Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)
beschränkte Menge an Informationen verarbeiten, mit zu vielen Informationen auf einmal ist es schnell überfordert, und es wird vor allem das verarbeitet, woran man selber glaubt. Bei den Beratungen werden gerne zeitlose Wahrheiten präsentiert, Sprichwörter sind sehr beliebt sowie abstrakte oder mehrdeutige Begriffe. Abstrakte Begriffe wie Problem oder Chance können unterschiedlich interpretiert werden. Außerdem tut sich unser Gehirn in der Regel mit bildhaften Formulierungen leicht und wird damit verführt, über das Empfohlene gar nicht so genau nachzudenken. Durch das Fachvokabular der Astrologie soll auch noch der Eindruck von Wissenschaftlichkeit und Fachkompetenz erweckt werden. Ähnliches passiert natürlich in der Werbung oder vielen Beratungsgesprächen. Menschen sollen dazu gebracht werden, etwas zu glauben, was sich unmittelbar nicht überprüfen lässt, und deshalb möglicherweise Geld für etwas ausgeben, was gar keinen nachweisbaren Nutzen für sie hat. Wenn sie Glück haben, verlieren sie dabei nur Geld. Aber bei der Astrologie ist es wie in der Liebe: die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Kapitel 7: Hoffnung
Kennen Sie den? – „Treffen sich ein belebtes Wasser und ein radiästhetischer Kornkreis in einem Kraftpunkt zur Erstverschlimmerung.“ Die Pointe: Mit derartigem Schmonzes verdienen Scharlatane auf der ganzen Welt Milliarden, dagegen sind Investmentbanker-Boni Peanuts. Selbst Menschen mit guter Ausbildung, die die Naturgesetze akzeptieren, glauben irgendwie, dass es vielleicht doch irgendeine höhere Kraft oder eine unsichtbare Energie gibt, die sich hauptberuflich für unser Wohlbefinden zuständig fühlt.
Dabei ist Wasser tatsächlich ein fantastischer Stoff, auch belebtes. Wir Menschen kommen aus dem Wasser, wir verwenden es zur Reinigung, wir brauchen es zum Trinken und es wirft als Handelsware erhebliche Gewinne ab. Das Molekül H 2 O ist durch seine ganz speziellen Eigenschaften ein besonderes Element. Es ist bei Zimmertemperatur flüssig und erreicht bei 4 Grad Celsius seine geringste Ausdehnung. Alle chemischen Reaktionen in Lebewesen laufen im wässrigen Milieu ab. Wasser bedeutet für uns Menschen Leben. Kein Naturwissenschaftler bestreitet deshalb ernsthaft die Existenz von belebtem Wasser. Das ist ein Vorurteil. Im Meer wimmelt es von Tieren, und wenn man Leitungswasser in eine Karaffe gießt, ein paar unsterile Mineralien dazugibt und das Ganze ein, zwei Tage stehen lässt, dann ist das Wasser ordentlich belebt. Wenn man genau schaut, kann man rund um die Steine den Film aus Bakterien, Algen und Pilzen erkennen, der sich dann bildet. Dieses Wasser muss man dann belebt nennen. Trinken sollte man es jedoch nur noch, wenn man sehr dringend Durchfall haben möchte.
Wasser allerdings, das durch irgendeinen esoterischen Hokuspokus in eine höhere Ordnung gerät, ohne zu wissen, wie ihm geschieht, das spiralisiert oder mit Urinformation, was auch immer das sein soll, angereichert wird – diese Art von belebtem Wasser gibt es natürlich nicht. Das heißt, so etwas gibt es natürlich doch, es ist meistens sehr teuer, aber verlässlich wirkungslos. Bestenfalls. So was ist „aus dem Esoterik-Milieu stammender, parawissenschaftlicher Unfug“, da haben die Gerichte, die sich anlässlich einer Klage der Firma Grander gegen den Wiener Biologen Dr. Erich Eder damit befassen mussten, schon recht. [30]
Gerne werden im Zusammenhang mit Wasservitalisierung Dinge behauptet wie: „[Wasser] wird durch lange Leitungen gepresst und ist fortwährend Stress, Druck und Umwelteinflüssen ausgesetzt. Die Folge: Die natürliche Struktur des Wassers verändert sich.“ [31] Wer das behauptet, hat entweder keine Ahnung von Naturwissenschaften oder er will an Ihr Geld. Oder beides, das ist auch eine häufige Kombination. Dass hoher Druck Wasser in Stress versetzt, ist nämlich höchstens eine Behauptung. „Der Versorgungsdruck im Trinkwassernetz liegt normalerweise zwischen 2 und 6 bar. Der höchste Druck beträgt in der Regel maximal 8 bar. [...] Die Tiefsee, der lichtlose Meeresraum unterhalb 1000 Meter, bedeckt rund 60 % der Erdoberfläche. Der hydrostatische Druck nimmt pro 10 m Wassertiefe um ziemlich genau 1 bar zu. Auf dem größten Teil der belebten Erdoberfläche lastet somit ein Druck von mehr als 100 bar.“ [32] Und weiter unten wird der Druck noch größer. Da müsste die Evolution ein schöner Trottel sein, wenn sie fast zwei Drittel der Erde mit kaputtem Wasser bedeckt
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