Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
werde.«
»Natürlich wirst du das«, sagte ich automatisch, während ich den Stoff eines Kleides befühlte, das ich auf dem Weg in den Laden hinein entdeckt hatte, schlicht und kornblumenblau – Petes Lieblingsfarbe – und mit winzigen Blümchen übersät. »Oder etwa nicht?« Ich schaute auf, überrascht, dass sie nicht geantwortet hatte.
»Wer weiß das schon.« Plötzlich klang Rosie niedergeschlagen. Das Oberteil legte sie wieder weg, ohne es auch nur auseinandergefaltet zu haben. »Im Moment hat er sich in so viele Projekte gestürzt, dass ich gar nicht mehr mitkomme. Ich stehe ziemlich weit unten auf seiner Prioritätenliste.«
»Bestimmt nicht, Ro«, sagte ich und befürchtete, dass es vielleicht doch so war. »Was tut sich denn an der Babyfront?«
»Nichts, das ist ja genau das Problem.« Fast wütend rieb sie sich über den flachen Bauch. »Er denkt, es liegt an mir.«
»Was für ein Blödsinn«, sagte ich erschrocken. »Woher will er das denn wissen?«
»Er spricht es nicht aus, aber gelegentlich deutet er an, dass wir uns vielleicht mal untersuchen lassen sollten.«
»Vielleicht sollte er sich untersuchen lassen«, sagte ich und war für Rosie gleich mit sauer. Kein Wunder, dass sie in letzter Zeit so angespannt wirkte. Wenn Glen Druck ausübte, würde sie nie schwanger werden. »Zu so etwas gehören immer zwei.«
»Na ja, er denkt, es liegt nicht an ihm, weil …«
»Weil was?«, fragte ich, und zu meinem Entsetzen füllten sich ihre Augen mit Tränen. Dabei weinte Rosie praktisch nie. »Was ist denn?«
»Er hat mal vor Ewigkeiten ein Mädchen geschwängert, noch bevor wir zusammen waren. Daher weiß er, dass er nicht das Problem ist.«
Die Worte blieben mir im Halse stecken. »Du meinst, Glen hat ein Kind …«
»Nein, nein.« Sie packte mich am Arm und zog mich aus dem Laden, fort vom neugierigen Blick der Verkäuferin. »Sie hat es wohl nicht behalten. Sie waren noch nicht bereit, Eltern zu werden. Er war erst siebzehn.«
»Verstehe«, sagte ich, obwohl ich nicht wirklich verstand. Ich war eher verstört und spürte, dass es Rosie genauso ging. »Und du hast nichts davon gewusst?«
»Bis vor kurzem nicht. Ich hatte aber so einen Verdacht. Er war immer schon ein Hallodri, auch in der Schule schon.« Sie hatte es gelegentlich erwähnt, und Glen brüstete sich auch schon mal mit seinem Image als Playboy. »Als er wegen mir von Wales hierhergezogen ist, wollte ich … na ja, ich wollte nicht alles verderben, indem ich alte Geschichten auskrame. Es lag schließlich so lange zurück.«
»Aber jetzt erschien es ihm passend, damit herauszurücken.«
»Sei nicht so, Sash«, sagte sie und wich einem Zwillingsbuggy aus, der den gesamten Bürgersteig in Beschlag nahm. »Er ist kein herzloses Schwein. Er denkt nur nicht immer nach, bevor er spricht.«
Was du nicht sagst. Ich hielt aber den Mund, weil ich wusste, was dieses Eingeständnis sie gekostet haben musste.
»Wenn du dich ein wenig entspannst, wird sich die Schwangerschaft vielleicht ganz natürlich ergeben«, sagte ich und kramte in meinem Gedächtnis nach dem wenigen, was ich über dieses Thema gelesen hatte. Sie nickte und wischte eine Träne weg.
Als wir in den Laden zurückkehrten, schaute ich sie verstohlen an und dachte dabei an die Zeitachse. Was, wenn Glen gar nicht der Richtige für sie war? Was, wenn es da draußen jemanden gab, den sie hätte treffen sollen und den sie aus irgendeinem Grund verfehlt hatte, sodass sie ihn nie kennenlernen würde?
Ich kämpfte mit mir, ob ich das laut aussprechen sollte, brachte es aber nicht übers Herz – besonders, da sie gerade so verletzlich war.
»Ich werde dieses Kleid kaufen«, verkündete ich laut.
»Bist wirklich du es?« Sie griff sich an die Brust und tat so, als würde sie in Ohnmacht fallen, sehr zur Belustigung des Pärchens hinter uns. »Erst steigst du todesmutig in die Krake, und jetzt willst du dir auch noch ein Kleid kaufen? Was ist denn mit dir los?«
»Ich weiß auch nicht«, sagte ich, ging zum Ständer und zog das Kleid in meiner Größe heraus. »Das wäre doch genau das Richtige für die Hochzeitsreise, oder?« Das Wort klang mit einem Mal ganz fremd in meinen Ohren. Noch vor gar nicht langer Zeit hatte ich mich in Brautmagazine und Reiseprospekte vertieft, und jetzt verschwendete ich praktisch keinen Gedanken mehr an meine Hochzeit.
In der Kabine zog ich meine Sachen aus und merkte jetzt erst, dass ich gar keinen BH anhatte. Als ich den Kopf in das Kleid schob,
Weitere Kostenlose Bücher