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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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Schauspielpause, um seine Karriere als Hip-Hop-Sänger zu verfolgen. Dann behauptete er, das Ganze sei bloß »Verarsche« gewesen. Wahrscheinlich steht es ihm nicht unbedingt zu, meine Lebensweise zu kritisieren – aber trotzdem ging mir seine Frage nach. Tatsächlich machte es mir nichts aus, über Leute zu schreiben, die interessante Sachen machen. Aber ich wusste, womit ich mein Leben ganz bestimmt nicht verbringen wollte: über Leute schreiben, die keine interessanten Sachen machen.
    Als ich nach New York zurückkam, speicherte ich ein Word-Dokument unter dem Dateinamen »Mein Einjahresplan«. Darin wollte ich meine Ziele fürs nächste Jahr festhalten. Keinen Job zu haben bedeutete, dass meine Zukunft völlig offen war. Ein bisschen zu offen, wie sich herausstellte.
    Eine Woche später war das Dokument immer noch leer. Und während ich auf den leeren Bildschirm starrte, hatte ich das Gefühl, darin meine Zukunft zu erblicken. Leere. Der Cursor blinkte mich an, als würde jemand ungeduldig mit dem Fuß wippen. Wieder warf ich einen Blick auf die Zeitungsschlagzeile. Ich wusste, dass ich noch zu den Glücklicheren gehörte. Ich musste keine Familie ernähren. Ich hatte einen Abschluss in Yale gemacht. Ich hatte eine anständige Abfindung bekommen und hatte genug Geld auf der Bank, um noch eine Weile auszukommen. Ich hatte einen wunderbaren Freund, der noch alle Haare auf dem Kopf hatte. Eigentlich hätte ich über die unbegrenzten Möglichkeiten meiner Zukunft frohlocken sollen. Doch stattdessen fühlte ich mich gelähmt und verloren.
    Sowie ich mich eingeloggt hatte, erschien eine Message auf meinem Bildschirm und riss mich aus meinen Gedanken. Der fröhliche »Sie haben eine neue Nachricht«-Ton tönte durchs Café, und ich suchte hastig nach der Stummschalttaste meines Laptops. Die Message war von meinem Freund Chris (auch bekannt als GayzOfOurLives). Als Blogger für das New York Magazine war er ständig online, daher war es schon eine Art Ritual für uns geworden, uns jeden Morgen kurz anzufunken.
    GAYZOFOURLIVES : Was machst du grade?
    NOELLENOELLE : Abgesehen davon, dass ich mich frage, wer in meiner Umgebung wohl ein Wi-Fi-Netzwerk namens »Penisface« hat? Nichts.
    GAYZOFOURLIVES : Du, ich hab mal ein bisschen über deine Situation nachgedacht.
    NOELLENOELLE : Und?
    GAYZOFOURLIVES : Ich glaube, du machst grade eine Drittel-Life-Crisis durch.
    NOELLENOELLE : Eine was?
    GAYZOFOURLIVES : Na ja, für eine Midlife-Crisis bist du zu jung, aber für die Quarter-Life-Crisis auch schon zu alt. Du wirst immerhin demnächst neunundzwanzig. Wenn wir davon ausgehen, dass du weit über achtzig wirst, müsstest du jetzt also deine Drittel-Life-Crisis haben.
    Voilà. Nächste Woche stand mein neunundzwanzigster Geburtstag an, und ich wusste, dass mein dreißigster besorgniserregend rasch folgen würde. Wenn man in den Zwanzigern sein Leben noch nicht auf die Reihe gekriegt hat, kann das ja durchaus noch einen gewissen Charme haben, aber wenn die Leute merken, dass man mit dreißig immer noch keinen Peil hat, wird es langsam peinlich.
    Nachdem Chris und ich uns verabschiedet hatten, trank ich meinen Kaffeerest aus und stellte mich an den Tresen, um mir die Tasse noch einmal kostenlos nachfüllen zu lassen. Während ich wartete, ließ ich meinen Blick ziellos durchs Café wandern. Neben der Kasse hing ein Flyer, auf dem kostenlose Gitarrenstunden angeboten wurden. Auf dem Tresen selbst klebten lustige Postkarten. Da fiel mir etwas anderes ins Auge. An der gegenüberliegenden Wand hing eine kleine Tafel, auf der der inspirierende »Spruch des Tages« stand. Das heutige Zitat, das jemand mit wackliger Handschrift in rosa Kreide geschrieben hatte, lautete:
    Tu jeden Tag etwas, was dir Angst macht.
    Eleanor Roosevelt
    »Warum lässt Sie dieses Zitat nicht mehr los?«, fragte mich ein paar Tage später mein Psychiater Dr. Bob bei einer unserer zwei wöchentlichen Sitzungen. Ich hatte meine Therapie bei ihm angefangen, als mir klar wurde, dass ich mehr über Jennifer Aniston wusste als über mich selbst.
    »Ich weiß auch nicht.« Ich wich seinem Blick aus, indem ich mich im Zimmer umsah. Überall standen betont unbedrohliche Möbel mit abgerundeten Ecken, die Wände waren in einem warmen Erdton gestrichen. Der ganze Raum war neutral. Sogar Dr. Bob war neutral. Er hatte urteilslose Psychiateraugen. Er war weder groß noch klein, weder dünn noch übergewichtig. Sein Haar lag farblich irgendwo zwischen Braun und Grau und hatte

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