Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
wunderbar zueinander gepasst«, sagte sie. Ihre Augen glänzten wie die eines übermüdeten Kleinkinds. »Das ist völlig unverständlich. Nie wieder werde ich ein verdammtes Horoskop lesen.«
»Wir machen alle Fehler«, sagte ich, streichelte ihren Arm und knöpfte an ihrer Bluse ein paar Knöpfe zu, weil ihr Busen herausquoll. »Im Übrigen hat er dir einen Riesengefallen getan«, fügte ich hinzu. »Auch wenn du das jetzt vielleicht noch nicht begreifen kannst.«
»Wir können hingehen und ihm in die Eier treten, wenn du möchtest«, sagte Tanya und schnallte Rosie an. Die musste wider Willen kichern.
»Er hat doch gar keine«, sagte sie mit feuchten Augen. Ich umarmte sie sanft und fühlte mich hilflos.
Nachdem ich mit Juliette zusammen aufgeräumt hatte, schaute ich mich nach Elliot um, aber sie sagte, er sei oben und telefoniere. Er denke darüber nach, für eine Weile ins Ausland zu gehen. Ich musste dem überwältigenden Drang widerstehen, hochzulaufen und ihn anzuflehen, das nicht zu tun. »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Juliette und streichelte meinen Arm. »Wenn er sich beruhigt hat, wird er erkennen, dass es gut war, Belle zu entlarven. Ich habe ihr nie über den Weg getraut, muss ich zugeben.«
Heute Abend musste ich mich aber wieder auf die Gegenwart konzentrieren.
»Meine gute alte Rosie«, seufzte ich und lehnte meinen Kopf an ihre Schulter. Sie hatte darauf bestanden, sich zu uns zu gesellen, weil es sie davon abhalte, Mordpläne gegen Glen auszuhecken. »Ich werde die beste Chefbrautjungfer aller Zeiten sein«, erklärte sie leicht hysterisch. »Die Show muss weitergehen!«
Sie hatte ein Bräunungsspray benutzt und roch wie ein Madeirakuchen. Ich schnupperte an ihrem Nacken.
»Ähh, lass das!«, sagte sie und schubste mich weg.
»Vielleicht solltest du etwas essen.« Mum zog eine Packung Nüsse aus der Handtasche und riss sie mit den Zähnen auf. Sie hatte sich die Hände maniküren lassen und wollte ihre Nägel schonen. »Ich habe immer welche dabei«, sagte sie in einem vertraulichen Ton zu Vivienne, da sie immer noch nach einer gemeinsamen Basis suchte.
Unterschiedlicher könnten zwei Menschen nicht aussehen. Mum trug denselben Paillettenpulli mit V-Ausschnitt, den sie immer trug, wenn sie ausging. Lippen und Augen waren hübsch geschminkt. Vivienne hingegen, mit ihren aufgedunsenen Lippen und den im Salon gefärbten Strähnchen, hatte viel Wert darauf gelegt, uns wissen zu lassen, dass ihr Hosenanzug bei Jaeger »nur« vierhundert Pfund gekostet hatte. »Was, wenn jemand allergisch dagegen ist?«, fragte sie, und Mum packte ihre Nüsse schnell wieder weg.
»Zu meiner Zeit gab es nicht so viele Allergien«, sagte sie, nachdem sie schnell einen Schluck von ihrem Lager genommen hatte. »Mir ist immer noch schleierhaft, wo Sasha ihr Asthma herhat.«
»Tja«, sagte Vivienne. Beide schauten mich leicht vorwurfsvoll an.
»Ich muss mal an die frische Luft«, sagte ich und schob meinen Stuhl nach hinten. Wir waren in Viviennes Lieblingshotel – »The Crown« in Old Amersham –, wo jetzt eine Band ihre Instrumente stimmte. Ich hatte die schreckliche Befürchtung, dass gleich jemand zum Tanz aufrufen würde.
»Du willst mich doch nicht alleine lassen«, sagte Rosie und schaute mich flehentlich an. Also ließ ich mich wieder auf meinen Stuhl plumpsen und nippte missmutig an meinem Orangensaft.
In der Bar wurde es lauter. Aus der Lounge war eine Gruppe Mädels hereingestürmt, die einen echten Junggesellinnenabschied feierten, komplett mit Schleier, »Anfänger«-Schild und einem silbernen Sexspielzeug, das unter überdrehtem Gelächter herumgereicht wurde.
»Komische Idee, einen Lockenstab mitzubringen«, sagte Vivienne, die ihren Hals reckte, um zu sehen, was das für ein Lärm war. Rosie prustete los und spuckte ihren Drink ins Glas zurück.
»Ich glaube nicht, dass es sich …«, begann Mum, bemerkte dann aber meinen Blick. »Oh, schaut mal. Ich glaube, es gibt gleich eine Showeinlage«, sagte sie stattdessen, und unsere Augen wandten sich der Bühne am anderen Ende des Raums zu. Vielleicht würde mich das von meinen Grübeleien darüber abhalten, was Elliot jetzt vorhatte. Der Alkohol schien das jedenfalls nicht zu schaffen.
Ein stämmiger Mann mit Mikro war auf die Bühne getreten. Sobald er die Aufmerksamkeit des Publikums hatte, setzte ein Trommelwirbel ein.
»Und nun, meine Damen – und meine Herren natürlich auch«, begann er und wurde mit einem Kreischen belohnt.
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