Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Raum zu fliegen drohte. Zum Glück war es leer. »Wo Sie gerade Ihre Assistentin erwähnen, hat sie eigentlich einen Freund?«, fragte er und nickte zu Tina hinüber, die dekorativ in der Gegend herumstand und von den eingelegten Oliven naschte, wenn sie sich unbeobachtet glaubte.
»Warum fragen Sie sie nicht selbst?«, schlug ich vor, und er grinste mich an. Zuvor hatte ich Belle sagen hören, er solle sich verdrücken, was ich nach all seiner Hilfe ziemlich unhöflich fand. Er musste unauffällig wiedergekommen sein.
Belle warf ständig nervöse Blicke zur Tür, und ich nahm an, dass sie auf Elliot wartete.
»Ich würde gerne mit der Show beginnen. Die Mädchen werden sonst unruhig«, hörte ich sie jemandem zuflüstern, als sie ein Glas Schampus nahm und in einem Zug hinunterkippte.
Ihre Freundin betrachtete mit einem strengen Blick ihren Bauch, woraufhin Belle das Glas auf den Fußboden knallte. »Meine Güte, Fran, im siebten Monat ist das schon okay«, sagte sie. »Was glotzen Sie so?«, herrschte sie mich an, aber bevor ich etwas sagen konnte, leuchteten ihre Augen wie Scheinwerfer auf.
Ich drehte mich um und sah Jon Von Heston im Türrahmen stehen, eine Hand in der Hüfte, von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet, im Gesicht eine Fliegersonnenbrille. Mit seinem gefärbten Haar und dem weit offenen Hemd sah er eher aus wie Elvis in seiner Erdnussbutter-Bananen-Sandwich-Phase als wie ein Wegbereiter der Frauenmode. Seine Hose war unanständig eng, und eine verdächtig große Beule zeichnete sich darunter ab. Wenn Rosie da wäre, würden wir verzweifelt gegen den aufkommenden Lachreiz ankämpfen, so viel war sicher.
»Ich habe überhaupt nicht viel Zeit«, sagte er mit einem starken Akzent und gekünsteltem Tonfall. Er nahm die Zigarre aus dem Mund und drückte einem überraschten Mädchen im Sari seinen Mantel in die Hand. »Ich bin nur gekommen, weil mir der junge Mann versichert hat, dass ich es nicht bereuen würde.« Er nahm seine Sonnenbrille ab, und Belle eilte hin, um ihn zu begrüßen. »Wie ich höre, haben Sie die ›Central School of Fashion‹ absolviert«, sagte er. Als ich sah, wie sie Küsschen ins Nichts hauchten, kam ich mir wie in einem bizarren Schauspiel vor, in dem jeden Moment der Vorhang fallen könnte. »Eigentümlich, dass ich Sie da nie gesehen habe, Schätzchen. Ich habe ein Weile dort gelehrt.«
»Wie winzig er ist«, flüsterte Tina, die sich am Ende des leicht schwankenden Laufstegs neben mich gestellt hatte, aber meine Augen wurden von dem Mann angezogen, der jetzt hinter Von Heston über die Schwelle getreten war.
Es war Elliot, braungebrannt. Er trug einen zerknitterten, cremefarbenen Leinenanzug über einem schlichten, weißen Hemd, die Ärmel bis zum Ellbogen aufgekrempelt, eine Kamera um den Hals. Eine dichte, dunkle Tolle war ihm ins Gesicht gefallen, und er wischte sie ungeduldig fort, als würde er diese Tortur gerne hinter sich bringen. Mit einer halbherzigen Umarmung begrüßte er Belle. Seine Hand strich über ihren Bauch.
Ein Gefühl, das ich von mir gar nicht kannte, befiel mich. Eifersucht? Das konnte nicht sein – Eifersucht war mir vollkommen fremd, und ich war stolz darauf. Trotzdem war ich von dieser Szene jetzt betroffen.
Belle stellte sich neben Von Heston in Pose, und Elliot schoss Fotos. Konzentriert lief er um die beiden herum, während die versammelte Menge zuschaute, lachte und klatschte. Meine geschärften Sinne verrieten mir allerdings, dass er nicht mit dem Herzen bei der Sache war. Irgendwann zog Belle, die dabei pausenlos schnatterte, Von Heston mit sich fort, und Elliot senkte die Kamera. Sein Blick schweifte durch den Raum und fiel auf mich.
Einen kurzen, schrecklichen Moment dachte ich, er hätte mich nicht erkannt, aber dann neigte er langsam den Kopf.
Mir wurde heiß, und ich hob die Hand, froh, dass ich kurz vorher doch noch das Kleid angezogen hatte, das ich mir für besondere Aufträge reservierte. Dann nahm ich mein Tablett, kehrte in die Küche zurück und versuchte, tief durchzuatmen. Was war nur los mit mir?
Nervös versuchte ich mich darauf zu konzentrieren, eine Gemüsetortilla in kleine Stücke zu schneiden und sie auf einer Porzellanplatte zu arrangieren.
»Sieht gut aus«, sagte eine Männerstimme just in dem Moment, als ich ein Stück Ziegenkäsetarte in den Mund stopfte. Elliot.
Fast wäre ich erstickt. »Entschuldigung. Falsche Röhre.« Ich zeigte auf meinen Hals.
»Soll ich Ihnen auf den Rücken klopfen?«
Ich
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