiratet und das Kind unehelich.«
    »Ich könnte mein Kind unter keinen Umständen weggeben.«
    »Sie sind eine verheiratete Frau. Sie haben Geld. Es gibt Abertausende von Frauen, die ihre Kinder nicht ernähren können, selbst verheiratete Frauen, deren Ehemänner faul oder unnütz sind.«
    »Abertausende?«, fragte Alex erstaunt.
    »Wo leben Sie denn?«, rief Ben aus. »Um Himmels willen, wissen Sie denn nicht, wie viele Frauen wegen ein paar Minuten Glück ihr Leben ruinieren?«
    Alex schüttelte den Kopf.
    »Und Frauen, die vergewaltigt werden. Auch das sind Tausende.«
    »Ach, du lieber Himmel. Und was passiert mit den Kindern?«
    »Sie kommen ins Waisenhaus. Überall in England gibt es Waisenhäuser, die entweder von der Kirche oder vom Staat finanziert werden. Allesamt trübselige Orte.«
    »Und werden die Kinder adoptiert?«
    »Die kleineren Kinder schon. Ein Kind wie dieses hier, das erst wenige Tage alt ist, findet rasch neue Eltern. Bei Säuglingen bis zu einem Jahr ist das kaum ein Problem, aber für die Älteren gibt es kaum Hoffnung.«
    »Wer adoptiert sie?«
    »Alle möglichen Leute. Es gibt viele kinderlose Paare.«
    »Dieses kleine Mädchen hier kommt also in ein Waisenhaus?«
    Ben nickte. »Heute kann ich sie noch nicht mitnehmen, aber morgen. Oder Sie bringen sie selbst dorthin. Das nächste Waisenhaus ist in Greenview Wells. Ich kann Ihnen erklären, wie Sie dorthin kommen, wenn Sie möchten.«
    »Vielleicht bringen Sie das Kind besser dorthin. Kennt man Sie dort?«
    »Sie kennen James. Ich bin ja gerade erst seit einem Monat hier, aber James hat im Laufe der Jahre viele Kinder dorthin gebracht.«
    »Hier aus dem Dorf?«
    Ben nickte. »Ich war noch nie dort, und ich muss mich der Heimleiterin sowieso vorstellen. Wenn Sie also möchten, begleite ich Sie dorthin. Morgen Nachmittag? Können Sie das Baby so lange hier behalten?« Er blickte sie an. »Oder soll ich es besser zu meiner Schwägerin bringen? Sie hat im Laufe der Jahre zahlreiche Kinder über Nacht beherbergt.«
    In diesem Moment erschien Mrs. Burnham mit dem Milchfläschchen.
    Alex nahm das Kind auf den Arm und sagte zu der Haushälterin: »Ich füttere sie.« Sie hatte glückliche Erinnerungen an die Zeit, als Hugh noch so klein gewesen war und sie ihn gefüttert und gewiegt hatte.
    Als der Säugling hungrig anfing zu trinken, erklärte Alex: »Wir behalten die Kleine hier, bis Sie Zeit haben, um sie ins Waisenhaus zu bringen.«
    »Sie sollten es sich auch anschauen. Kommen Sie doch mit«, erwiderte Ben.
    »Nein«, sagte Alex. »Ich glaube, es würde mir nicht gefallen.«
    »Genau deshalb sollten Sie es sich ja ansehen. Ich erwarte, dass Sie mit mir kommen und Ihren Horizont erweitern.« Es erstaunte ihn, dass sie keine Ahnung von unehelichen Kindern gehabt hatte. Sie führte ein behütetes Leben und wusste nicht, was in der Welt vor sich ging. Eigentlich konnte er mit so naiven Frauen nichts anfangen, aber es war schwer, Alex nicht zu mögen. Sie hatte ihm vom ersten Moment an gefallen. Bei jeder anderen Frau hätte ihn so viel großäugige Naivität irritiert, aber sie weckte in ihm das Gefühl, ihr etwas beibringen und sie zugleich beschützen zu wollen.
    Clarissa trat ins Esszimmer und staunte, als sie sah, dass Alex einen Säugling fütterte. Als Ben und ihre Schwiegertochter ihr berichteten, was passiert war, sagte sie: »Ich habe es immer sehr bedauert, keine Tochter zu haben. Jungen habe ich eigentlich nie verstanden. Warum mag es gerade vor unsere Tür gelegt worden sein?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Ben. »Für gewöhnlich werden sie bei James abgelegt. Und das Pfarrhaus bekommt wahrscheinlich auch seinen Teil ab. Ich weiß nicht, warum dieses Mal gerade Sie ausgesucht worden sind.« Er schwieg.

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