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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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entgehen lassen, den Sean macht.«
    Aber Seans Eltern würden die ersten Schritte ihres Sohnes nicht mitverfolgen können, dachte Savich. Bittere Wut stieg in ihm hoch, und das Bewusstsein seines Versagens.
    Schließlich sagte er, obwohl er wusste, dass es ihr nicht gefallen würde: »Sie ist beängstigend, Sherlock. Ich will auch dich nicht in ihrer Nähe haben«.
    Sie nickte langsam, während sie zu ihm trat und ihr Gesicht an seinen Hals schmiegte. »Ich weiß, Dillon, aber was anderes ist mir nicht eingefallen. Jimmy Maitland dachte sich schon, dass du wegen Sean und mir Schwierigkeiten machen würdest, und ich wusste, dass ich das nicht zulassen konnte. Jetzt sind sowohl Gabriella als auch Sean in Sicherheit. Denk gar nicht erst, du könntest mich auch loswerden. Wir stecken da zusammen drin, und wir stehen das auch zusammen durch. Wir kriegen sie, Dillon. Hier sind wir im Vorteil, denn hier haben wir die Fäden in der Hand. Wir können alles planen und vorbereiten. Wir können handeln, wenn sie kommt, und müssen nicht auf das warten, was sie tut.«
    Er hielt sie ganz fest, fragte sich, ob sie seine Angst wohl riechen konnte, eine Angst, so groß, dass sie ihn zu verschlingen drohte. Savich küsste sie und drückte sie, bis sie protestierte. »Wir müssen uns auf sie vorbereiten, Sherlock, und ich habe da auch schon ein paar Ideen. Ich denke schon seit einer ganzen Weile darüber nach.«
    »Was für Ideen zum Beispiel?«, wollte sie wissen und bog sich ein wenig zurück, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
    »Sie hat die Macht, Illusionen zu schaffen, die Leute das sehen zu lassen, was sie sehen sollen. Ob’s nun eine Art Zaubertrick ist oder ein Talent, eine Ausgeburt ihres kranken Hirns – das Endergebnis ist dasselbe.«
    Er ließ sie los und begann unruhig auf und ab zu gehen, blickte das Bild seiner Großmutter über dem Kamin an, drehte sich dann um und sagte: »Du glaubst, sie kann mir nichts vormachen, wenn ich nur nahe genug an ihr dran bin. Wenn wir sie hier ins Haus locken können, dann bin ich nahe genug an ihr dran.«
    Er kam zu ihr zurück, blickte lächelnd auf sie hinab und fuhr zärtlich mit den Fingern durch ihr rotes Lockenhaar.
    »Küss mich, Dillon.«
    »Darf ich mehr, als dich nur küssen?«
    »O ja.«
    »Gut. Das Abendessen kann warten.«
    Die ganze Welt kann warten, dachte Sherlock, während sie ihn an sich drückte. »Und nach dem Essen gehen wir ins Fitnessstudio. Da können wir den ganzen Stress loswerden.«
    »Machen wir. Aber wenn du noch viel Stress fühlst, nachdem ich mit dir fertig bin, dann muss ich mein Programm neu überdenken.«
    Und er lachte, er lachte wirklich.
GÖTEBORG, SCHWEDEN
    Schwere Wolken hingen tief am Himmel und verdeckten Mond und Sterne. Sie würden Regen, ja vielleicht sogar Schnee bringen, noch bevor die Nacht vorüber war.
    Simon saß zusammengekauert in einem kleinen Boot, die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden. Alpo ruderte, und Nikki saß neben ihm. Er hielt eine Pistole in der Hand. Hinter ihnen her fuhr ein weiteres Boot, in dem Ian Jorgenson mit einem kleinen Mann saß, den Simon zuvor noch nicht gesehen hatte; der kleine Mann ruderte.
    Der Kanal war breit. Die Stadt Göteborg warf auf beiden Ufern unheimliche Schatten übers schwarze Wasser. Man hörte nur das leise Eintauchen der Ruder.
    Der Kanal bog nach rechts ab, die Gebäude dünnten allmählich aus. Kein Mensch war zu sehen.
    Er hatte den Knoten an seinen Fesseln bereits gelockert, bald würde er ihn aufbekommen. Bloß noch ein paar Minuten, und er hätte seine Hände frei, dann noch ein paar Minuten, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen.
    Wenn er nur ein bisschen mehr Zeit bekam, dann hatte er eine Chance. Aber beide Uferseiten lagen nun nahezu verlassen da. Sie konnten ihn jetzt jederzeit unbesorgt töten.
    Er nestelte an dem Knoten, rieb sich dabei die Handgelenke roh und blutig, aber das machte nichts. Das Blut half ihm, die Hanfstränge zu lockern.
    »Stop!«
    Das war Ian Jorgenson. Sein kleines Boot kam längsseits.
    »Hier. Das reicht. Gib mir die Pistole, Nikki, ich will dem Bastard eine Kugel in den Kopf schießen. Dann kannst du ihn in den Plastiksack stecken und im Kanal versenken.«
    Simon spürte, wie Nikki sich zu Ian beugte, um ihm die Pistole zu geben. Das war seine letzte Chance. Simon sprang auf, rempelte Alpo um und stürzte sich auf den kleinen Mann in dem anderen Boot. Beide Boote gerieten heftig ins Schaukeln, die Männer brüllten und fluchten. Als

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