Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
»Hier geht es um deine Zukunft! Und ich habe noch gar nicht richtig getanzt.« Sie schaute auf mein leeres Glas. »Ich hole dir noch einen Drink.« Sie verschwand zur Bar und ließ mich mit einem Gefühl zurück, als wäre ich hundert Jahre alt. Unwillkürlich fragte ich mich, wann ich es verlernt hatte, mich gehen zu lassen – sollte ich das je gekonnt haben. Wenn ich mich amüsierte, war ich eigentlich nie richtig gelöst. Immer meinte ich, schon das schreckliche Ende zu erahnen.
»Kipp das runter.« Rosie reichte mir ein Glas Rotwein. Ich nahm einen Schluck und folgte ihr dann an den Rand der Tanzfläche. Es sah ganz danach aus, als sollte ich dem Abend wenigstens eine Chance geben.
Ich arbeitete mich vorwärts, nippte gelegentlich an meinem Drink, wackelte mit den Hüften, zog die Schultern hoch und pumpte mit den Armen.
Rosie sah mich und kicherte. »Was tust du denn da? Das sind hier doch nicht die Seventies«, sagte sie, warf die Arme in die Luft und ließ ihre untere Körperhälfte kreisen. Ihr Kleid flog hoch und legte die spitzenbesetzten Strumpfhalter frei. Ich fühlte mich ein wenig orientierungslos. »Lass die Musik einfach durch deinen Körper fließen, Sash. Du musst es spüren .«
Ich gab mir alle Mühe, aber alles schien in meinem Kopf stecken zu bleiben, und so nickte ich einfach den Rhythmus mit.
Unbeholfen quetschte ich mich zwischen den Körpern hindurch zu der Stelle, wo Elliot herumschwankte. Seine Fußnägel waren grellrosa lackiert, und mein Mund verzog sich zu einem schmalen Strich. Was war denn das nur für ein Mann? Der Gedanke, dass Pete Nagellack benutzen könnte, war schlicht zum Davonlaufen.
Die Blondine wackelte mit ihrem Hintern, der an zwei reife Pfirsiche erinnerte, aber Elliot schien gar nicht hinzusehen. Mein Herz hämmerte heftig unter Rosies Kleidchen, als ich mich näher schob. Da stieß mich Rosie mit einem beherzten Schubs mitten in ihn hinein.
»Uaaah«, machte ich und tränkte uns beide mit Rotwein. Rosie reckte hinter seinem Rücken begeistert die Daumen und baute die Geste dann schnell in ihre Tanzbewegung ein.
»Was zum Teufel …?« Er sprang zurück und starrte in unübersehbarer Panik den roten Fleck auf seinem weißen Hemd an. »Man hat auf mich geschossen!«, brüllte er, taumelte und umklammerte seine Brust. Irgendjemand schrie.
»Nein, nein«, sagte ich entsetzt. »Das war ich.« Als ich nach seinem Arm griff, warf die Blondine mir einen giftigen Blick zu und tauchte in der Menge unter. »Ich habe meinen Wein verschüttet. Hier!« Ich fuchtelte mit dem leeren Weinglas vor seinem Gesicht herum. »Sehen Sie? Das habe ich Ihnen übers Hemd gekippt. Es tut mir furchtbar leid, ich …« So nah verströmte er tatsächlich etwas Anziehendes, zumal er verdammt gut roch.
»Sie Idiotin!«, brüllte er stinksauer. »Ich dachte, es hätte mich jemand umgebracht.«
»Hat aber keiner«, sagte ich steif und mit brennenden Wangen. Gott sei Dank tanzte die Menge wie wild und hatte von unserem Drama nichts mitbekommen. »Wie kommen Sie überhaupt auf so einen Gedanken?«, brüllte ich über die Musik hinweg. »Wir sind doch nicht im Film.«
»Sie würden es nicht glauben.« Er beugte sich zu mir vor und kniff die Augen zusammen. »Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?«
»Das weiß ich wohl.«
Er stockte mitten in der Bewegung und versuchte, den Blick klar zu bekommen. Seine Haare waren kürzer als bei unserer ersten Begegnung, und ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass seine Lippen voller waren als die von Pete.
»Sie kommen mir irgendwie bekannt vor«, sagte er, jetzt dicht vor mir. »Ein bisschen wie diese Schauspielerin.« Er rieb sich das Kinn. »Kate Winslet, das ist es.«
Ich versuchte, die Sprache wiederzufinden. Sein Atem vermischte sich mit dem meinen, was alles andere als unangenehm war.
»Woher soll ich wissen, dass nicht mein Vater Sie schickt?«
»Warum sollte er so etwas tun?«
Er lehnte sich zurück und breitete die Arme aus, wobei er jemanden anrempelte. »Oh, sorry. Tut mir leid, Kumpel.« Dann wand er sich wieder mir zu. »Ich werde nicht in das Familiengeschäft einsteigen. Wie oft muss ich das denn noch sagen?« Er schwankte leicht, verlor dann das Interesse und drehte ab. »Bleib mir verdammt noch mal vom Leib«, rief er und torkelte in ein knutschendes Paar hinein.
Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. »Das ist doch reine Zeitverschwendung«, sagte ich über die Schulter hinweg zu Rosie und eilte in Richtung Ausgang. Sie bog sich vor
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