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Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Titel: Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Gruber , Heinz Oberhummer , Martin Puntigam
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Quadratmetern. Das heißt, bei einer Flügelbreite von einem Meter müsste es eine Flügelspannweite von mindestens etwa 50 Metern haben.

    Bei den dadurch entstehenden Belastungen würden die Muskeln und Knochen des Pferdes einfach reißen und brechen. Deshalb gibt es keine größeren flugfähigen Tragtiere auf der Erde. Auch der Mond, mit nur einem Sechstel der Schwerkraft der Erde, hätte noch immer zu viel Gravitation dafür. Damit so ein Pferd fliegen kann, müsste die Schwerkraft mindestens um den Faktor 28 kleiner sein. Auf dem Zwergplaneten Ceres, zwischen Mars und Jupiter, beträgt die Schwerkraft sogar nur 1/36 der Erde. Dort könnte man zwar die Belastungen eines Starts ertragen, aber die Schwerkraft auf dem Zwergplaneten ist insgesamt zu klein, um eine Lufthülle zu halten. Und ohne Luft kann man nicht fliegen, denn dann gibt’s keinen Auftrieb. Das heißt, wenn man fliegende Pferde haben will, braucht man entweder starke Rauschmittel oder einen festen Glauben. Oder sehr, sehr kleine Pferde.
     
    Fliegende Pferde, Heilande, die auf Maisstärkebrei übers Wasser gehen, Wallfahrtsorte in der Schwerelosigkeit – wer sein reales, irdisches Leben im 21. Jahrhundert nach irrealen, überirdischen Maßstäben ausrichtet, muss damit rechnen, komisch angeschaut zu werden. Evolutionsbiologisch betrachtet sind religiöse Menschen allerdings im Vorteil. Denn statistisch gesehen haben sie mehr Kinder als Ungläubige, und das ist der Selektionsvorteil schlechthin. Point taken! Der einzige Parameter, der in der Evolution zählt, ist die Weitergabe der eigenen Gene auf die Nachwelt. Genau das nämlich bedeutet Survival of the fittest, und nichts anderes: Wer am meisten seiner Erbanlagen in die nächste Generation bringt, ist erster Sieger. Was dann allerdings mit den Trophäen dieser Siege passiert, was zum Teil mit den Kindern in den Heimen und Pfarren und Koranschulen gemacht wird, steht auf einem anderen Blatt.

    In letzter Zeit sind Christentum und Islam nämlich weniger wegen ihrer obskuren Flugwesen ins Gerede gekommen, sondern wegen nahezu unzähliger Gewalttaten, die in ihrem Namen verübt wurden. Der Islam wegen Terroranschlägen und Selbstmordattentaten und die katholische Kirche wegen der Prügelorgien und der massiven sexuellen Übergriffe in ihren Heimen und Pfarren. Der katholische Bischof von Augsburg, Walter Mixa, etwa musste im Jahr 2010 zurücktreten, als bekannt wurde, dass er als Stadtpfarrer von Schrobenhausen in den siebziger und achtziger Jahren im Kinderheim St. Josef mit Gegenständen „schwere körperliche Züchtigungen“ an Kindern vorgenommen haben soll. Er soll Kinder mit dem Stock und mit dem Gürtel verdroschen und unter anderem gesagt haben: „In dir ist der Satan, den werde ich dir schon austreiben.“ Die dort beschäftigten Nonnen hätten Mixa auch noch häufig mit den Worten „Hau nei ... hau nei ...“ angestachelt. [22]
    Warum Walter Mixa der Meinung war, den Satan mit Gewalt aus den Kindern austreiben zu können, ist auch aus theologischer Sicht unverständlich. Denn seit Jahrhunderten praktiziert die katholische Kirche quasi eine homöopathische Version der Teufelsaustreibung, den Exorzismus. Wer glaubt, dass Exorzismus ein längst überwundenes Phänomen aus der Vergangenheit ist und Exorzist ein aussterbender Beruf, der täuscht sich gewaltig. Unter Papst Benedikt XVI. und seinem Vorgänger Johannes Paul II. wurden und werden jede Menge Exorzisten ausgebildet. 2003 wurden in Italien etwa 200 Priester als Exorzisten bestellt. Dem Vernehmen nach sollen weitere 3000 neue Exorzisten ausgebildet werden. Gewissermaßen eine papale Lehrlingsoffensive.
    Was aber ist Exorzismus überhaupt? Die meisten Menschen stellen sich das so vor wie in dem Hollywoodfilm „The Exorcist“ von William Friedkin: Ein besessener Mensch ist sehr ordinär und gewalttätig und erbricht gern mit viel Druck. Im Einzelfall kann er auch seinen Kopf um 360 Grad drehen. Und ganz falsch ist das offenbar auch gar nicht.

    In der Erzdiözese Wien gibt es, wie in fast jedem Bistum, einen eigenen Exorzisten, der behauptet, im Jahr bis zu 50 große Teufelsaustreibungen vorzunehmen. [23] Und das im 21. Jahrhundert, in Europa, mitten in einer Großstadt. Nur falls Sie sich einmal fragen sollten, was mit Kirchensteuern auch bezahlt wird.
    Der Weltmeister im Dämonenbesiegen und Teufels-austreiben wohnt allerdings in Italien. Der katholische Priester Gabriele Amorth ist Präsident der Internationalen Vereinigung der

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