Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)
ausgeschüttet. Beim Stillen hat es eine beruhigende Wirkung auf die Mutter. Viel Oxytocin im Blutkreislauf führt zu einer Reduzierung des Stresshormons Cortisol. Messungen haben ergeben, dass dieses Neuropeptid am stärksten ausgeschüttet wird, wenn man 40-mal pro Minute gestreichelt wird. Interessanterweise streicheln alle Menschen aller Kulturen und Religionen und aus allen sozialen Schichten genau mit dieser Frequenz. Oxytocin wird auch als „Kuschelhormon“ bezeichnet.
Wenn sich zwei Menschen ineinander verlieben, kommt es häufig auch zu Sex. Das eine ist zwar auch ohne das andere zu haben, aber es gibt Fälle, wo beides zusammenfällt. Was dann passiert, ist hoffentlich nicht nur sehr angenehm, sondern aus neurowissenschaftlicher Sicht erstaunlich. Gehen wir einmal von einem heterosexuellen Paar aus. Wenn es beiden Geschlechtspartnern gelingt, sich bis zum Orgasmus vorzuhanteln, geschieht, so haben Messungen mit dem funktionellen Magnetresonanztomografen (fMRI) gezeigt, Folgendes: Bei der Frau schalten sich weite Teile des Gehirns ab, vor allem die Bereiche für Angst und Sorge. Außerdem wird die Region, die für die Kontrolle der Emotionen zuständig ist, teilweise auf Pause geschickt. Beim Mann hingegen feuert alles, was er zur Verfügung hat. Auch Wüstengegenden seines Gehirns, in denen schon seit Wochen kein einziger Gedanke mehr entstanden ist, geben sich alle Mühe.
Welchen Sinn soll das haben? Bei Männern kann man es sich vielleicht noch erklären, weil sich viele während des Geschlechtsverkehrs komplizierte, unromantische Dinge ausdenken, um die Ejakulation hinauszuzögern. Aber warum schalten Frauen ab? Denken sich die, es ist gerade angenehm, da will ich lieber gar nicht genau wissen, wer das macht? Aus Sicht des Magnetresonanztomografen sind übrigens weiblicher Orgasmus und Wachkoma enge Verwandte.
Offenbar ist für Frauen beim Orgasmus das sogenannte Loslassen von entscheidender Bedeutung. Denn die entsprechenden Hirnareale werden nicht deaktiviert, wenn der Orgasmus nur vorgetäuscht wird. Das ist nämlich eine logistische Aufgabe, da muss man sich konzentrieren, wenn man nicht erwischt werden will.
Es gibt aber auch eine evolutionsbiologische Erklärung für dieses unterschiedliche Verhalten. Denn von Herstellerseite wird der Mensch deshalb mit Sexualität ausgeliefert, weil er sich fortpflanzen soll. Das ist auch der Grund, warum beim Verliebtsein der andere begehrenswerter erscheint, als er möglicherweise ist. Damit man es sich nicht lange überlegt, mit wem man seine Erbanlagen vermischt.
Um die Erfolgschancen für eine Befruchtung zu erhöhen, wird die Gehirnaktivität des Mannes bis zum Anschlag aufgedreht, weil stark erregte Männer angeblich mit größerer Geschwindigkeit ejakulieren. Dadurch legen die Spermien den ersten Teil ihrer Reise schneller zurück. Die Frauen gehen dem Vernehmen nach auf Stand-by und vibrieren nur noch ein wenig mit dem Becken. Eine Tätigkeit, die über das Rückenmark gesteuert wird, um den Samenzellen, die gerade mit Vollgas auf die Eizelle zuhalten, die Arbeit zu erleichtern.
Nun stellt sich natürlich die Frage, woher weiß man das? Was machen Neurowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, um so etwas herauszufinden?
Eine Untersuchung am fMRI stellt sich wie folgt dar: Zwei Probanden, in unserem Fall Mann und Frau, werden in eine Röhre gelegt. Beiden wird unabhängig voneinander der Kopf fixiert, denn fMRI ist ein bildgebendes Verfahren, da muss man ruhighalten, sonst werden die Bilder verwackelt. Die Hüften sind zur Bewegung freigegeben, denn es soll ja zu einem Orgasmus kommen, und wenn die Köpfe fixiert sind, ist die Auswahl an Sexualtechniken erheblich eingeschränkt. Dann geht es los, die beiden bewegen ihre Becken, und mit etwas Glück, Ausdauer und Konzentration gelingt es ihnen, einen Orgasmus herbeizuführen, während die ganze Zeit ein Radioempfänger um ihre Köpfe kreist und Gehirnaktivitäten aufzeichnet. Gleichzeitig wird an den Füßen Blut abgenommen und analysiert.
Da muss man sagen, das ist schon ein Special interest. Auf so was spricht nicht jeder an. Entscheiden Sie selbst, ob eine solche Versuchsanordnung maßgebliche Anregungen für Ihr Sexualleben zu bieten imstande wäre.
Homosexualität
Homosexualität wurde lange Zeit und wird auch heute noch sehr kritisch betrachtet. Oftmals wird behauptet, dass es sich bei dieser Form von Sexualität um etwas Widernatürliches handelt.
Einige Fakten: Man hat bis
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