Wer nie die Wahrheit sagt
nicht«, warf Ian Jorgenson ein, trat vor und legte eine Hand auf die Schulter seines Vaters. »Der Kurator, Mr. Monk, war gerne bereit, es nachmalen zu lassen. Er gab es einfach unserem Künstler, hängte zwischenzeitlich eine ziemlich schlechte, schlampig ausgeführte Kopie auf und dann wurde das Original einfach ausgetauscht. Selbstverständlich merkte niemand etwas. Wissen Sie, Mr. Russo, ich hatte anfangs Hoffnungen, was Sie betrifft. Sie besitzen ja selbst eine Sarah Elliott. Ich hatte gehofft, Sie überreden zu können, sich mir anzuschließen, mir vielleicht sogar Ihr Bild zu verkaufen, zu einem äußerst generösen Preis selbstverständlich sowie dem Angebot einer finanziell äußerst lohnenden Stellung in einem meiner Unternehmen.«
Ian blickte Simon an, und seine Augen verengten sich, doch als er sprach, klang seine Stimme ungebrochen freundlich. »Mein Vater sah ein, dass Sie sich nicht gewinnen lassen würden, nachdem er von Alpo und Nikki erfuhr, wie Sie sich auf dem langen Flug hierher verhielten. Sie waren in keiner Weise kooperativ, Mr. Russo. Tatsächlich haben Sie es nur dem Wunsch meines Vaters, Sie in seine Organisation einzubeziehen, zu verdanken, dass wir uns überhaupt die Mühe machten, Sie hierher nach Schweden zu bringen. Mein Vater wollte Sie testen.«
»Gut, testen Sie mich«, sagte Simon hitzig. »Mal sehen, wie ich reagiere.«
»Eigentlich wollte ich Sie bitten, mir Ihre Sarah Elliott zu überlassen, Die letzte Ölung; ein Bild, das ich sehr bewundere. Im Austausch dafür biete ich Ihnen Ihr Leben und die Chance, mir Ihren Wert zu beweisen.«
»Ich akzeptiere Ihr Angebot, wenn Sie im Gegenzug mir und Lily die Freiheit schenken.«
»Es ist genauso, wie ich befürchtet habe«, seufzte Olaf. Er nickte seinem Sohn zu.
Ian blickte seine Hände an, starke Hände, und polierte kurz die Fingernägel am Ärmel seiner Kaschmirjacke. Er sah Simon an und sagte: »Ich freue mich schon darauf, Sie zu töten, Mr. Russo. Ich wusste, Sie würden nie auf unsere Seite wechseln und man könnte Ihnen niemals trauen. Sie haben sich zu weit eingemischt.«
Simon erwiderte: »Sie hatten Ihre Chance, Die Letzte Ölung zu bekommen, Mr. Jorgenson. Freiheit für Lily und mich, aber Sie haben sie ausgeschlagen. Lassen Sie mich Ihnen versprechen, dass Sie das Bild nie in die Hände bekommen werden. Wenn ich sterbe, geht es an das Metropolitan Museum of Art.«
»Ich hasse es, mich im Charakter eines Menschen zu täuschen. Eine Schande, Mr. Russo.« Olaf Jorgenson war entrüstet.
»Stimmt es, dass Sie Rembrandts Nachtwache an Bord Ihrer Jacht haben?«, wollte Lily von seinem Sohn wissen.
Ian Jorgenson hob eine blonde Braue. »Meine Güte, Mr. Russo hat aber viele Tentakeln, wie? Ja, meine Liebe, ich ließ es vor zehn Jahren unauffällig aus dem Rijksmuseum entfernen. Es war tatsächlich recht schwierig. Ein Geschenk für meine Frau, die im selben Jahr starb. Sie war so glücklich, es in ihren letzten Tagen anschauen zu dürfen.«
Der Alte lachte und brach dann in Husten aus. Nikki reichte ihm ein Taschentuch, und er hustete hinein. Lily glaubte Blut zu sehen.
Ian fuhr fort: »Wie mein Vater sagte, das Chicago Institute of Art ist schwierig. Man hat dort in den letzten zehn Jahren sehr viele Sicherheitsvorkehrungen hinzugefügt, was das Entfernen von Kunstwerken zu einer großen Herausforderung macht. Das Wichtigste jedoch, mein dortiger Kontaktmann, einer der Kuratoren, verlor vor fünf Jahren seine Stellung. Zu schade. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, bis Sie in dieses lächerliche kleine Städtchen an der kalifornischen Küste zogen, dieses Hemlock Bay.«
Dann berichtete Olaf weiter: »Ich habe viele Stunden damit verbracht, mir den richtigen Plan für Sie auszudenken, Lily. Ian reiste nach Kalifornien, nach Hemlock Bay. Was für ein drolliger, cleverer Name. So ein einfaches kleines Städtchen, die Bewohner so freundlich und offen Neuankömmlingen wie Ihnen und Ihrer Tochter gegenüber, nicht wahr? Er mochte die würzige Meerluft, die Ruhe der endlosen Strände und Wälder, der herrlichen Sequoias und all der cleveren kleinen Sträßchen und Häuser, die sich so gut in die Landschaft einpassten. Wer hätte geglaubt, dass es so einfach werden würde, derart perfekte Werkzeuge zu finden? Die Frasiers, gierige, ehrgeizige Menschen, ausgerechnet die hatten einen Sohn, der perfekt zu Ihnen passte.«
»Haben die Frasiers meine Tochter ermordet?«
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»Sie glauben, die Frasiers hätten Ihre
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