Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)
hat. Das betrifft nicht nur die Erstverschlimmerung (die Beschwerden werden nach Einnahme des Mittels zunächst schlimmer), sondern es werden sogar grundlegende Naturgesetze in Frage gestellt. Würde das Ganze funktionieren, so würde gegen den 2. Hauptsatz der Thermodynamik verstoßen, oder einfacher ausgedrückt: von nichts kommt nichts.
Ein wichtiger Grundsatz der Homöopathie ist die Potenzierung, auch Dynamisierung genannt. Es liegt allerdings der Verdacht nahe, dass Homöopathen solche und andere Fachausdrücke nur verwenden, um ihrem Tun einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben. In der einfachen Sprache der Naturwissenschaftler wird dabei nichts anderes gemacht, als eine Substanz in mehreren Schritten wirklich stark zu verdünnen und zu schütteln. Man geht dabei von der sogenannten „Ursubstanz“ aus, die mit Alkohol oder destilliertem Wasser verdünnt wird. Man kann das Ganze auch mit Milchzucker verreiben, um die Ursubstanz zu verdünnen, und Globuli daraus formen. Dabei gibt es die sogenannten D-Potenzen (Dezimalpotenzen), das heißt, dass man bei den einzelnen Schritten immer um 1/10 verdünnt. Bei den sogenannten C-Potenzen (Centesimalpotenzen) wird entsprechend um 1/100 verdünnt. Die Wirkung sollte umso größer werden, je öfter man verdünnt und schüttelt. Die Potenz D21 entspricht bereits einer Verdünnung von 1:1000000000000000000000 beziehungsweise eins zu einer Trilliarde beziehungsweise 10·10 –21 . Das entspricht ungefähr einer Tablette, aufgelöst und gleichmäßig verteilt in allen Ozeanen der Erde. Das ist schon sehr sparsam im Verbrauch mit dem Wirkstoff, es geht aber noch viel sparsamer. Etwa ab D24 ist die Verdünnung so groß, dass praktisch kein einziges Molekül der Ursubstanz mehr vorhanden ist. Erhofft wird quasi die Lösung aller Probleme aus dem Nichts. Und D24 ist erst der Anfang, es gibt sogar Verdünnungen bis C1.000.000. Und je stärker die Verdünnung, desto höher der Anschaffungspreis.
Bleibt die Frage, warum homöopathische Medikamente bei manchen Menschen trotzdem helfen, obwohl praktisch kein Wirkstoff mehr vorhanden ist. Viel ist dem sogenannten Placeboeffekt zu verdanken, das bedeutet, dass sich manchmal trotzdem eine Wirkung einstellt. Manche Krankheitssymptome verschwinden einfach von selbst wieder, auch wenn man sie mit Homöopathika behandelt. Außerdem basieren manche dieser Arzneien auf Alkohol, der eine betäubende oder beruhigende oder sogar heilende Wirkung haben kann. Besonders gut helfen homöopathische Gaben, wenn eine Krankheit in Wellen verläuft. Das heißt, man geht zum Zeitpunkt des größten Ungemachs zum Arzt, nimmt danach ein paar Globuli, und die Schmerzen lassen nach. Das hätten sie aber sonst mit größter Wahrscheinlichkeit auch gemacht. Gerne werden als Beweis für die Wirksamkeit von Homöopathie Heilerfolge bei Tieren ins Treffen geführt, die sich ja nichts einbilden können, also keinen Placeboeffekt kennen. Es gibt allerdings keinen Beleg dafür, dass dabei mehr passiert als das Erwartbare.
Blindstudien, Doppelblindstudien
Um die Wirksamkeit eines Präparats beziehungsweise bei klinischen Studien eines Medikaments zu überprüfen, werden die Testpersonen in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhält das (angeblich) wirksame Präparat oder Medikament, während die andere Gruppe nur ein Placebo bekommt. Ein Placebo ist ein Scheinmittel, das den wirksamen Stoff des Präparats oder Medikaments nicht enthält, aber sonst dem Präparat möglichst gleicht.
Bei einer Blindstudie erfahren die Testpersonen beziehungsweise Patienten nicht, ob sie das Präparat beziehungsweise Medikament oder eben nur ein Placebo erhalten. Eine Blindstudie ist notwendig, damit der Einfluss von Erwartungen und Verhaltensweisen möglichst ausgeschlossen wird. Denn positive Veränderungen des subjektiven Befindens sowie auch von messbaren körperlichen Funktionen können auftreten, wenn die Testpersonen auch nur glauben, ein wirksames Präparat erhalten zu haben. Dieser Effekt wirkt sich bei einer Blindstudie für beide Gruppen gleich aus, weil ja den Testpersonen nicht mitgeteilt wird, ob sie das wirksame Mittel oder ein Placebo erhalten haben. Wichtig ist dabei, dass die beiden Mittel auch optisch identisch erscheinen, inklusive der Verpackung, und vom Geruch her und geschmacklich nicht unterschieden werden können.
Aber auch der betreuende Versuchsleiter beziehungsweise Mediziner sollte nicht wissen, welche der Testpersonen das Präparat und
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