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Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)

Titel: Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Gruber , Heinz Oberhummer , Martin Puntigam
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welche ein Placebo bekommen. Denn die dadurch bedingten verschiedenen Verhaltensweisen des Versuchsleiters können ebenfalls einen psychologischen Einfluss auf die Testpersonen haben. Eine solche Studie, bei der nicht nur die Testpersonen, sondern auch der Versuchsleiter nicht weiß, wer das Präparat und wer das Placebo erhalten hat, nennt man Doppelblindstudie. Dabei kann die psychologische Komponente der Behandlung auf die Testpersonen weitgehend ausgeschlossen werden. In vielen Fällen sind Doppelblindstudien zur Überprüfung der Wirksamkeit von Präparaten oder Medikamenten unbedingt notwendig, um strengen wissenschaftlichen Standards zu genügen.

     
    Der Anteil an homöopathischen „Medikamenten“ im medizinischen Einsatz ist nach wie vor verschwindend gering. Wegen des fehlenden Wirknachweises übernehmen in den meisten Ländern die Krankenkassen die Kosten einer Behandlung nicht oder bezahlen nur einen kleinen Bruchteil. Trotzdem ist Homöopathie ein sehr gutes Geschäft. Die Gewinnspanne bei der Herstellung von Milchzuckerbällchen und geschütteltem Leitungswasser ist enorm, zumal von den Herstellern keinerlei klinische Studien bezahlt werden müssen, da Homöopathika keine Medikamente nach dem Arzneimittelkodex sind, sondern nur dem Lebensmittelkodex unterliegen, also nur nach bestimmten hygienischen Vorschriften hergestellt werden müssen.

    Grundsätzlich lässt sich sagen: Wer gesund ist und zu viel Zeit und Geld hat, kann ohne weiteres ein wenig mit Homöopathie herumexperimentieren, wenn man aber krank ist, sollte man zum Arzt gehen und nicht zum Homöopathen.
     
    Anleitung zum homöopathischen Komasaufen
     
    Wer zu spät auf eine Party kommt und schon gut angetrunkene Gäste in bester Feierlaune vorfindet, der kann, wenn er auf die Macht des Potenzierens vertraut, seinen Berauschungsrückstand sehr schnell aufholen. Hier das Rezept für einen homöopathischen Vollrausch für Schüttler nach der Mehrglasmethode:
     
    Versuchsanordnung
     
    1 Tisch
    12 normale Wassergläser
    1 Flasche Urtinktur. Dafür verwendet man am besten hochprozentigen Schnaps. Hervorragend eignet sich Stroh-Rum mit 80 % Alkohol („The Spirit of Austria“). Der Versuch funktioniert aber auch mit jedem anderen Schnaps.
    1 Wegwerfpipette bis zu 3 Milliliter aus Kunststoff
    1,2 Liter destilliertes Wasser, aber normales Wasser tut’s auch

    Versuchsdurchführung
     
    1. Man füllt zunächst die 12 Wassergläser mit 1/10 Liter destilliertem Wasser.
    2. Hierauf nimmt man mit der Pipette einen Milliliter (1/1000 Liter) des hochprozentigen Alkohols aus der Schnapsflasche und gibt ihn in das erste Glas mit dem destillierten Wasser. Damit ist der Schnaps schon um 1/100 verdünnt (1/1000 Liter aufgelöst in 1/10 Liter). Jetzt muss kräftig geschüttelt werden: am besten zehnmal nach links und rechts, vor und zurück, oben und unten. Es wird empfohlen, einen Bierdeckel auf das Wasserglas zu legen und festzuhalten, damit
man nicht nass wird. Das Ergebnis bezeichnen die Homöopathen als homöopathische Verdünnung C1.
    3. Hierauf entnimmt man aus dem Glas mit C1 mit der Pipette einen Milliliter, gibt ihn in das nächste Glas und schüttelt wieder kräftig. Wir haben nun eine homöopathische Verdünnung C2.
    4. Den vorigen Schritt wiederholt man bis zu C12.

    Um sich vorstellen zu können, was diese Verdünnungen bedeuten, kann man die folgenden Vergleiche machen, wobei wir der Einfachheit halber nach Zehnerpotenzen auf-oder abgerundet haben:
     
    C1: die Flasche Schnaps verdünnt in einer Badewanne
    C2: die Flasche Schnaps verdünnt in einem Tankwagen
    C3: die Flasche Schnaps verdünnt in einem Schwimmbad
    C4: die Flasche Schnaps verdünnt in einem Öltanker
    C5: die Flasche Schnaps verdünnt im Chiemsee
    C6: die Flasche Schnaps verdünnt im Ladogasee: größter See Europas
    C7: die Flasche Schnaps verdünnt im Baikalsee: größter Süßwassersee der Erde
    C8: die Flasche Schnaps verdünnt im Mittelmeer
    C9: die Flasche Schnaps verdünnt in allen Ozeanen
    C10: die Flasche Schnaps verdünnt im Volumen des Erdmantels
    C11: die Flasche Schnaps verdünnt im Volumen der Erde
    C12: die Flasche Schnaps verdünnt im Volumen des Jupiters, des größten Planeten im Sonnensystem
     
    Hier beenden wir unseren Versuch, weil mit großer Wahrscheinlichkeit kein einziges Molekül der Urtinktur mehr drin ist. Für einen richtigen Homöopathen ist aber C12 noch gar nichts – es geht weiter:
    C16: die Flasche Schnaps verdünnt im Volumen der

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