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Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Clarke
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Tränen in den Augen. Eine ältere Dame, die an einem alten Mann herumfummelte, schaute mich verwirrt an. »Wir halten Sie nicht auf, meine Liebe.«
    Ich eilte zur Tür hinaus, rannte den Gang entlang und stieß draußen auf Elliot, der auf dem Weg auf und ab schritt.
    »Es war schrecklich«, schluchzte ich und preschte an ihm vorbei zur Straße. »Meine Augen waren vollkommen tot, wie die eines Hais.« Ich hatte das Gefühl, kurz vor einer Panikattacke zu stehen.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte er, als er mich eingeholt und meinen Arm gepackt hatte.
    »Vivienne war abscheulich. Es war, als wollte sie mich bestrafen.«
    »Vielleicht sieht sie etwas, das Sie nicht sehen«, gab er zu bedenken und zog mich an sich.
    »Und was ist Crango?«, jammerte ich, als hätte ich ihn gar nicht gehört.
    »Was das ist? Eine Musikrichtung«, sagte er und runzelte die Stirn. »Eine Mischung aus Crunk und Banjo.«
    »Was zum Teufel ist Crunk?«
    »O Gott, keine Ahnung.« Seine Stirn bekam noch tiefere Furchen. »Eine Art Hip-Hop.«
    »Ich halte das alles nicht mehr aus«, rief ich und versuchte, ihn abzuschütteln. »Ich möchte nach Hause. Jetzt sofort. Ich hab die Schnauze voll.«
    »Hören Sie«, sagte er und schüttelte mich sanft. Mein Kopf wackelte dabei hin und her. »Es gibt noch etwas, das Sie wissen sollten.«
    Ich wurde ganz starr. »Wo ist Dad? Ich habe ihn gesucht, aber er war nicht dort. Er ist tot, oder?«
    »Er ist nicht tot«, sagte Elliot und strich mir übers Haar. Seine Augen waren von einem intensiven Grün. »Er ist in Neuseeland.«
    »In Neuseeland?« Ich starrte ihn an.
    »Das habe ich Ihnen doch zu erklären versucht«, sagte er. »Nach Ihrer Hochzeit hat Ihr Vater Geldprobleme bekommen. Das hat ihn kaputtgemacht. Laut Zeitungen sind etliche seiner Investitionen den Bach runtergegangen, und plötzlich war der gesamte Pensionsplan obsolet. Deshalb hat er dann die Bilanzen gefälscht.« Er zögerte. Die Dämmerung hatte einen orangefarbenen Schimmer an den Himmel gezaubert und zeichnete Schatten in Elliots Gesicht. »Schließlich hat er sogar seinen Laden angezündet, um die Versicherungssumme zu kassieren. Aber man ist ihm auf die Schliche gekommen.«
    »Was?« Der Schock war wie ein Faustschlag in den Magen. »So etwas würde Dad nie tun.«
    »Ich weiß, dass man sich das nur schwer vorstellen kann, Sasha. Aber denken Sie daran, dass Sie es ändern können – jetzt, nachdem Sie von all dem wissen.« Elliot machte eine Pause, damit seine Worte sacken konnten. Er hielt immer noch meine Schulter gepackt. »Als er aus dem Gefängnis entlassen wurde, kam er mit seinen Schamgefühlen einfach nicht zurecht. Sein Bruder hat ihm dann irgendwann ein einfaches Flugticket nach Auckland gekauft.«
    »Onkel Harry.« Der dürfte jetzt bald ein Flugzeug besteigen, um zu unserer Hochzeit zu kommen. Er, Tante Pat und die Zwillinge. Die Hochzeit …
    »Ihre Mutter hatte nach dem Prozess mit Herzbeschwerden zu kämpfen«, sagte Elliot, und seine Augen erforschten mein Gesicht. »Sie lebt jetzt bei Ihnen und Pete.«
    »Kein Wunder, dass sie so deprimiert wirkt. Haben Sie gesehen, wie wir drauf sind?«, fragte ich, und wieder kamen mir die Tränen. »Sie wirkte total verloren, und niemand hat auch nur mit ihr gesprochen.« Jetzt brach ich in lautes Schluchzen aus und klammerte mich an Elliots Hemd. »Und Pete hat mit der verfluchten Becky Carmichael rumgemacht. Mich hat er überhaupt nicht beachtet.«
    »Sasha.«
    »W-was?«
    »Schauen Sie mich an.«
    Ich hörte auf zu schniefen und hob die Augen. Ich wusste, dass sie rot und geschwollen waren. Weinen stand mir nicht.
    »Begreifen Sie denn immer noch nicht?« Er zog mich fester an sich, und sein berauschender Geruch drang in meine Nasenlöcher. Geröstetes Brot und Sandelholz – wobei mir gar nicht klar war, wie Sandelholz überhaupt roch.
    »Was begreifen?«, fragte ich müde. Meine Gedanken waren ein einziges Wirrwarr. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Mein Vater hat mir mal etwas gesagt«, murmelte er nah an meinem Gesicht, »nicht lange, nachdem er Juliette geheiratet hatte. Ich habe ihnen wirklich das Leben schwer gemacht, und er sagte: ›Du solltest dich immer von deinem Herzen leiten lassen. Es flüstert, also höre genau hin.‹« Elliot seufzte. Sein Atem war warm an meiner Wange. »Das habe ich nie jemandem erzählt. Ich wünschte, ich hätte auf ihn gehört.« Er hielt inne. »Denken Sie darüber nach, Sasha.«
    Ich schaute ihm ins Gesicht, das nur ein paar

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