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Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Clarke
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Dein Körper hat geglüht, und du hast komisch geatmet. Die Diagnose war absolut überzeugend.« Sie schob ein Bein unter das andere. »Er hat gesagt, er kommt heute wieder, wenn es dir nicht besser geht.«
    »Und wieso bin ich jetzt hier?«
    »Du hast zwölf Stunden am Stück geschlafen. Heute Morgen bist du dann plötzlich aus dem Bett geschossen und hast gesagt, du müsstest mit Pete sprechen.«
    »Tatsächlich?« Ich konnte mich an nichts erinnern.
    »Du hast dich von mir hierherbringen lassen, bist dann den Weg zum Haus hochgegangen und im Vorgarten umgekippt.«
    Ich griff nach ihrer Hand. »Es tut mir so leid, Ro. Ich hätte dir das alles nicht zumuten dürfen.«
    »Ist schon okay«, sagte sie und zuckte mit den Achseln. »Außer dass ich Glens Gig verpasst habe.«
    »O Rosie.« Das erklärte immerhin den Bademantel.
    »Macht nichts«, sagte sie und kniete sich hin, die Hände gefaltet, als würde sie beten. »Wie war es?«
    »Was?«
    »Die Zukunft.« Das Wort Zukunft artikulierte sie lautlos und warf verstohlen einen Blick zur Tür hinüber. Man konnte Pete und Vivienne in der Küche herumklappern hören. »Schnell. Sie werden jeden Moment zurück sein.«
    »Sie kann uns wahrscheinlich auch so hören«, flüsterte ich. »Von wem hat Pete denn seine Ohren?«
    »Sash. Los jetzt.«
    Wo sollte ich anfangen? »Nun …«
    »Hast du mich gesehen? War ich noch mit Glen zusammen? Wie viele Kinder hatten wir? Wie sah ich aus? War Glen berühmt? Ich wette, er war es!« Sie schlug die Hände an die Wangen. »Gab es überall diese Miniflugkapseln, die man in den Filmen sieht?« Nun senkte sie die Stimme. »Gab es überhaupt irgendetwas?« Sie schloss die Augen und stellte sich vermutlich irgendein apokalyptisches Horrorszenario vor, aber bevor ich antworten konnte, leuchtete ihr Gesicht wieder auf. »Hast du Elliot gesehen?«
    »Um Gottes willen, lass mich doch mal zu Wort kommen«, sagte ich lachend und erzählte von fast allem, was ich gesehen hatte. Wie ein Wasserfall sprudelten die Wörter aus mir heraus. Dass Elliot mich geküsst hatte, erwähnte ich allerdings nicht. Das konnte ich selbst noch nicht richtig glauben, und erst recht wusste ich nicht, was ich nun tun sollte.
    »Vivienne ist ja wohl der absolute Alptraum«, sagte Rosie, als ich fertig war. Jetzt kicherte sie nicht mehr. »Du musst alles geben, damit nie passieren wird, was du da gesehen hast«, flüsterte sie.
    »Ich versuch mein Bestes«, sagte ich und rutschte unbehaglich hin und her. Das Bild von meinem zukünftigen Selbst ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Was, wenn es mein Schicksal war, genau so zu werden, egal, was sonst passieren mochte?
    »Ich werde dafür sorgen, dass du dich nie derartig gehen lässt«, sagte Rosie fürsorglich. »Aber mich hast du überhaupt nicht gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf, und sie zog einen Schmollmund.
    »Keine Zeit«, sagte ich und war erleichtert, dass sich in diesem Moment die Wohnzimmertür öffnete. Ich konnte es ihr beim besten Willen nicht erzählen. Wenn ich für mich den richtigen Weg fand, dann würde sie auch nicht zu dieser überkandidelten, heuchlerischen Frau mit dem Hang zu protzigem Schmuck werden.
    »Da sind wir wieder«, trällerte Vivienne, ein Tablett in der Hand. Auf ihrem besten Porzellan häuften sich Schinkenbrötchen und Petits Fours. Mundschutz und Handschuhe hatte sie abgelegt, aber der Geruch von Desinfektionsmitteln haftete ihr noch an.
    »Du hättest das natürlich besser hinbekommen«, sagte sie und lächelte so breit, dass ich sie kaum wiedererkannte. »Etwas anderes habe ich auf die Schnelle aber nicht zaubern können.« Dass sie ihre wichtigen Bekannten auf die Liste der Hochzeitsgäste geschmuggelt hatte, versetzte sie offenbar in Hochstimmung. Das und sicher auch die Tatsache, dass ich nicht schwanger war. »Nimm ordentlich, meine Liebe, du musst zu Kräften kommen.« Vorsichtig tätschelte sie mein Knie, die herzlichste Geste, zu der sie sich mir gegenüber je hatte hinreißen lassen. Die Nachricht von unserer Verlobung hatte sie damals nur mit einem knappen Kopfnicken zur Kenntnis genommen.
    »Ich denke, wir sollten Dad anbieten, einen Teil der Hochzeitskosten selbst zu übernehmen«, brach es aus mir heraus, ohne dass ich etwas dagegen hätte tun können.
    »Ich werde dann mal … äh«, Rosie wurde es unbehaglich. »Ich bin dann mal weg«, sagte sie und zog den Wagenschlüssel aus der Bademanteltasche. Meiner Bademanteltasche. »Glen wird sich schon wundern, wo ich bin.«

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