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Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Titel: Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Gruber , Heinz Oberhummer , Martin Puntigam
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Exorzisten und Exorzist der Diözese Rom. Nach eigenen Angaben hat er in 21 Jahren über 70.000 Teufelsaustreibungen durchgeführt. Das wären etwa neun Exorzismen pro Tag, und wenn man jeweils eine halbe Stunde berechnet, so hat er viereinhalb Stunden pro Tag nichts anderes gemacht, als Teufel ausgetrieben. Dass das nicht gesund sein kann, lässt sich jedenfalls vermuten. Amorth behauptet beispielsweise, ohne rot zu werden, ein Kollege von ihm, der sich einen Strichjungen in seine Wohnung bestellt hatte, um sich mit ihm sexuell zu vergnügen, habe das nicht aus Lüsternheit gemacht, sondern weil ihn der Teufel dazu getrieben habe. [24]
     
    Was macht ein Exorzist, wenn er loslegt? Zuerst muss man unterscheiden zwischen dem „kleinen Exorzismus“ und dem „großen Exorzismus“. Der kleine Exorzismus wird bei der Taufe quasi mit dem römisch-katholischen Betriebssystem automatisch mitinstalliert und befreit den Täufling angeblich von der sogenannten Erbsünde. Der große Exorzismus is the real thing.

    Das Ritual ist nach dem Manual der römisch-katholischen Kirche wie folgt aufgebaut: Bedrohung – Namenserfragung – Ausfahrwort – Rückkehrverbot.
    Es ist ein bisschen, wie wenn man mit dem Auto gegen die Einbahnstraße fährt und in eine Verkehrskontrolle gerät. Der Exekutivbeamte erklärt zuerst, warum er einen angehalten hat, verlangt dann Führerschein und Fahrzeugpapiere, gibt Anweisung, sofort umzukehren, und rät dringend, die Gesetzesübertretung nicht zu wiederholen. Warum der Exorzist, während er den Teufel austreibt, überhaupt nach dem Namen fragen muss, liegt daran, dass der Teufel auch nicht immer selber Zeit hat. Manchmal schickt er einfach Dämonen als Vertretung. Das Böse in der Kirche ist also eine Art Franchiseunternehmen.
    Nach allem, was wir heute wissen, kann man allerdings sagen, den Teufel gibt es nicht, Besessenheit als Krankheitsbild existiert nicht, und Exorzismus ist als Therapie bestenfalls völlig wirkungslos. Das, was sogenannte Teufelsaustreiber als Besessenheit diagnostizieren, sind in der Regel manifeste psychische Störungen. Oft handelt es sich dabei um Schizophrenie. Schizophrene Patienten zu behandeln, ist ohnedies nicht einfach, weil sich die Kranken in der Regel nicht als krank begreifen. Und je länger man eine klinische Behandlung hinauszögert, etwa durch einen Exorzismus, desto schwieriger wird die Therapie.

    Erfahrene Exorzisten erzählen aus ihrem Berufsalltag, dass von den Besessenen viel erbrochen wird, Gegenstände und lebende Tiere, teilweise durchs ganze Zimmer, also über beträchtliche Distanzen. Wenn man als kranker Mensch in die Fänge eines Exorzisten gerät, dann kann man schon in Rage geraten, und wenn man an Händen und Füßen gefesselt ist, hat man halt nur den Mund frei. Trotzdem ist es eine tolle sportliche Leistung, auch nur etwa einen kleinen Gegenstand wie einen Ring mit so viel Druck zu erbrechen, dass man eine gute Weite erzielt. Olympisch wird diese Disziplin zwar vermutlich nie werden, aber wenn man trotzdem üben will, um auf die Behandlung durch einen Exorzisten vorbereitet zu sein, dann muss man Folgendes berücksichtigen: Der Magen sollte klein sein, damit durch Überfüllung großer Druck aufgebaut werden kann, die Lippen müssen geschürzt werden, um die Wirkung einer Düse zu erzielen, und es ist besser, man lädt als Munition nicht Schweinsbraten, sondern Erdbeerjoghurt.

    Erdbeerjoghurt gehört in unseren Breiten zu den beliebtesten Fruchtjoghurts überhaupt, und selbst wenn man damit nicht die Geschmacksrichtung des Exorzisten trifft, oder der sogar allergisch auf Erdbeeren reagiert, braucht man sich kaum Sorgen zu machen. Denn etliche Erdbeerjoghurts, die im Supermarkt im Regal stehen, kennen die namensgebende Frucht höchstens vom Hörensagen.
     
     
Schizophrene Psychosen
Nicht zuletzt in manchen Hollywoodfilmen wird über das Krankheitsbild der Schizophrenie ein falsches Bild vermittelt. So glauben viele Menschen, man verstehe darunter, dass zwei oder mehr Personen in einem Gehirn lebten. Frei nach Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Das gibt es, wenn auch sehr selten, auch, es handelt sich dabei aber um das Krankheitsbild einer multiplen Persönlichkeit.
Ebenso sollte man vermeiden, den Begriff Psychose mit Schizophrenie gleichzusetzen, denn es gibt mehrere Arten von Psychosen. Eine spezielle davon ist die Schizophrenie.
Als Schizophrenie bezeichnet man eine schwere Störung des Denkens, Fühlens, Empfindens, Wahrnehmens und

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