Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Sonne
    C27: die Flasche Schnaps verdünnt im Volumen des Sonnensystems
    C54: die Flasche Schnaps verdünnt im Volumen einer Galaxie mit 100 Milliarden Sternen
    C74: die Flasche Schnaps verdünnt im Volumen des Universums
    C100: die Flasche Schnaps verdünnt in 100 Billionen Billionen Universen
     
    Ob die Dynamisierung zum Aufholen des Berauschungsrückstandes reicht, können Sie nun testen: Trinken Sie das letzte Glas mit C12 aus, und Sie haben einen homöopathischen Vollrausch. Dabei sollte laut homöopathischer Lehre ein viel stärkerer Rausch eintreten als bei der gleichen Menge an Urtinktur, in unserem Fall hochprozentigem Rum.
     
    Die Vorteile eines homöopathischen Vollrausches sind enorm: Sie können nach der Party mit dem Auto nach Hause fahren und passieren garantiert jede Verkehrskontrolle, obwohl Sie laut Homöopathie sturzbetrunken sind, und Sie haben am nächsten Tag garantiert keinen Hang-over. Einziger Nachteil: Weil Sie so viel Wasser getrunken haben, müssen Sie vermutlich in der Nacht öfter auf die Toilette als gewohnt.

    Nach einem ähnlichen Prinzip sollen die sogenannten SchüßlerSalze funktionieren, auch dabei wird auf die Methode des Potenzierens vertraut, es wird aber nicht ganz so rabiat verdünnt.
    Behandelt wird nach der These, wonach die Zelle Ausgangspunkt von Krankheiten sei. Demnach führe eine Abweichung vom Normalgehalt an anorganischen Nährsalzen zu Störungen der biochemischen Prozesse in der Zelle. Durch die Zuführung der Mineralstoffe in homöopathischen Dosen soll das für den Funktionsablauf der Zelle notwendige Ionengefälle wiederhergestellt werden. Dass die Wirkung von Schüßler-Salzen wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist, goes without saying.

    Ein Nichtwirknachweis erfolgte sogar unter besonders grausamen Umständen. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die Biochemie nach Schüßler (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Wissenschaftszweig) eine anerkannte Heilweise. Die „Krankenbehandler“, die bislang am Rande der Legalität praktiziert hatten, erhielten den Status von Heilpraktikern. Heinrich Himmler, der sogenannte Reichsführer SS, war ein Freund der Naturheilkunde. So konnten erstmals mit staatlicher Billigung und Förderung Untersuchungen durchgeführt werden, in denen die behauptete Wirksamkeit „biochemischer“ Arzneimittel überprüft wurde. Solche Versuche fanden auch in den Konzentrationslagern Dachau und Auschwitz statt, unter Leitung des Reichsarztes SS Ernst-Robert Grawitz. Dabei wurden unter anderem künstlich herbeigeführte Fälle von Blutvergiftung und Malaria weitgehend erfolglos behandelt. Für die Häftlinge nahmen diese Experimente in den meisten Fällen einen tödlichen Ausgang. [39]
     
    Zum Glück sind Experimente mit Salz nicht immer lebensgefährlich, manchmal sind sie einfach nur teuer. Welches Salz mögen Sie am liebsten? Das besonders milde, rosa Himalajasalz, das gemäßigte Meersalz mit der Kraft der Sonne, oder das zwar billige, aber dafür sehr aggressive Salinensalz?
    Wenn Salinensalz Ihr Favorit ist, dann dürfen wir gratulieren. Mit dem Geld, das Sie sich beim Würzen Ihrer Speisen sparen, können Sie einmal im Jahr gut essen gehen. Mindestens. Denn Salz ist Salz ist Salz. Salz besteht aus Natriumchlorid (NaCl) und einigen Verunreinigungen. Den salzigen Geschmack verursacht das Natrium. Die Verunreinigungen können etwas Gips oder Eisenoxidverbindungen sein. Zusätzlich wird manchen Salzen noch eine Rieselhilfe beigemengt, damit das Salz an der Luft nicht verklumpt. Es nimmt gerne Flüssigkeit auf, und die dadurch neu entstandenen Kristalle lassen sich nicht mehr ganz so gut verwenden. Rieselhilfen im Salz haben einen schlechten Ruf, aber erstens sind im Zucker gleichermaßen Rieselhilfen drin, ohne dass davon viel Aufhebens gemacht würde, und zweitens sind die dafür verwendeten Zusatzstoffe Kalk (Calciumcarbonat), Magnesiumcarbonat oder Silikate gesundheitlich völlig unbedenklich. Kalium-, Calcium-und Magnesiumionen sind wichtige Bestandteile des Trinkwassers, in Mineralwässern finden sich auch gelöste Silikate. Zudem wird vielen Salzen zur Vorbeugung gegen Jodmangel noch Natriumiodat oder Kaliumiodat zugesetzt. Das Salz selbst kann natürlich nicht an Jodmangel leiden, Jod ist dem Salz egal, aber seit die Menschen jodiertes Salz verwenden, laufen nicht mehr so viele von ihnen mit einem Kropf herum, und das ist nicht nur optisch ein Gewinn.

    Alle Salzsorten weisen ein paar Verunreinigungen auf – aber das