Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Copperfield.«
Die Musik legte einen Zahn zu. Die ›Hot n’ Hunky‹ zogen einfach ihr Programm durch, als hätten sie gar nicht gemerkt, dass noch ein weiterer Mann zu ihnen gestoßen war.
»Sieht er nicht sexy aus in seinem Mantel?«, rief eine Frauenstimme hinter mir. »Zeig uns deinen Schniedel!«
»Ja, zeig uns deinen Schniedel!«, rief ich, und Elliot drehte sich um hundertachtzig Grad herum. Er schien überrascht, dass er sein Publikum derart zu begeistern vermochte, und entdeckte nun auch mich in der ersten Reihe.
»Tu ich gern, wenn es dir bei der Meinungsfindung hilft«, rief er über die Musik hinweg. Er warf seinen Mantel ab, ließ mich aber nicht aus dem Blick, und ich verspürte ein explosives Glücksgefühl.
Wie eine Rakete schoss ich auf die Bühne und versuchte, ihn zu packen.
»Immer mit der Ruhe«, sagte er und hielt mich auf Distanz. Seine Augen – die so viel wärmer waren als die des gegenwärtigen Elliot – musterten mich. »Du stinkst wie ein Schnapsfass.«
»Und du riechst nach Leder«, kicherte ich. Er trug einen cremefarbenen Feinstrickpulli, und ich schob meine Hand unter das Bündchen und ließ sie auf seinem Bauch liegen.
»Mach’s ihm auch von mir!«, rief eines der Mädels, und sie lachten und kreischten wie kleine Geister.
»Sasha.« Elliot schob meine Hand weg und war nicht wirklich amüsiert.
»Nimm mich huckepack«, befahl ich, sprang auf seinen Rücken und schlang ein Bein um seine Taille. Wie ein Schimpanse hing ich an seiner Schulter. Mein Blick fiel auf Mums schockiertes Gesicht. »Das ist überhaupt nicht ihre Art«, sagte sie offenbar zu Vivienne, die sich den Mund zuhielt, als müsste sie sich gleich übergeben. Ach tatsächlich? , fragte ich mich unwillkürlich. Merkwürdigerweise fühlte ich mich mehr in meinem Element denn je.
»Du bist betrunken«, sagte Elliot und warf mich ab, als wäre ich leicht wie eine Feder. Fast hätte ich Batman ins Gesicht getreten, der gerade energisch seine Hüfte vor- und zurückschnellen ließ.
»Schaut mal, er fickt den unsichtbaren Mann!«, brüllte ich und sah, dass sich Rosie vor Lachen krümmte.
Elliot hob seinen Mantel auf. »Lass uns verschwinden«, sagte er und führte mich durch einen Vorhang an der Seite der Bühne. Heiseres Geschrei erhob sich, als ›Hot n’ Hunky‹ ihre Hosen auszogen.
»Vergiss sie«, sagte er und zog mich fort. Er war blass, fiel mir auf, und dünner als sonst. Seine Augen hatten jeden Glanz verloren.
»Komm, lass uns ein paar von Mums Nüssen essen«, sagte ich, hakte mich bei ihm unter und wollte ihn zurückziehen. »Wir müssen dich ein bisschen aufpäppeln. Ich bin so froh, dass du zurückgekommen bist.« Jetzt stiegen mir Tränen in die Augen. »Ich dachte schon, ich würde dich nie wiedersehen.«
»Sasha«, sagte er noch einmal. Es war fast ein Stöhnen. Sanft schob er mich fort und berührte mein Gesicht. »Das wirst du auch nicht«, erklärte er traurig. »Nicht, wenn du das morgen wirklich durchziehst.«
»Morgen?« Ich starrte durch ihn hindurch und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
»Deine Hochzeit!«
Der Schmerz, den ich den ganzen Tag in meiner Brust gespürt hatte, steigerte sich nun zu einem Gefühl der Panik. »Elliot, ich habe versucht, dir alles zu erzählen … alles!« Ich griff nach seiner Hand, als er vor mir zurückwich. »Ich war bei dir in deiner Wohnung, um es dir zu erklären, aber du hast mir nicht geglaubt. Du hasst mich regelrecht«, sagte ich, und eine Träne rollte meine Wange hinunter. »Was soll ich denn machen?«
»Es noch einmal versuchen?«
»Dafür ist es zu spät. Du hast Belles Spielchen jetzt durchschaut – das Kind ist gar nicht von dir, nebenbei gesagt – und bist wahnsinnig wütend auf mich. Du wirst ins Ausland gehen.«
»Was sagst du da?«
»Du wirst ins Ausland gehen.«
»Und was war das davor?« Seine Hand packte meine Schulter noch fester.
»Maximillius. Er ist gar nicht dein Sohn«, sagte ich, und die Worte fühlten sich schlüpfrig an auf meiner Zunge. »Belle hatte ein Verhältnis mit Rosies Freund.«
»O Gott.« Er starrte mich an, bis sich seine Stirn allmählich glättete, als es ihm dämmerte. »Das erklärt so vieles«, sagte er, fast zu sich selbst. Sein Tonfall lag irgendwo zwischen Erleichterung und Bedauern. Ich konnte förmlich sehen, wie in seinem Hirn eine Diashow aus Erinnerungen ablief.
»Tja, du warst mir aber nicht gerade dankbar für diese Informationen«, sagte ich und schwankte ein wenig.
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