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Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Titel: Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Gruber , Heinz Oberhummer , Martin Puntigam
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funktionieren soll, kann niemand erklären. Vielleicht wissen es die Mikroben, aber solange die Firma Mundus nicht auch noch eine Übersetzungsmaschine „Mensch – Mikrobe, Mikrobe – Mensch“ auf den Markt bringt, werden wir es nicht erfahren. Bei der Preisgestaltung für ihr Abwasserbeschallungssystem tun sich die Kläranlagen-DJs allerdings nicht so schwer wie beim Erklären der Funktionsweise. Für 5000 Euro Jahresmiete ist man dabei. Ob die Firma durch Mozarts Neigung zu Fäkalausdrücken zu ihrer Erfindung angeregt wurde, ist nicht bekannt. Und ob die Mikroben mehr leisten würden, wenn in der Kläranlage zusätzlich auch noch ein Grander-Wasserbelebungsgerät hängen würde, ebenfalls nicht.

    Der Verkauf von Granderwasser darf übrigens nur deshalb nicht als Betrug bezeichnet werden, weil der Bereicherungsvorsatz, der für den Tatbestand des Betrugs im Sinne des § 146 StGB notwendig ist, nicht nachgewiesen ist, unter anderem deshalb, weil von der Firma Grander sicherheitshalber „ein zumindest dreimonatiges Rückgaberecht ohne Angabe von Gründen eingeräumt“ wird. [37] Aber nicht weil die Belebungsmaßnahmen nach allem, was wir heute über die Naturgesetze wissen, wirkungslos wären. Im Optimalfall! Denn durch die „geringere Chlorzehrung“ [38] , also die verminderte Gabe von Chlor, kann nämlich gerade in Schwimmbädern an heißen Sommertagen die Keimbildung erheblich begünstigt werden. Auch topinformiertes Wasser kann dagegen gar nichts ausrichten, für die Infektionen, die die badenden Kinder dann vielleicht bekommen, sind nämlich Antibiotika zuständig. Wieder: wenn alles gut geht. Denn wenn die Kinder Pech haben, sind sie die Kinder von Eltern, die gern in homöopathischen Fibeln lesen und dann ihren Nachwuchs nach eigenem Gutdünken mit Milchzuckerbällchen oder geschütteltem Wasser behandeln. Solange den Kindern nichts fehlt, ist das nur schade ums Geld. Wasser kommt aus der Wasserleitung, schütteln kann man es selber, das wäre deutlich billiger und hätte denselben Effekt. Nach der Einnahme von Globuli sollte man allerdings irgendwann die Zähne putzen, hier kann durch Kariesbefall tatsächlich eine Wirkung eintreten.
     
Homöopathie
Vor rund 200 Jahren steckte die Medizin gerade einmal in den Kinderschuhen. Konsultierte man einen Arzt, war die Wahrscheinlichkeit, dass es einem danach schlechter ging, noch sehr hoch. Die Ärzte hatten kaum probate Mittel gegen die verschiedenen Erkrankungen. Mit Aderlass und Abführmitteln lässt sich auch kein Kampf gegen Krankheiten gewinnen.
Der deutsche Arzt Samuel Hahnemann (1755– 1843), bekannt als Begründer der Homöopahtie, wollte das ändern und begann mit den verschiedensten Arzneien Experimente meist an sich selbst durchzuführen. Ein medizinisches Mittel, das wirklich half, war Chinarinde bei Malaria, es enthält Chinin, einen hochwirksamen Wirkstoff gegen Malaria. Als Hahnemann Chinarinde zu sich nahm, bekam er malariaartige Symptome. Damit war die Erkenntnis geboren: Die beste Arznei sei diejenige, die ein Leiden verursacht, ähnlich dem, das sie hei– len soll. Nun gab es aber auch giftige Substanzen, die gegen bestimmte Erkrankungen scheinbar besonders halfen. Hahnemann war klar, dass es nicht sinnvoll wäre, den Patienten diese Gifte direkt zu geben – sie würden damit einfach vergiftet und sterben. Also kam er auf die Idee, die Substanzen zu verdünnen, und konnte beobachten, dass auch noch die verdünnten Substanzen ihre Wirkung beibehielten. Damit hat er zumindest den Patienten in der damaligen Zeit weniger geschadet als die ehrenwerten Kollegen.
Eines Tages transportierte er seine Medizin besonders unsanft mit einem Karren. Als er feststellte, dass diese besonders stark geschüttelte Medizin ausgezeichnet half, besser als die nicht geschüttelte, kam er auf die Idee, die Medizin ab sofort nicht nur zu verdünnen – mit Wasser, Alkohol oder Zucker –, sondern auch noch zu schütteln.
Samuel Hahnemann wollte den Menschen helfen, nur leider machte er keine einzige Blindstudie, denn sonst wäre ihm aufgefallen, dass etwas nicht stimmen kann. Es gibt einige stark chininhaltige Erfrischungsgetränke eines englischen Getränkeherstellers. Nach Hahnemann sollte man nach deren Genuss malariaartige Zustände bekommen. Dem ist aber nicht so.

     
    Homöopathie widerspricht in ihren Vorstellungen weitgehend den Erkenntnissen, die die wissenschaftliche Medizin seit etwa 200 Jahren über Entstehung und Verlauf von Krankheiten gewonnen

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